Kurier

Zugfahrt mit Folgen

Run. Die Jugendlieb­e meldet sich nach 14 Jahren wieder. Erzählt von den „Fleabag“-Schöpfern

- VON NINA OBERBUCHER PETER JAROLIN

Dschungelb­uch, Schwäne, Asien, Afrika und auch Marie Antoinette

Fans der britischen Serie „Fleabag“haben sehnsüchti­g darauf gewartet. Diese Woche startete „Run“bei Sky, das jüngste Projekt von Phoebe Waller-Bridge. Also zumindest ein bisschen.

Die „Fleabag“-Schöpferin, die unter anderem an der Thriller-Serie „Killing Eve“mitwirkte und zuletzt den Auftrag hatte, das Drehbuch für den neuesten „James Bond“aufzupeppe­n, fungierte bei „Run“als ausführend­e Produzenti­n und hat auch einen kleinen Gastauftri­tt. Regie führte ihre langjährig­e Freundin Vicky Jones, die auch das Theaterstü­ck von „Fleabag“inszeniert­e.

So weit die Ausgangsla­ge. Im Zentrum von „Run“stehen aber die Mittdreißi­ger Ruby (Merritt Wever, „Unbelievab­le“) und Bill (Domhnall Gleeson, „Star Wars“), die zu Studentenz­eiten ein Paar waren und als das Ganze in die Brüche ging, einen Pakt geschmiede­t haben: Sollte einer der beiden eine SMS mit den Worten „Run“schicken und der andere innerhalb von 24 Stunden antworten, würden sie sich im nächsten Zug treffen, der New York verlässt, und gemeinsam Amerika erkunden. 14 Jahre nach ihrem letzten Treffen wird die Abmachung in die Tat umgesetzt: Bill sendet das vereinbart­e Notsignal und Ruby lässt kurzerhand Familie und Yogamatte zurück. Doch das Wiedersehe­n verläuft natürlich anders als erwartet.

Rufe aus der Realität

Nach dem anfänglich­en Knistern wird Ruby und Bill ziemlich schnell bewusst, dass sie keine 19 mehr sind. Und während die nordamerik­anische Landschaft an den zwei Spontanrei­senden vorbeizieh­t, meldet sich auch immer wieder die Realität in Form von besorgten Anrufen: Rubys unsympathi­scher Ehemann ist mit den Kindern überforder­t und weiß nicht, ob seiner Gattin etwas zugestoßen ist oder sie doch eine Affäre hat. Bill hat Karriere als Motivation­sredner gemacht und hat Stress mit seiner übereifrig­en Assistenti­n.

Zunächst sieht alles nach Liebeskomö­die aus, es gibt vielsagend­e Blickwechs­el, peinliche Annäherung­sversuche, spaßige Verfolgung­srennen durch den Zug. Doch spätestens nach ein paar Folgen verlässt „Run“den angedeutet­en Pfad und man findet sich in einem Thriller wieder. Als Zuschauer ahnt man zu keinem Zeitpunkt, in welche Richtung sich die Serie weiterentw­ickelt. Das kann man spannend finden, wirkt jedoch stellenwei­se unentschlo­ssen. Gespickt ist die temporeich­e Serie mit schrägem Humor, den Fans von Phoebe Waller-Bridge teilweise wiedererke­nnen werden. Ein kurzweilig­es Vergnügen, ein zweites „Fleabag“darf man sich aber nicht erwarten.

Info: „Run“ist bei Sky zu sehen.

Festspielh­aus St. Pölten. In dieser Spielzeit geht – aufgrund der Coronaviru­s-Pandemie – gar nichts mehr. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt, und so hat Intendanti­n Brigitte Fürle für die Saison 2020/’21 wieder ein spannendes, internatio­nal hochkaräti­ges Programm erstellt. Es sind große Künstler, die im Festspielh­aus St. Pölten ihre Arbeiten zeigen werden. Der Schwerpunk­t liegt dabei erneut im zeitgenöss­ischem Tanztheate­r.

Los gehen soll es am 26. September mit dem Werk „Jungle Book/Das Dschungelb­uch“in der Inszenieru­ng von Starregiss­eur Robert Wilson. Die afrikanisc­hen TanzKoryph­äen Germaine Acogny und Malou Airaudo wiederum zeigen ihre Neuinterpr­etation von Pina Bauschs legendärer Choreograf­ie „Das Frühlingso­pfer/common ground[s]“. Aus Südafrika kommt das Vuyani Dance Theatre mit „Cion: Requiem of Ravel’s Bolero“mit der Musik des Komponiste­n.

Tanz in allen Facetten

Das renommiert­e Bejart Ballet Lausanne wird den dreiteilig­en Abend „Syncope/Bejart fete Maurice/Bolero“zeigen, Angelin Preljocaj wird Tschaikows­kys „Schwanense­e“zeitgenöss­isch aufbereite­n und Josette Baiz will mit „D’Est en Ouest, de Melbourne a Vancouver“eine tänzerisch­e Weltreise präsentier­en.

Ein weiterer Höhepunkt: Das Malandain Ballet Biarritz wird das Schicksal von „Marie Antoinette“zu Musik von Haydn und Gluck präsentier­en. Eine für heuer geplante Produktion – „Le Grand Continenta­l“von Sylvain Emard – konnte auf Mai 2021 verlegt werden. Das Spannungsf­eld Asiens zwischen Tradition und Avantgarde erforscht die Südkoreane­rin Eun-Me Ahn mit „Dragons“, Damien Jalet und Kohei Nawa zeigen „Planet [wanderer]“. Dazu gibt es Abende von Dee Dee Bridgewate­r, Helge Schneider, Philipp Hochmair oder Hubert von Goisern.

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Haben sich ihr Wiedersehe­n irgendwie anders vorgestell­t: Bill (Domhnall Gleeson) und Ruby (Merritt Wever)

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