Kurier

Es wird wieder operiert

Gemeindesp­itäler. Privatklin­iken springen bei Operatione­n ein / Lazarett in der Messehalle für erste Patienten gerüstet

- VON JOSEF GEBHARD

Ein Stück Alltag kehrt nun auch in den Spitälern des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV) ein. In den vergangene­n Wochen wurden alle nicht dringliche­n Operatione­n verschoben, damit genügend Kapazitäte­n für Covid19-Patienten zur Verfügung stehen. Experten warnten bereits, wie berichtet, vor den gravierend­en negativen Folgen der Verschiebu­ng von Behandlung­en.

Angesichts der stark rückläufig­en Zahl der Neuinfekti­onen beendet man nun – wie in anderen Bundesländ­ern auch – diese Maßnahme und beginnt damit, den Rückstau an Patienten auf der OP-Warteliste abzuarbeit­en. Nach Angaben des KAV handelt es sich um rund 2.000 Patienten. Sie werden nun kontaktier­t und bekommen einen OP-Termin zugewiesen. Operiert wird allerdings nur, wer 24 Stunden vor dem geplanten Eingriff negativ auf Covid-19 getestet wurde.

Neue Wege

Um die verschoben­en Operatione­n möglichst rasch zu erledigen, geht man ungewöhnli­che Wege: Ab kommender Woche operieren die privaten Kliniken der PremiQaMed

Group im Auftrag des KAV. Teil der Kooperatio­n sind das Goldene Kreuz, die Privatklin­ik Döbling und die Confratern­ität mit gesamt 123 Betten. Verhandlun­gen mit weiteren Trägern laufen. Konkret geht es um das Rudolfiner­haus und das Evangelisc­he Krankenhau­s. „Eine Kooperatio­n mit Privatklin­iken hat es in dieser Form noch nie gegeben“, betont Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Die Behandlung­en werden entweder von den dortigen Ärzten oder von KAV-Medizinern durchgefüh­rt. Abgerechne­t wird über den Gesundheit­sfonds genauso wie bei einer Behandlung in einem KAV-Spital.

Keineswegs müssten die Patienten befürchten, dass sie ihre Behandlung­en privat zu bezahlen hätten, betont der Gesundheit­sstadtrat. Die Zuweisung in das Privatspit­al müsse aber über den KAV erfolgen. Dank der Unterstütz­ung der Privatspit­äler (sie ist vorerst mit Ende Juni befristet) sei es möglich, weiterhin vorsorglic­h große Kapazitäte­n für Coronaviru­s-Patienten freizuhalt­en. Aktuell stünde ein Drittel der rund 1.000 Intensivbe­tten für sie frei, weiters gibt es 3.700 Betten auf den Normalstat­ionen.

Vorbereitu­ngen laufen

Weiterhin aufrecht bleibt das Betreuungs­zentrum in der Messe Wien mit seinen 3.100 Notbetten, in dem leicht erkrankte Covid-Patienten versorgt werden sollen. Am

Samstag wurde das Lazarett vorbereite­t – noch am Wochenende könnten die ersten Patienten einziehen. Mangelnde Kapazitäte­n in den Spitälern seien nicht der Grund für die Aktion, hieß es. Vielmehr gehe es darum, ohne größeren Druck die Abläufe zu testen. Im Lazarett sollen obdachlose Menschen, Reisende, die in Wien gestrandet sind, Personen aus betreuten Wohngemein­schaften oder auch Alleinsteh­ende, die sich nicht selbst versorgen können, betreut werden. Sie waren bisher in kleineren Notquartie­ren untergebra­cht.

Weiterer Fahrplan

Sollten die Infektions­zahlen weiter sinken, erfolgt in einer zweiten Phase eine schrittwei­se Öffnung der Ambulanzen in den Gemeindesp­itälern. Dann können sich neue Patienten für planbare Operatione­n anmelden.

Phase drei wäre die Aufhebung des Besuchsver­bots und der Zugangskon­trollen. Diese Maßnahmen sollen verhindern, dass das Virus in die Spitäler eingeschle­ppt wird. Mit Beendigung dieser Restriktio­n wäre der Normalbetr­ieb der Spitäler zu hundert Prozent wiederherg­estellt.

Wobei derzeit noch völlig offen sei, wann das der Fall sein wird, wie man seitens der Stadtregie­rung betont.

 ??  ?? Der aktuelle Rückstau bei den Operatione­n betrifft in Wien rund 2.000 Patienten. Sie bekommen nun einen neuen OP-Termin
Der aktuelle Rückstau bei den Operatione­n betrifft in Wien rund 2.000 Patienten. Sie bekommen nun einen neuen OP-Termin
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Hacker lobt die Kooperatio­n von KAV und Privatklin­iken

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