Wie „Ischgl“und der „Covidiot“den Weg in ein Wörterbuch schafften
Exklusiv: Auszüge aus dem österreichischen Corona-Wörterbuch
Sammlung. Der KURIER hat am Wochenende gemeinsam mit der Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs zahlreiche Begriffe gesammelt, die während der Corona-Krise neu geschaffen oder neu interpretiert wurden.
Eigenes Corona-A-bis-Z
Nachdem am Samstagnachmittag die Agenturen berichtet hatten, dass die Niederländer und Briten über ihre eigenen Corona-Wortsammlungen verfügen, ließ sich die Germanistin Christiane Pabst nicht zwei Mal bitten. In einer Nacht- und einer Sonntagsschicht hat sie in enger Absprache mit der Re
daktion ein Corona-A-bis-Z erstellt: Von A wie Après-Ski bis Z wie ZiB Zack – samt kurzer wissenschaftlich seriöser Erklärungen. Nur 24 Stunden nach der Agenturmeldung war Chris
tiane Pabst fürs Erste fertig: Ihre Sammlung enthält unter anderem den „Covidioten“, die Orte Ischgl und St. Corona sowie den Spuckschutz. Sie bittet nun um Mitarbeit der Leser.
Was Niederländer und Briten können, können wir auch. Diesen Gedanken führten wir am Wochenende mit der Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs zu Ende. Hier Auszüge unseres kleinen Corona-Wörterbuchs mit Anmerkungen der Germanistin Christiane Pabst: Après-Ski, das: Bis Februar 2020 sehr beliebt, hat nach dem Virusausbruch auch eine negative Bedeutung. Betretungsverbot, das: Wird als lästig, aber immer noch notwendig akzeptiert. Galt und gilt für Geschäfte, Parkanlagen, Fitnessstudios etc. Coronavirussemester, das: ein von Unterrichtsminister Faßmann geprägter Begriff für das Sommersemester 2020, in dem Bildungseinrichtungen geschlossen halten. Covidioten, die: Menschen, die Empfehlungen der Wissenschaft vom Tisch wischen. Durchseuchung, die: Ein Begriff, der Unbehagen erzeugt. Beschreibt den Verbreitungsgrad einer endemischen Infektionskrankheit. Epidemie, die: So wie Coronavirus ein Wort dieser Zeit. Fensterbankkonzert, das: In Italien erstmals abgehaltene Konzerte für die Nachbarn – auch als ein Dankeschön für all die Menschen in systemerhaltenden Berufen. Geisterspiele, die: In Kürze geplante Ballspiele von Profisportlern ohne ihr Salz, das Publikum. Händeschüttelverbot, das: Ein wegen der Infektionsgefahr verbotenes Begrüßungsritual. Ischgl: Wintersportort in Tirol, dessen Image länger unter der Coronakrise leiden wird. Klopapierengpass, der: Mangel des offenbar beliebtesten Produkts der Österreicher. Lockdown, der: zu deutsch: Ausgangssperre, die. Eines jener englischen Lehnwörter, die in unsere Alltagssprache Einzug gehalten haben. Weitere: Homeoffice, Homegym, Social distancing, E-Learning, Streaming, Skypeunterricht
Mundnasenschutzmaske, seltener auch: Mund-NasenMaske, die: Abgekürzt: MNS, medizinische Mund und Nase bedeckende Maske mit Fixierbändern, die eine Ansteckung verhindern soll. Neue Normalität, die: Neusprech der österreichischen Regierung für eine – vorsichtig formuliert – sehr spezielle Form der Normalität. Ostererlass, der: kurzfristig verwirrender Erlass des Sozialministers. Partikel-filtrierende Halbmaske, die: abgekürzt: FFP-Masken für Rettungskräfte. Quarantäne, die: Von der Gesundheitsbehörde auferlegte Pflicht eines vierzehntägigen völligen Rückzugs aufgrund möglicher oder tatsächlicher Infektion, wesentlich rigoroser als die Isolation. Rückholaktion, die: Kostenintensive Aktion des Außenministeriums, um Österreicher trotz Grenzsperren nach Österreich einzufliegen. Spuckschutz, der: Transparente Plexiglaswand an Kassen
etc., die eine Ansteckung durch infektiöse Tröpfchen verhindern soll.
St. Corona: Ort im nö. Wechselgebiet, der mit Ausnahme seines Namens wenig mit dem Coronavirus zu tun hat. Die Heilige Corona ist übrigens auch die Schutzpatronin gegen Seuchen.
Systemerhaltender Beruf, der: Alle Berufe zwischen Krankenhaus und Supermarkt. Tröpfcheninfektion, die: Sehr gefürchtet, weil dem Virus durch sie Tür und Tor in unsere Lungen geöffnet wird. Update, das: Die täglich neuen Coronazahlen beschäftigen die Menschheit weltweit. Videokonferenz, die: Neu entdeckte Kulturtechnik der Österreicher, technisch noch nicht ganz ausgereift.
Welle, die: Vor der zweiten Welle fürchtet sich die Welt. ZiB zack, die: Kindernachrichtensendung des ORF.
Ein ausführlicheres A bis Z präsentieren wir auf kurier.at. Dort können Sie auch Begriffe, die Sie berühren, deponieren.