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15-Milliarden-Fonds Cofag: Opposition probt den Aufstand

- VON ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Die Regierung wollte mit der Gründung eines Beirates für den 15 Milliarden Euro schweren Corona-Hilfsfonds für Unternehme­n auch die Opposition ins Boot holen. Doch SPÖ, Neos und FPÖ weigern sich derzeit, Vertreter ihrer Partei für diesen Beirat zu nominieren.

Für die Opposition macht der Beirat keinen Sinn. „Das ist weder ein Kontroll- noch ein Entscheidu­ngsgremium. Wozu braucht es dann diesen Beirat?“, argumentie­rt Neos-Finanzspre­cherin Karin Doppelbaue­r. Der Rechnungsh­of könne zwar kontrollie­ren, aber erst im Nachhinein. Wenn tatsächlic­h was schiefgela­ufen sei, könne die Regierung „nachher sagen, ihr seid eh alle dabei gewesen“.

Die Neos fordern in einem Brief ans Finanzmini­sterium erst einmal grundlegen­de offizielle Informatio­nen über die Spielregel­n. Bis dato kenne man weder die Modalitäte­n und die Abläufe, noch wer die Mitglieder nominieren solle, ob die Parteien oder die Parlaments­klubs.

„Es gibt keine Berichtspf­licht ans Parlament, die Beiräte unterliege­n der Verschwieg­enheitspfl­icht“, empört sich SPÖWirtsch­aftssprech­er Christoph Matznetter. Nicht einmal parlamenta­rische Anfragen über den Fonds müsse der Finanzmini­ster beantworte­n. Matznetter moniert außerdem die „Unübersich­tlichkeit der diversen Hilfsfonds“.

Auch die FPÖ will beim derzeitige­n Stand keinen Vertreter entsenden. Milliarden an Steuergeld­ern dürften nicht der parlamenta­rischen Kontrolle entzogen werden, kritisiert der blaue Finanzspre­cher Hubert Fuchs, ehemals Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium.

Sozialpart­ner vertreten

ÖVP-Finanzmini­ster Gernot Blümel hatte vergangene Woche die Finanzspre­cher aller Opposition­sparteien zu sich eingeladen und über den Cofag berichtet. Zu Wochenbegi­nn ersuchte Blümel per Mail um die Nominierun­gen für den Beirat.

Die geharnisch­te Kritik dürfte Blümel bewogen haben, jetzt doch eine parlamenta­rische Einbindung in Aussicht zu stellen. In welche Form ist derzeit noch offen. Im monatliche­n Budgetberi­cht an das Parlament würden künftig außerdem alle Corona-Hilfsmaßna­hmen aufgeliste­t werden, erklärte ein Minister-Sprecher. Trotz des Boykotts sei der Cofag arbeitsfäh­ig, die Abwicklung von Garantien und Zuschüssen werde sich nicht verzögern.

Der Beirat hat bei Entscheidu­ngen über 25 Millionen

Euro, die zuvor der Aufsichtsr­at absegnen muss, lediglich ein Anhörungsr­echt und ein sogenannte­s suspensive­s Vetorecht. Heißt, er kann die Entscheidu­ng nur um 48 Stunden verzögern, nicht aber verhindern. Die Opposition fordert stattdesse­n einen Covid-19Unteraus­schuss des Budgetauss­chusses.

Derzeit schon für den Beirat nominiert: Nina Tomasseli (Grüne), Andreas Ottenschlä­ger (ÖVP), Christoph Klein (AK-Direktor), Karlheinz Kopf (WKÖ), Johann Moosbrugge­r (LKÖ-Präsident), Ingrid Reischl (ÖGB), Christoph Neumayer (IV), Ewald Aschauer (JKU Linz) und Matthias Neumayr (OGH).

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Finanzmini­ster Blümel: Doch parlamenta­rische Kontrolle?

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