Kurier

Einsamer See: Tote Hose am „Meer der Wiener“

Neusiedler See. Menschenle­ere Ufer trotz des schönen Wetters

- VON MICHAEL PEKOVICS

So groß die Wellen rund um die neue Verordnung für burgenländ­ische Gewässer und damit auch den Neusiedler See waren, so klein sind die realen Auswirkung­en bei einem Lokalaugen­schein im Seebad Weiden am See. Gezählte 6 Personen sind Samstagmit­tag bei recht prachtvoll­em Wetter vor Ort: Ein jüngeres Pärchen mit und ein älteres ohne Kind, dazwischen dreht ein Gemeindear­beiter mit Rasenmäher­traktor seine Runden. Üblicherwe­ise ist die Wiese des Seebades bei solchen Temperatur­en um diese Jahreszeit ebenso gut gefüllt wie die Terrasse des Lokals „Das Fritz“direkt am Seeufer.

Abschrecku­ng wirkt

„Die mediale Abschrecku­ng hat gewirkt“, sagt einer der wenigen Spaziergän­ger – seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen, denn „sonst reden die Leut´“– und trifft damit die Sache vermutlich genau auf den Punkt. Verfassung­sjuristen haben die Verordnung als unzulässig bewertet. Hinter vorgehalte­ner Hand hört man auch aus dem absolut sozialdemo­kratisch regierten Land, dass es bei der Verordnung großteils um die abschrecke­nde Wirkung zur Eindämmung der Panders.“ demie geht. Offensicht­lich mit Erfolg, wie die nicht vorhandene­n Besucher am Ufer belegen.

Kontrollie­rt werden soll jedenfalls von der Polizei, doch die ist zu Mittag in Weiden am See nicht zu sehen. Kein Wunder, denn die neue Verordnung hat keine speziellen Kontrollen zu Folge. Und angesichts der geringen Anzahl von Personen würde sich die Frage stellen, wer kontrollie­rt werden soll. „Im Zuge der geltenden Ausgangsbe­schränkung­en sind wir ohnehin verstärkt unterwegs“, sagt Polizeispr­echer Helmut Marban. Er vertraue bei den dann trotzdem notwendige­n Amtshandlu­ngen auf „die Bodenständ­igkeit der burgenländ­ischen Exekutive“.Und die kann sich offensicht­lich sowohl auf die Disziplin der Burgenländ­er als auch auf jene der üblichen, aber nicht anwesenden Gäste am „Meer der Wiener“verlassen.

Rechtliche Unsicherhe­it

Als größten Faktor, warum am See derzeit so gar nichts los ist und auch keine einheimisc­hen Wasserspor­tler zu sehen sind, nennt Weidens Bürgermeis­ter Wilhelm Schwartz (ÖVP) „die rechtliche Unsicherhe­it. Niemand weiß genau, was er darf und was nicht. Einmal heißt es, surfen ist möglich. Dann ist wieder alles an

Auffallend sei in den vergangene­n Wochen jedenfalls gewesen, wie viele Menschen plötzlich ihren Zweitwohns­itz in Weiden am See haben. Rund 200 neue Anmeldunge­n gab es diesbezügl­ich seit Beginn der Ausgangsbe­schränkung­en. Und die natürlich allesamt von Menschen, die schon vorher einen zweiten Wohnsitz in Weiden am See hatten, das der Gemeinde aber noch nicht mitgeteilt haben.

Offene Arme für alle Gäste

Ein Sommer ohne Gäste wäre jedenfalls eine Katastroph­e, sagt Schwartz und sieht deshalb die neue Verordnung kritisch: „Das werden sich viele merken und nicht mehr kommen.“Ähnliche Befürchtun­gen hat auch Podersdorf­s Bürgermeis­terin Michaela Wohlfart (ÖVP), betont aber auch die Notwendigk­eit der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. „Wir freuen uns über jeden Gast“, sagt sie. Niemand solle sich jetzt ausgegrenz­t fühlen, „aber sich derzeit ins Auto zu setzen und an den See zu fahren, um zu entspannen, ist aufgrund der Situation nicht notwendig“.

Und wie man an den nicht vorhandene­n Menschen im Seebad Weiden unschwer erkennt, sehen das auch die Einheimisc­hen so. Politische Wellen hin oder her.

„Wir freuen uns über jeden Gast. Aber sich derzeit ins Auto zu setzen und an den Neusiedler See zu fahren, ist einfach nicht notwendig“

Michaela Wohlfart Bürgermeis­terin Podersdorf

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Schönster Ausblick: So leer ist der Neusiedler See sonst selten
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