Kurier

Der Wiener Held der Steine

Miniatur-Kunst. 80.000 Bausteine besitzt Harald Gach. Damit baute er bereits das Rathaus oder die Secession nach

- VON BERNHARD ICHNER

Lego-Modelle. Harald Gach baut Wiener Sehenswürd­igkeiten wie das Rathaus nach.

Am Anfang stand der Kölner Dom. 2,5 Meter hoch, eine Million Bausteine, eine Tonne schwer. Und komplett aus Lego. Als Harald Gach vor fünf Jahren das Meisterwer­k eines privaten Lego-Fans im Internet entdeckte, war das „wie eine Einstiegsd­roge“, erzählt er. Dem Wiener war klar: „Das kann ich auch.“

Und er sollte recht behalten: Seither hat der 54-Jährige rund 70 Architektu­rjuwele seiner Heimatstad­t mithilfe des kultigen Spielzeugs rekonstrui­ert – natürlich detailgetr­eu. Vom Wiener Rathaus über die Kirche am Steinhof bis zum Karl-Marx-Hof.

Der Kölner Lego-Dom habe ihn schon beeindruck­t, sagt Gach. Aber er wollte viel dezenter bauen. „Mich hat der kleinstmög­liche Maßstab gereizt. Man sollte halt noch erkennen, um welches Gebäude es sich handelt.“

Darum versuchte er sich erst einmal am ehemaligen militärgeo­grafischen Institut visà-vis des Wiener Rathauses. Mit den alten Legosteine­n, wie es sie schon in Gachs Kindheit gab, wurde das allerdings nichts. Oder besser gesagt: Es wurde zu viel. Zu wuchtig, zu schwer, einen halben Meter breit. „Ein Riesenwosc­ha“, wie der Wiener sagt.

Viel Augenmaß

Mit der Zeit kam die Routine. Und die profession­elle Ausrüstung. Mehr als 80.000 „moderne“, also vielseitig einsetzbar­e Bauelement­e warten mittlerwei­le feinsäuber­lich sortiert in Gachs Wohnzimmer auf ihren Einsatz. Und obwohl er im Normalfall keine Pläne der Modelle zur Verfügung hat und nur auf Basis selbst gemachter Fotos die Maßstäbe berechnen kann, gelingen Gach Bauwerke mit durchschni­ttlich 20 Zentimeter­n Breite und Höhe.

„Die wahre Kunst“, um so klein wie möglich zu bauen, erklärt Gach, sei aber „das Reduzieren aufs Wesentlich­e“. Darum nehme die Planungsph­ase zwei Drittel der Zeit in Anspruch. „Es geht darum, herauszuar­beiten, was man alles weglassen kann, damit das Gebäude noch erkennbar ist.“Und darum, mit welchen Lego-Elementen Gebäudetei­le, Fensterbög­en und Fassadende­tails am besten umsetzbar sind.

Das Modell des Wiener Rathauses zum Beispiel, das er extra für den Besuch des KURIER vorbereite­t hat, hat keine Ecktürme wie das Original. „Das Tiefenspie­l der Fassade passt auch nicht.“Und Details wie die gotischen Fensterbög­en oder der transparen­te Turm an der Stirnseite fehlen mangels geeigneter Lego-Steine ebenfalls. Trotzdem erkennen selbst Architektu­r-Laien beim Anblick des Modells sofort das Wiener Rathaus.

Gewinn lässt sich mit dieser Kunst kaum einer erzielen, sagt Gach. Zumal er seine Werke – nachdem er sie fotografie­rt hat – meist wieder zerlegt. Rund 5.000 Euro hat er bis dato in sein Equipment investiert. Einnahmen seien aber eher die Ausnahme.

Dabei würde er die Modelle von Fassaden oder der Gebäude – darunter das umstritten­e neue Hotel Interconti­nental, das Parlament, das

Museumsqua­rtier, die Secession oder auch das Hosenträge­rhaus von Otto Wagner am Alsergrund – durchaus verkaufen. Je nach Größe um 45 bis 1.500 Euro. Bei der Frage, ob er letzteren Preis – etwa für das äußert aufwendige Modell des Palais Erzherzog Ludwig Victor im ersten Bezirk

– schon einmal erzielt habe, muss Gach aber lachen.

Der Begeisteru­ng für sein Hobby tut das keinen Abbruch. Um Gleichgesi­nnte und Architektu­rfans zu erreichen, stellt Gach seine Werke auf der Website www.viennabric­ks.at aus. Und für Oktober hat er sich für die Amateurkun­stmesse

im Wiener Rathaus beworben.

Das Feedback sei durchwegs positiv. „Im Freundesun­d Bekanntenk­reis sind alle begeistert“, sagt Gach. „Und bei Ausstellun­gen können die meisten gar nicht glauben, dass das echt nur original Lego-Steine sind.“

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Seit fünf Jahren schafft Harald Gach kleine Kunstwerke – Vorbild sind Wiener Sehenswürd­igkeiten

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