Dänemark lässt Friseure und Masseure arbeiten
Epidemiologe warnt aber vor „zu großem Optimismus“in der Bevölkerung
Dänemark geht mit seiner Exit-Strategie aus der Corona-Abriegelung einen deutlichen Schritt weiter: Ab diesem Montag sollen Gerichte wieder arbeiten und Friseur- wie Massagesalons Kunden bedienen dürfen. Darauf konnten sich alle Parlamentsparteien einigen. Wie die sonst im Land vorgeschriebenen zwei Meter Abstand dabei ersetzt werden können, dafür sollen Richtlinien nachgeliefert werden, hieß es.
„Die Wiedereröffnung Dänemarks ist wichtig für unsere Erwerbswelt“, sagte Simon Kollerup, der Wirtschaftsminister des Königreichs am Sonntag. „Dies muss für die Gesundheit verantwortlich sowie sozioökonomisch klug umgesetzt werden“, fügte der Sozialdemokrat hinzu. Derzeit sind in Dänemark mehr als 7.400 Menschen als Infizierte gemeldet, 355 sind gestorben.
Volksschulen geöffnet
Bereits am Mittwoch hat Dänemark Kindergärten und Volksschulen geöffnet, die ab Mitte März geschlossen waren. Die Auflagen dafür sehen so aus: Die Tische der Kinder sind im Abstand von zwei Metern aufgestellt, alle zwei Stunden müssen alle die Hände waschen, und es dürfen nie mehr als fünf Kinder zusammen stehen.
Grundlage für die Lockerungspolitik Dänemarks sind die Berechnungen des Epidemiologen Kare Mölbak, Direktor des „Staatlichen Serumsinstituts“. In dessen Modellen wird die Größe eines „Infektionsdruck“prognostiziert, je nach dem, welche und wie viele Branchen wieder tätig werden, demnach würden die derzeitigen Lockerungen zu keinem signifikanten Anstieg führen. Hingegen müssen Restaurants und alle anderen Lokale eben deshalb weiterhin geschlossen bleiben.
Der Mediziner warnte die Politiker ausdrücklich vor jeder Form eines „zu großen Optimismus“in der Bevölkerung. Diese dürfe noch nicht glauben, es wäre der Normalzustand erreicht.
Diese psychologische Dimension sei nicht in seinen Modellen enthalten.
Kritik wird aus dem konservativen Lager laut, dass Regierungschefin Mette Frederiksen wie eine autoritäre Landesmutter regiere, die den unmündigen Dänen genau vorschreibe, „was für sie gut und was für sie nicht gut“sei, so eine Stimme in der Zeitung Berlingske.
Auch die dänische Journalistengewerkschaft und die Parlamentsjournalisten fühlen sich etwas zu bevormundend behandelt. Denn in den digital abgehalten Konferenzen mit der Regierungschefin ist es bislang nicht gestattet, Rückfragen zu stellen.