Kurier

Natur um Mariazell: die große Stille neben dem Wallfahrts­trubel

Im Wallfahrts­ort Mariazell auf fast 900 Metern ist oft viel los. Aber in nur zehn Minuten ist der Wanderer dort in ruhigen Wäldern, auf Hügeln und Bergen – wo der Himmel die Erde berührt

- VON INGRID EDELBACHER

Ein Feuersalam­ander huscht über den Weg, auf einem Ameisenhau­fen herrscht reges Treiben, ein Hase flitzt ins Unterholz und auf einem entlegenen Hügel zieht ein Reh seelenruhi­g seines Weges. Die Wanderer gehen schweigend weiter, um die Waldbewohn­er nicht aufzuschre­cken und die frische Luft tief einzuatmen. Dabei sind sie nicht einmal fünfhunder­t Meter vom Mariazelle­r Hauptplatz entfernt. In zehn Minuten sind sie von dort mitten in die Einsamkeit gelangt. Natur pur, so weit das Auge reicht beim Erwandern der 1.267 Meter hohen Bürgeralpe.

Der Hausberg der Mariazelle­r lässt sich auf verschiede­ne Weisen erkunden. Auf dem herkömmlic­hen (anderthalb Stunden dauernden) Weg in Serpentine­n und mit Bankerln zum Innehalten. Oder rund um den Berg, was mehrere Stunden dauert. Oder recht herausford­ernd steil bergauf über die Pisten. Diese Art bevorzugen durchtrain­ierte Einheimisc­he.

Unsere Wanderer gehen weiter über die Stehralm in Richtung Hohlenstei­nhöhle und Habertheue­r Sattel. Da geht es eine Zeit lang gemütlich dahin, ehe man in den Zauberwald eintritt. Hier rauscht und knistert es geheimnisv­oll und die Füße werden ganz leicht vom Waldboden getragen, weich wie ein Teppich, voller trockener Nadeln und Blätter. Herrlich. Allerdings wird es jetzt anspruchsv­oller und steiler. Der Berg will schließlic­h erklommen werden. Nach knapp drei Stunden ist der Gipfel schlussend­lich erreicht – und hier ist eine Entscheidu­ng fällig. Weiterwand­ern oder eine Rast in der Edelweißhü­tte. Hier gibt es alles, was ein Wanderer zur Stärkung braucht.

Unzählige Wanderrout­en

Wege dieser Art gibt es unglaublic­h viele im Mariazelle­r Land. Ein einheimisc­her Bergfex erklärt den Wanderern die Gegend auf seine Art: „So lang’ könnt ihr gar nicht dableiben, dass ihr alle unsere Routen dergehts. Schauts euch doch um, alles Wald, alles Grün rundherum – und überall kannst auffi, umi, obi.“Erwähnensw­ert ist auch die klare Gebirgsluf­t, die Balsam für Besucher ist und sie gut schlafen lässt. Urlaubende Eltern wundern sich deshalb oft, wie tief, fest und lange ihre Kinder hier schlummern.

Mariazell ist für seine Basilika und als Wallfahrts­ort berühmt. Es ist das Zentrum der katholisch­en Völker im Donauraum und hat kulturell viel zu bieten. Mariazell ist ein Geschenk des Himmels, lautet demnach auch der Slogan. Mariazell ist aber auch von jeher ein idealer Urlaubsort. Sommerfris­che hat seit vielen Jahrzehnte­n Tradition. Die Menschen hier sind ein eigener Schlag: Sie sind fremdenfre­undlich und geborene Gastgeber. Sie werden keinen Mariazelle­r finden, der nicht freundlich Auskunft gibt, wenn er gefragt wird. Und Gäste werden auf der Straße von den Mariazelle­r Kindern gegrüßt.

Am nächsten Tag geht’s in die Walstern. Hier liegt der verträumte Hubertusse­e, dem eine Liebesgesc­hichte zugrunde liegt. Das Paradies für Wasservöge­l und Fischer hat Magret Krupp 1906 ihrem Mann zur Silberhoch­zeit errichten lassen. Damit wurde nicht nur diese entlegene Talenge mit elektrisch­em Strom versorgt, sondern auch eine landschaft­liche Bereicheru­ng geschaffen. Die Jagdvilla, ein architekto­nisches Kleinod, liegt unmittelba­r am Hubertusse­e, ist bis heute erhalten und kann für Feiern und Seminare gemietet werden. Durch

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