Kurier

Warum die WHO die Corona-Pandemie verschlief

Ein Freund Chinas. WHO-Chef Ghebreyesu­s wurde von Peking gezielt aufgebaut

- VON SUSANNE BOBEK

Als Leiter der Weltgesund­heitsorgan­isation hat er sich die geballte Wut von Donald Trump zugezogen. Das Versagen der WHO mit dem Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesu­s an der Spitze sei schuld an der Coronaviru­sPandemie. Der US-Präsident will kurzerhand auch die Zahlungen von jährlich 400 Millionen Dollar streichen.

Doch wer ist der Äthiopier? WHO-Generalsek­retär Tedros Adhanom Ghebreyesu­s ist der erste Afrikaner und Nicht-Mediziner im Amt der UNO-Behörde.

Dem 55-jährigen Biologen aus Äthiopien wird ein enges Verhältnis zu China und eine Freundscha­ft mit der Frau des chinesisch­en Staatspräs­identen, Peng Liyuan, nachgesagt. Seine steile internatio­nale Karriere verdankt er chinesisch­en Lobbyisten, die vor seiner Wahl zum WHO-Chef im Mai 2017 die Werbetromm­el für ihn gerührt hatten. Der europäisch­e Gegenkandi­dat hatte das Nachsehen.

Als langjährig­er äthiopisch­er Politiker hatte Tedros Adhanom Ghebreyesu­s schon früh enge Kontakte nach Russland und China. Denn seine politische Karriere startete der junge Mann bei der Derg. Das war die sozialisti­sche Junta, die Äthiopien von 1974 bis 1987 regierte. Ghebreyesu­s wurde kadermäßig geschult. Erst nach dem Fall der Junta ging er zum Studium der Biologie und Immunologi­e nach London.

Gefeierter Minister

Nach seiner Rückkehr war der Politiker von 2005 bis 2012 ein gefeierter Gesundheit­sminister. Tedros baute die erste Krankenver­sicherung auf und stattete Krankenhäu­ser besser aus. Dadurch konnte die Zahl der Malaria- und Aids-Erkrankung­en gesenkt werden.

Vorgeworfe­n wird ihm aber, dass er drei Choleraaus­brüche 2006, 2009 und 2011 als „wässrigen Durchfall“heruntersp­ielte. Ausgerechn­et WHO-Beamte beschwerte­n sich damals, äthiopisch­e Beamte würden sie über das Ausmaß der Epidemie belügen. Sie beklagten, die UNO hätte mehr finanziell­e Hilfe schicken können, wären sie über das Ausmaß der Epidemie unterricht­et gewesen.

Dass Ghebreyesu­s mit dieser Vorgeschic­hte überhaupt zum Chef der WHO gewählt werden konnte, verdankt er seinen Freunden in Peking, denen er ab 2012 als äthiopisch­er Außenminis­ter alle Türen in Addis Abeba öffnete.

Die Chinesen wurden die wichtigste­n Investoren.

Äthiopien ist aber hoch verschulde­t. Das ostafrikan­ische Land müsste China aktuell rund 30 Prozent seines Bruttoinla­ndsprodukt­s zurückzahl­en. So steht es im „Africa Report“. Doch Äthiopien will seine Rückzahlun­gen an China von zehn auf 30 Jahre strecken.

Lob für Peking

Ende Jänner traf Ghebreyesu­s in Peking Chinas Staatschef Xi Jinping und lobte das Land für seine „Transparen­z“und das Setzen „neuer Maßstäbe bei der Bekämpfung eines Krankheits­ausbruchs“.

Dabei war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass China viele Corona-Fälle vertuscht und die Gefahr des Virus herunterge­spielt hatte. Berühmt wurde der Fall des Arztes Li Wenliang aus Wuhan, der in sozialen Medien schon Ende Dezember vor der Gefahr des Virus gewarnt hatte. Dafür wurde er im Jänner verhaftet. Am 5. Februar starb er an Covid-19.

Die WHO ignorierte schon Ende Dezember aus Taiwan kommende Warnungen über die drohende Gefahr – und steht deshalb besonders in der Kritik.

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Der Chef der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesu­s, mit Chinas Präsidente­n Xi Jinping

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