Austrian Airlines Rückholflüge aufgrund von COVID-19
Austrian Airlines Pilot Dr. Reinhard Lernbeiss im Gespräch
Ein einziger Virus schafft es innerhalb kürzester Zeit die ganze Welt zum Stillstand zu bringen – auch die Luftfahrt. Am 18. März 2020 wurde der reguläre Flugbetrieb von Austrian Airlines vorerst eingestellt. Doch zahlreiche Österreicher befinden sich noch im Ausland. Kurzerhand hat das österreichische Außenministerium die Initiative der „Repatriierungsflüge“ins Leben gerufen, um im Ausland gestrandete Österreicher schnell nach Hause zu holen. Im Interview erzählt Austrian Airlines Pilot Dr. Reinhard Lernbeiss über die Planung, Abläufe und Herausforderungen.
Wer nimmt an den Rückholf lügen teil?
Dr. Reinhard Lernbeiss: Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Bei den Rückholflügen setzt man sich nicht nur einer erhöhten Gefahr der Ansteckung aus, sondern benötigt obendrein ein hohes Maß an Engagement. Hier gibt es keine Routine. Bei jeder Grenze des Luftraums kann es aktuell passieren, dass etwa die Einfluggenehmigung nicht mehr gilt. Dies kann zu Verhandlungen und einer notwendigen Koordination führen, die etwa höchste diplomatische Hilfe beansprucht. Obendrein kommen noch die Organisation mit lokalen Behörden und die jeweiligen Gesundheitsauflagen hinzu. Jeder Einzelne muss individuell entscheiden, ob er sich für unsere Rückholaktionen melden möchte.
An welchen Rückholflügen haben Sie teilgenommen?
Zurzeit haben die meisten von uns etwa zwei bis drei solcher Flüge absolviert. Das Programm wird derzeit etwas dichter, da nun auch Frachtflüge hinzukommen. Erst letzte Woche wurde beispielsweise Sanitätsbedarf aus China eingeflogen, welcher für Spitäler in Tirol und Südtirol notwendig war. Die angeflogenen Destinationen sind mehrheitlich nicht Teil des regulären Austrian Streckennetzes. Aktuell warte ich zum Beispiel auf den Abflug aus Bali nach Wien mit Zwischenstopp in Kuala Lumpur. Aber es wurden auch schon Flüge nach Lima, Mexiko City oder Sydney bedient, stets mit komplett voller, bis auf den letzten Platz besetzter Kabine.
Wie fühlt es sich an, wenn man einen Rückholflug durchführt?
Emotionen muss man hintenanstehen lassen und einen kühlen Kopf bewahren. Aber ich würde sagen, die Österreicher können hier wirklich stolz auf ihr Land sein. Es wird doch wesentlich besser umgesetzt, als in einigen anderen Ländern. Dem muss man sich aber auch nach der Krise bewusst sein.
Mussten Sie sich speziell darauf vorbereiten?
Die meisten Flüge sind definitiv keine typischen Routineflüge. Natürlich haben wir ein paar wichtige Guidelines, aber die können nicht alle Eventualitäten abdecken. Gerade in diesem Moment habe ich einen Anruf erhalten, dass wir das Flugzeug in Bali auf einen anderen Platz stellen müssen. Der Flugplatzbetriebsleiter darf dies nicht mit unseren Technikern alleine durchführen. Obwohl ich erst in fünf Stunden wieder zum Flugzeug müsste, muss ich jetzt schon wieder raus. Das sind Dinge, auf die man sich nicht vorbereiten kann – und das ist noch relativ harmlos.
Welche Maßnahmen werden danach getroffen?
Es gibt ein Tracking. Wird ein Passagier oder ein Besatzungsmitglied positiv auf COVID-19 getestet oder zeigt Symptome, wird man offiziell informiert und aufgefordert, gewisse Vorgehensweisen einzuschlagen. Die Flugzeugreinigung findet nun noch intensiver statt und wird händisch umgesetzt. Dabei wird das komplette Flugzeug desinfiziert und mehrfach kontrolliert.