Zugfahrt mit Folgen
Run. Die Jugendliebe meldet sich nach 14 Jahren wieder. Erzählt von den „Fleabag“-Schöpfern
Dschungelbuch, Schwäne, Asien, Afrika und auch Marie Antoinette
Fans der britischen Serie „Fleabag“haben sehnsüchtig darauf gewartet. Diese Woche startete „Run“bei Sky, das jüngste Projekt von Phoebe Waller-Bridge. Also zumindest ein bisschen.
Die „Fleabag“-Schöpferin, die unter anderem an der Thriller-Serie „Killing Eve“mitwirkte und zuletzt den Auftrag hatte, das Drehbuch für den neuesten „James Bond“aufzupeppen, fungierte bei „Run“als ausführende Produzentin und hat auch einen kleinen Gastauftritt. Regie führte ihre langjährige Freundin Vicky Jones, die auch das Theaterstück von „Fleabag“inszenierte.
So weit die Ausgangslage. Im Zentrum von „Run“stehen aber die Mittdreißiger Ruby (Merritt Wever, „Unbelievable“) und Bill (Domhnall Gleeson, „Star Wars“), die zu Studentenzeiten ein Paar waren und als das Ganze in die Brüche ging, einen Pakt geschmiedet haben: Sollte einer der beiden eine SMS mit den Worten „Run“schicken und der andere innerhalb von 24 Stunden antworten, würden sie sich im nächsten Zug treffen, der New York verlässt, und gemeinsam Amerika erkunden. 14 Jahre nach ihrem letzten Treffen wird die Abmachung in die Tat umgesetzt: Bill sendet das vereinbarte Notsignal und Ruby lässt kurzerhand Familie und Yogamatte zurück. Doch das Wiedersehen verläuft natürlich anders als erwartet.
Rufe aus der Realität
Nach dem anfänglichen Knistern wird Ruby und Bill ziemlich schnell bewusst, dass sie keine 19 mehr sind. Und während die nordamerikanische Landschaft an den zwei Spontanreisenden vorbeizieht, meldet sich auch immer wieder die Realität in Form von besorgten Anrufen: Rubys unsympathischer Ehemann ist mit den Kindern überfordert und weiß nicht, ob seiner Gattin etwas zugestoßen ist oder sie doch eine Affäre hat. Bill hat Karriere als Motivationsredner gemacht und hat Stress mit seiner übereifrigen Assistentin.
Zunächst sieht alles nach Liebeskomödie aus, es gibt vielsagende Blickwechsel, peinliche Annäherungsversuche, spaßige Verfolgungsrennen durch den Zug. Doch spätestens nach ein paar Folgen verlässt „Run“den angedeuteten Pfad und man findet sich in einem Thriller wieder. Als Zuschauer ahnt man zu keinem Zeitpunkt, in welche Richtung sich die Serie weiterentwickelt. Das kann man spannend finden, wirkt jedoch stellenweise unentschlossen. Gespickt ist die temporeiche Serie mit schrägem Humor, den Fans von Phoebe Waller-Bridge teilweise wiedererkennen werden. Ein kurzweiliges Vergnügen, ein zweites „Fleabag“darf man sich aber nicht erwarten.
Info: „Run“ist bei Sky zu sehen.
Festspielhaus St. Pölten. In dieser Spielzeit geht – aufgrund der Coronavirus-Pandemie – gar nichts mehr. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und so hat Intendantin Brigitte Fürle für die Saison 2020/’21 wieder ein spannendes, international hochkarätiges Programm erstellt. Es sind große Künstler, die im Festspielhaus St. Pölten ihre Arbeiten zeigen werden. Der Schwerpunkt liegt dabei erneut im zeitgenössischem Tanztheater.
Los gehen soll es am 26. September mit dem Werk „Jungle Book/Das Dschungelbuch“in der Inszenierung von Starregisseur Robert Wilson. Die afrikanischen TanzKoryphäen Germaine Acogny und Malou Airaudo wiederum zeigen ihre Neuinterpretation von Pina Bauschs legendärer Choreografie „Das Frühlingsopfer/common ground[s]“. Aus Südafrika kommt das Vuyani Dance Theatre mit „Cion: Requiem of Ravel’s Bolero“mit der Musik des Komponisten.
Tanz in allen Facetten
Das renommierte Bejart Ballet Lausanne wird den dreiteiligen Abend „Syncope/Bejart fete Maurice/Bolero“zeigen, Angelin Preljocaj wird Tschaikowskys „Schwanensee“zeitgenössisch aufbereiten und Josette Baiz will mit „D’Est en Ouest, de Melbourne a Vancouver“eine tänzerische Weltreise präsentieren.
Ein weiterer Höhepunkt: Das Malandain Ballet Biarritz wird das Schicksal von „Marie Antoinette“zu Musik von Haydn und Gluck präsentieren. Eine für heuer geplante Produktion – „Le Grand Continental“von Sylvain Emard – konnte auf Mai 2021 verlegt werden. Das Spannungsfeld Asiens zwischen Tradition und Avantgarde erforscht die Südkoreanerin Eun-Me Ahn mit „Dragons“, Damien Jalet und Kohei Nawa zeigen „Planet [wanderer]“. Dazu gibt es Abende von Dee Dee Bridgewater, Helge Schneider, Philipp Hochmair oder Hubert von Goisern.