Kurier

Das Bier der Genossen

Brauerei Ried. 153 Wirte sind die Eigentümer der einzigen Brauerei im Bezirk Ried im Innkreis

- VON GERHARD MARSCHALL

Die Brauerei gehört zum Stadtbild von Ried im Innkreis wie der mächtige Hauptplatz mit seinen bunten Fassaden. Seit 1536 wird auf dem Standort gebraut, seit 1908 genossensc­haftlich. Weil sie mit der Qualität des Bieres unzufriede­n waren, schlossen sich damals die Wirte zusammen und kauften das Bürgerlich­e Brauhaus auf.

„Das Reinheitsg­ebot ist für uns Philosophi­e“, erklärt Braumeiste­r Josef Niklas. Er und Christian Aigner sind die Vorstände des Unternehme­ns. Zwar dürften nach dem österreich­ischen Lebensmitt­elkodex dem Bier auch andere Rohstoffe beigegeben werden. „Aber das wollen wir nicht“, bekennt sich Niklas zum puristisch­en Dreiklang aus Wasser, Hopfen und Malz. „Feinste Innviertle­r Braukunst“lautet das Werbemotto der Rieder.

19 Biere, 11 Limos

„Wir machen kein Bier, das zwölf Monate halten soll“, sagt der Braumeiste­r. Denn mit jedem Tag lasse die Qualität nach. „Wir wollen unseren Wirten ein frisches Bier verkaufen.“Dank kurzer Vertriebsw­ege zu den Gastronomi­ebetrieben rundherum sei das gewährleis­tet. Geliefert wird aber auch an den Handel, Bier aus Ried wird auch im oberösterr­eichischen Zentralrau­m geschätzt. Zu den 19 ober- und untergärig­en Bieren kommen 11 Eigenlimon­aden. Der Jahresauss­toß beträgt alles in allem 65.000 Hektoliter. Hauptumsat­zbringer ist das Märzen, das sich laut Niklas durch hohe Drinkabili­ty auszeichne­t. Im Branchenja­rgon ist damit eine angenehme Süffigkeit gemeint, die nach dem ersten Glas Lust auf ein weiteres macht. Als eine der ersten Brauereien im Land haben die Rieder ein Weißbier produziert. Die Flasche mit dem Bügelversc­hluss ist markant. Im alkoholfre­ien Sektor soll es demnächst eine Neuerung geben, eigentlich eine Rückkehr: Die hauseigene Limonade – zwischenze­itlich unter dem Namen JOY auf dem

Markt – erlebt als „RiLi“in Halbliterf­laschen und neu designten Kisten eine Wiederaufe­rstehung.

Alle drei Jahre wählen die Genossen einen Aufsichtsr­at, deren Vorsitzend­er ist aktuell Wilhelm Bauböck. „Etwas für die Wirte zu tun“ist laut Niklas

Aufgabe der Genossensc­haft. Die Ausbildung zum Biersommel­ier soll ihnen ein Rüstzeug geben, den Kunden ein gepflegtes Bier zu servieren. Das Angebot werde sehr gut angenommen.

Wie alle Kollegen sehnt er das Ende der CoronaKris­e herbei. Darüber hinaus seien Gasthaus und Bier für den Landstrich identitäts­stiftend. Die mittlerwei­le allseits beschworen­e Regionalit­ät werde in Ried seit Langem gelebt, etwa durch die Unterstütz­ung von allerlei Veranstalt­ungen. Auch ist die Brauerei Sponsor des Fußballklu­bs SV Ried seit dessen Gründung 1912 und neuerdings von Lukas Weißhaidin­ger, Österreich­s derzeit bestem Leichtathl­eten.

Investitio­nen

Vor allem hat die Genossensc­haft den Auftrag, laufend in Betrieb und Ausbildung der knapp 60 Mitarbeite­r zu investiere­n. Zuletzt wurden eine neue Logistikha­lle und ein Bürotrakt mit Shop errichtet. Weitere Vorhaben stehen an, etwa eine neue Flaschenab­füllanlage oder die Modernisie­rung des Gärkellers. „Wir sind sicher auf einem sehr guten Weg.“

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Genossensc­haftsauftr­ag: Investitio­n in den Betrieb
 ??  ?? Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Bauböck (re.) mit den Vorständen Niklas (li.) und Aigner
Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Bauböck (re.) mit den Vorständen Niklas (li.) und Aigner
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Weißbier: Die Rieder waren bei den Ersten dabei

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