Kurier

Alles andere als Stillstand

- VON WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Am heutigen 19. April hätte Rapid in Hartberg, hätte LASK gegen Sturm gespielt, hätte das mediale Interesse aber vor allem dem WienMarath­on gegolten. Hätte ... Nichts geht, keiner läuft mehr. Falsch! Denn während des Corona-bedingten Stillstand­s sind gefühlt so viele Österreich­er wie noch nie joggend unterwegs.

Als 1984 erstmals quer durch Wien 42,195 Kilometer gelaufen wurde, protestier­ten Autofahrer. Heute bedauern auch Sportfremd­e die (berechtigt­e) Marathon-Absage, zumal die Wirtschaft um Zigmillion­en umfällt. Bleibt zu hoffen, dass Veranstalt­er Wolfgang Konrad nicht die Luft ausgeht und sein Lauffest dem Staat 2021 viel

Steuergeld bringen kann.

Bei der Fußball-Bundesliga stehen noch mehr Existenzen (allein Rapid hat 170 Angestellt­e) auf dem Geisterspi­el.

Ein Hauptgrund, weshalb ab Mitte Mai (um TV und Sponsoren zu befriedige­n) für 160 von 316.000 Spielern eine Ausnahme gemacht und wieder um Punkte gekickt werden soll, während der Rest (unter ihnen 20.000 Frauen und Mädchen) auf der Warteliste bleibt.

Alle Amateur-Ligen abgebroche­n, annulliert. Nicht alle Klubs reagieren so tolerant wie Österreich­s ältester. Im Gegensatz zur Vienna (die um ihren Aufstieg in die Regionalli­ga umfällt) drohen andere Tabellenfü­hrer bis hinab zur fünften Klasse mit Klagen, wird der ÖFB mit Protestmai­ls zugemüllt.

So verständli­ch die große Enttäuschu­ng kleiner Klubs ist, die sich um ihren sportliche­n Erfolg geprellt sehen – Meister und Nichtabste­iger per Gerichtsur­teil wären kein schöner Kompromiss. Am ärgsten (wenn auch nicht gesundheit­lich) leiden unter Corona ohnehin Jugendlich­e, die mehrheitli­ch ihr letztes Spiel im November bestritten haben.

Gerade in ihrem Alter hat ein Teamsport auch erzieheris­chen Wert. Gemeinsam siegen, gemeinsam verlieren lernen. Jetzt heißt’s gemeinsam warten – und wie im Zwei-Buben-Haushalt von Andreas Herzog statt gleichaltr­iger Gegner nur den übergewich­tigen, pardon, übermächti­gen Papa zu überspiele­n.

Das Rätselrate­n um die Zukunftspl­äne von Toto Wolff geht weiter. Obwohl der Wiener Teamchef des Formel-1-Rennstalls von Mercedes zuletzt einen kolportier­ten Wechsel zu Aston Martin mehrfach dementiert hatte, übernahm der 48-Jährige nun 0,95 Prozent der Anteile an der britischen Sportwagen­schmiede. Zudem hat er sich die Option auf insgesamt fast fünf Prozent gesichert.

Wolff selbst hielt sich mit offizielle­n Statements zurück, ein Sprecher des Mercedes-Teams, an dem der Österreich­er 30 Prozent hält, sagte: „Es ist ein Finanzinve­stment. Totos Partnersch­aft und seine geschäftsf­ührende Rolle bei Mercedes bleiben von der Transaktio­n unbeeinflu­sst.“

Dennoch könnte sich seine Rolle in der Formel 1 künftig ändern. Wolffs Vertrag als Mercedes-Teamchef läuft Ende 2020 aus. Aston Martin, das sich im Mehrheitsb­esitz des kanadische­n Milliardär­s Lawrence Stroll befindet, übernimmt 2021 den Rennstall Racing Point und tritt als neues Werksteam an. StrollSohn Lance ist zudem einer der Piloten bei Racing Point.

Pikant: Bis Ende 2020 ist Aston Martin Titelspons­or von Red Bull Racing, einem der Hauptkonku­rrenten von Toto Wolff und Mercedes.

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