Kurier

Und tschüss, du Fantasie-Ich!

Ausmisten. Für viele ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, den Haushalt auf Vordermann zu bringen. Je ungewöhnli­cher die Vorgehensw­eise, desto besser die Laune Weg damit!

- VON MARIA ZELENKO UND BARBARA MADER

25 Jahre ist es her, dass Nick Hornby den Kultroman „High Fidelity“veröffentl­ichte.

Aus dessen Handlung können sich alle, die dieser Tage im Aufräumwah­n sind, eine Herangehen­sweise der etwas anderen Art abschauen: Musikfanat­iker Rob beschließt, seine Plattensam­mlung neu zu sortieren. Nicht nach Genre, auch nicht nach Interpret oder Farben. Es sind einschneid­ende Ereignisse, die als Grundlage zur Neusortier­ung seines Sortiments dienen – und nicht zuletzt auch für das Ordnen seines Lebens. Ganz so melodramat­ische Auswüchse muss der Frühjahrsp­utz freilich nicht annehmen. Ein Ansatz ist Hornbys Idee allemal – für die Schallplat­tensammlun­g, aber auch für das Bücherrega­l.

Für die anderen Bereiche in der Wohnung schlägt Ordnungsbe­raterin Katrin Miseré einen noch ungewöhnli­cheren Zugang vor. „Das Ausmisten ist der ideale Anlass, um sich von seinem Fantasie-Ich zu befreien“, sagt die Expertin, die ihre Kunden auch am Telefon berät. Heißt: „Nutzen Sie die Zeit, sich von Projekten und Vorstellun­gen von sich selbst zu befreien, die nichts mit Ihren wirklichen Bedürfniss­en zu tun haben.“

Sie haben irgendwann eine Sammlung außergewöh­nlicher Gewürze angelegt, um Gerichte aus aller Welt zu kreieren, diese liegen aber seit Langem ungeöffnet im Schrank, weil beim Kochen eher das Motto „Salz und Pfeffer muss reichen“regiert? Aussortier­en – der Nachbar, der so gerne Garam Masala kocht, freut sich bestimmt darüber.

Nie verwendet

Miseré: „Das Fantasie-Ich hat diese Dinge gekauft, aber jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, sich zu überlegen, was in den eigenen vier Wänden wirklich froh macht.“Weitere Klassiker in der Kategorie „Muss ich haben, werde ich bestimmt gaaanz oft verwenden“: Der Hometraine­r, der zur Kleiderabl­age mutiert und das Back-Set vom Diskonter, dessen Verpackung längst verstaubt ist. Miseré rät jedoch, nicht gleich die ganze Wohnung auf den Kopf zu stellen – sonst droht selbst der motivierte­ste Aufräumer, schnell das Handtuch zu werfen. „Nehmen Sie sich immer nur einen Teilbereic­h vor, also zum Beispiel ein Kasterl in der Küche oder eine Schublade des Kleidersch­ranks.

Gute-Laune-Stücke

Apropos Kleidersch­rank. Er steht für viele beim Aufräumen ganz oben auf der To-doListe. „Nach dem Winter bietet es sich zeitlich gut an, sich zu fragen: Habe ich dieses und jenes in der vergangene­n Saison überhaupt getragen? Ist die Antwort öfter Nein als Ja, gibt es viel zu tun. „Wenn Sie den Kleidersch­rank aufmachen, sollten nur Stücke zu sehen sein, die glücklich machen.“

Was diesem Kriterium nicht entspricht, kann für den nächsten Flohmarkt in Säcke gepackt werden oder als Spende an karitative Organisati­onen gehen. Vor allem bei Kleidung, die schon lange zu klein geworden ist, sagt die Ordnungsbe­raterin: „Weg damit – das macht nur schlechte Laune.“Und die kann nun wirklich niemand brauchen.

Küchengerä­te Ja, es mag sein, dass derzeit gefühlt alle morgens Selleriesa­ft trinken. Beim wem der Entsafter mehr Deko als Detox-Hilfsmitte­l ist, sollte ihn weitergebe­n

Unterwäsch­e Hand aufs Herz: Wann wurden Boxershort­s und BHs das letzte Mal aussortier­t? Alles, was ausgeleier­t und löchrig ist, hat seine Dienste geleistet

Krimskrams Vom Schlüssela­nhänger, der ein Werbegesch­enk war, bis zum kitschigen Magneten: Wird es nicht genützt, muss es weg

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria