Es wird wieder operiert
Gemeindespitäler. Privatkliniken springen bei Operationen ein / Lazarett in der Messehalle für erste Patienten gerüstet
Ein Stück Alltag kehrt nun auch in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) ein. In den vergangenen Wochen wurden alle nicht dringlichen Operationen verschoben, damit genügend Kapazitäten für Covid19-Patienten zur Verfügung stehen. Experten warnten bereits, wie berichtet, vor den gravierenden negativen Folgen der Verschiebung von Behandlungen.
Angesichts der stark rückläufigen Zahl der Neuinfektionen beendet man nun – wie in anderen Bundesländern auch – diese Maßnahme und beginnt damit, den Rückstau an Patienten auf der OP-Warteliste abzuarbeiten. Nach Angaben des KAV handelt es sich um rund 2.000 Patienten. Sie werden nun kontaktiert und bekommen einen OP-Termin zugewiesen. Operiert wird allerdings nur, wer 24 Stunden vor dem geplanten Eingriff negativ auf Covid-19 getestet wurde.
Neue Wege
Um die verschobenen Operationen möglichst rasch zu erledigen, geht man ungewöhnliche Wege: Ab kommender Woche operieren die privaten Kliniken der PremiQaMed
Group im Auftrag des KAV. Teil der Kooperation sind das Goldene Kreuz, die Privatklinik Döbling und die Confraternität mit gesamt 123 Betten. Verhandlungen mit weiteren Trägern laufen. Konkret geht es um das Rudolfinerhaus und das Evangelische Krankenhaus. „Eine Kooperation mit Privatkliniken hat es in dieser Form noch nie gegeben“, betont Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Die Behandlungen werden entweder von den dortigen Ärzten oder von KAV-Medizinern durchgeführt. Abgerechnet wird über den Gesundheitsfonds genauso wie bei einer Behandlung in einem KAV-Spital.
Keineswegs müssten die Patienten befürchten, dass sie ihre Behandlungen privat zu bezahlen hätten, betont der Gesundheitsstadtrat. Die Zuweisung in das Privatspital müsse aber über den KAV erfolgen. Dank der Unterstützung der Privatspitäler (sie ist vorerst mit Ende Juni befristet) sei es möglich, weiterhin vorsorglich große Kapazitäten für Coronavirus-Patienten freizuhalten. Aktuell stünde ein Drittel der rund 1.000 Intensivbetten für sie frei, weiters gibt es 3.700 Betten auf den Normalstationen.
Vorbereitungen laufen
Weiterhin aufrecht bleibt das Betreuungszentrum in der Messe Wien mit seinen 3.100 Notbetten, in dem leicht erkrankte Covid-Patienten versorgt werden sollen. Am
Samstag wurde das Lazarett vorbereitet – noch am Wochenende könnten die ersten Patienten einziehen. Mangelnde Kapazitäten in den Spitälern seien nicht der Grund für die Aktion, hieß es. Vielmehr gehe es darum, ohne größeren Druck die Abläufe zu testen. Im Lazarett sollen obdachlose Menschen, Reisende, die in Wien gestrandet sind, Personen aus betreuten Wohngemeinschaften oder auch Alleinstehende, die sich nicht selbst versorgen können, betreut werden. Sie waren bisher in kleineren Notquartieren untergebracht.
Weiterer Fahrplan
Sollten die Infektionszahlen weiter sinken, erfolgt in einer zweiten Phase eine schrittweise Öffnung der Ambulanzen in den Gemeindespitälern. Dann können sich neue Patienten für planbare Operationen anmelden.
Phase drei wäre die Aufhebung des Besuchsverbots und der Zugangskontrollen. Diese Maßnahmen sollen verhindern, dass das Virus in die Spitäler eingeschleppt wird. Mit Beendigung dieser Restriktion wäre der Normalbetrieb der Spitäler zu hundert Prozent wiederhergestellt.
Wobei derzeit noch völlig offen sei, wann das der Fall sein wird, wie man seitens der Stadtregierung betont.