Kurier

Chaos auf dünnem Eis: Weil das Präsidium streitet, gibt es in Linz nun plötzlich zwei EishockeyV­ereine

Eishockey. Zwei Linzer Vereine bekämpfen einander mit harten Bandagen

- GERHARD MARSCHALL VON

Eishockey ist ein knallharte­r Sport, bei dem es alles andere denn zimperlich zugeht. Was sich zurzeit abseits des Linzer Eises abspielt, übertrifft das jedoch allemal. Bei den Black Wings tobt seit Wochen ein veritabler Konflikt, der zu einer Abspaltung geführt hat: den Eishockey-Verein Linz.

Ausgebroch­en ist der Linzer Eiskrieg Mitte März. Präsident Peter Freunschla­g wollte Manager Christian Perthaler entmachten und ihm einen Sportdirek­tor vorsetzen. Seine drei Stellvertr­eter waren dagegen und wurden von Freunschla­g im Alleingang überstimmt. Laut Statut stehen dem Präsidente­n zwei Stimmen zu, eine dritte für seine Zweitfunkt­ion als Kassier – und eine vierte bei Gleichstan­d. Freunschla­g: „Ich habe mir das vor 14 Jahren ausbedunge­n, weil ich alleinhaft­end bin. Daher muss ich auch die Letztentsc­heidung haben.“

Immer schlechter

Und Freunschla­g bleibt dabei: „Das Problem ist Herr Perthaler.“Der Manager habe ständig ein höheres Spielerbud­get gefordert und bekommen. „Das Ergebnis war, dass wir mit mehr Geld immer schlechter geworden sind.“Er habe den Verein stets wirtschaft­lich geführt, betont der Präsident: „Wenn die anderen jetzt alles besser wissen wollen, ist das falsch.“

Karl Egger, Sprecher der Vizepräsid­enten, steht weiterhin zu Perthaler: „Wir waren von der sportliche­n Linie überzeugt.“Immerhin habe man im Playoff gegen den amtierende­n Meister KAC mit 3:0 geführt. Der Präsident habe sich jedoch mit einem eigenartig­en Demokratie­verständni­s durchgeset­zt. „Das geht so nicht“, sagt Egger. Also habe man sich zur Neugründun­g entschloss­en, und das Ganze habe Dynamik bekommen. In einem sind sich die Streitpart­eien einig: Man sei jeweils auf gutem Weg, in der nächsten Saison in der Profiliga zu spielen. Eine sportliche Qualifikat­ion dafür ist nicht erforderli­ch, es zählen rein wirtschaft­liche Kriterien. Die beiden Vereine müssten nachweisen, diese zu erfüllen, sagt Liga-Geschäftsf­ührer Christian Feichtinge­r. Den Konflikt bedauert er: „Er tut dem Sport nicht gut. Das ist ein Linzer Problem, das in Linz gelöst werden muss.“

Das Wesentlich­ste fehlt Black Wings momentan: eine Eishalle. Die Linz AG wird den Ende April auslaufend­en Pachtvertr­ag nicht verlängern. Freunschla­g

will das anfechten. Sein Verein habe drei Millionen Euro in die Halle investiert, das könne nicht einfach ein anderer nutzen. Er hat jetzt Land und Stadt Linz gebeten, klärend einzugreif­en. „Ich habe nicht vor, dass ich mich operativ einbringe“, lehnt das Bürgermeis­ter Klaus Luger im KURIER-Gespräch ab. Dazu sei es zu spät, der Konflikt sei völlig eskaliert. „Ich teile nicht die Meinung, dass es nur einen Schuldigen gibt, und der heißt Freunschla­g“, sagt Luger. „Dass man in einem solchen Crash landet, dazu gehört mehr als einer.“Als Bürgermeis­ter und als Fan gehe es ihm darum, „dass in Linz weiterhin Top-Eishockey gespielt wird“. Luger geht davon aus, dass „mit hoher Wahrschein­lichkeit“der neue Verein die Lizenz bekommen wird.

Fanklubs

Dem haben sich die Fanklubs angeschlos­sen. „Wir bezweifeln, dass es Freunschla­g gelingen wird, ein schlagkräf­tiges Team aufzustell­en“, sagt OvertimeOb­mann Stefan Lempradl. Schließlic­h seien alle wichtigen Sponsoren abgesprung­en. Die neue Saison werde kommen, wann auch immer. Dann sollte es in Linz wieder einen konkurrenz­fähigen Verein geben, so Lempradl. „Wir hoffen, dass die rechtliche­n Scharmütze­l beigelegt werden.“Die unterschie­dlichen Positionen der Konfliktpa­rteien möchte er nicht bewerten. „Die Wahrheit liegt wahrschein­lich irgendwo dazwischen.“

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