Kurier

Brief an Covid-19

- VON KLAUS ECKEL

Sehr geehrtes Virus.

Seit einiger Zeit wüten Sie in Österreich. Sie haben 1 Prozent von uns, jedoch 99 Prozent der Schlagzeil­en verseucht. Ich nehme an, umgekehrt wäre es Ihnen lieber. Sie hainfiNach­richben jedes Thema ziert. Auf tenseiten gestellte Fragen wie: „Was bedeutet Corona für die Boccia-WM 2021 in

Salt Lake City?“und „Darf man in Träumen Freunde umarmen?“beweisen das Übel.

Falls morgen Außerirdis­che auf der Erde landen, wären die Breaking News: „Sie tragen keine Masken!“oder „Zu wenig Sicherheit­sabstand zwischen den UFOs“. Ihre Taktik ist perfide.

Sie geben vor, unsere Lungen zu gefährden, dabei sind es unsere Gehirne.

Wegen Ihnen veranstalt­et die Regierung regelmäßig eine Pressekonf­erenz, deren Kernbotsch­aft an uns Bürger lautet: „Seid alle brav, dann dürft ihr später früher ins Wirtshaus.“

Dieses pädagogisc­he PlexiglasQ­uartett gibt mir häufig das Gefühl, ich wäre noch in der Marienkäfe­rgruppe des örtlichen Kindergart­ens. Wegen Ihnen mutierte ich mittlerwei­le zum Menofa (halb Mensch, halb Sofa) habe Netflix fertig konsumiert und schaue jetzt aus Verzweiflu­ng die 3SatDoku „Mystisches Amstetten“. Wegen Ihnen desinfizie­rt meine Frau ständig den Eingang unseres Hauses, weil wir könnten uns ja mit der Schuhsohle im Gesicht kratzen. Wegen Ihnen binde ich vor Videokonfe­renzen meine Kinder an den Kühlschran­k, damit Sie nicht im Hintergrun­d ihre nackten Hintern in Richtung Kamera strecken. Wegen Ihnen robbt mein Nachbar mit Feldsteche­r durchs Gebüsch, um kriminelle Besucher bei der SOKO Covid zu melden. Wegen Ihnen reduziert sich mein Sportprogr­amm auf noch drei Mal spazieren gehen und dann ist Weihnachte­n. Deswegen meine Bitte, kehren Sie zurück zu ihrem Stammwirt, der Fledermaus. Der dürften Sie wurscht sein. Ihr Z’aus Klaus

Die Kolumnen sind auch unter zu finden.

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