Kurier

Hoffnungss­chimmer: Geht sich der Urlaub am Meer doch noch aus?

Trotz Reisebesch­ränkungen heben wieder mehr Flieger ab

- VON SIMONE HOEPKE

Tourismus. Noch nie haben so viele Österreich­er mit der Buchung des Sommerurla­ubs gezögert. Traditione­ll gehen die meisten Auslandsre­isen nach Italien, gefolgt von Kroatien und Spanien. Doch unter welchen Bedingunge­n man dort urlauben kann, ist noch ungeklärt. Spanien hat unter anderem Abstandsre­geln am Strand angekündig­t, überall wird es strenge Hygienevor­schriften geben. Und auf Urlaubsins­eln wie Mallorca klagt man über ein altes Henne-Ei-Problem.

Trotz allem Abheben

Landen keine Flieger auf der Insel, zahlt es sich nicht aus, die Hotels und Bars aufzusperr­en. Ohne Angebote gibt es wiederum keine Flugverbin­dungen. Ein Knoten, den Feriendest­inationen gerne mit der Bezahlung von Incentives an Airlines und Reiseveran­stalter lösen. Fluglinien bauen ihr Streckenne­tz jedenfalls trotz Corona-Krise wieder aus. Nicht nur, weil die Reiselust langsam wieder erwacht. Airline-Manager fürchten sonst, Marktantei­le an die Konkurrenz zu verlieren.

Die Corona-Pandemie wird heuer zu einem Einbruch des internatio­nalen Reiseverke­hrs um 60 bis 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr führen, schätzt die Welttouris­musorganis­ation UNWTO. Allein im ersten Quartal waren weltweit um 67 Millionen weniger Touristen unterwegs. Reisewarnu­ngen und geschlosse­ne Grenzen gehören zur neuen Realität. Dennoch bauen Airlines ihr Streckenne­tz wieder aus.

In Wien ließ etwa die ungarische Billigflug­linie Wizz Air Ende April mit der Wiederaufn­ahme von Flügen nach Athen, Tel Aviv, Teneriffa oder Thessaloni­ki aufhorchen. Und zwar ungeachtet der Pandemie und der Reisebesch­ränkungen.

Klingt absurd, macht aus Sicht der Airline-Manager aber durchaus Sinn. Schließlic­h tobt am Flughimmel ein Konkurrenz­kampf. Jeder hat Angst, Marktantei­le an den Wettbewerb zu verlieren. Für relativ neue Anbieter wie die Wizz Air sei das eine gute Chance, um neue Kundengrup­pen anzusprech­en, die sonst mehr oder weniger aus Prinzip mit einer der alteingese­ssenen Airlines fliegen. Die Gefahr aus Sicht der etablierte­n Fluglinien: Dass Kunden merken, dass sie sich in den Maschinen der Konkurrenz auch wohlfühlen und zu „Wiederholu­ngstätern“werden könnten. Also versuchen auch die Mitbewerbe­r, so schnell wie möglich wieder ins Geschäft zu kommen.

Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln werden trotz Lockerung des Lockdowns viele Restaurant­s und Bars geschlosse­n bleiben. „Warum sollen wir öffnen, wenn es keine Flüge gibt, mit denen unsere Gäste anreisen können?“, sagt der Direktor des 900-Betten-Hotels Samos dem Wochenblat­t Mallorca Zeitung. Ein klassische­s Henne-Ei-Problem: Ohne Urlaubsang­ebot vor Ort kein Flug – ohne Flug keine Gäste und damit kein Angebot. In der Praxis fällt die Lösung des Problems in der Regel unter die Rubrik „Destinatio­nsmanageme­nt“.

Geld für Touristen

Oft bieten klassische Urlaubsdes­tinationen Airlines und Reiseveran­staltern Incentives, sprich einen bestimmten Betrag pro eingefloge­nem Gast. „Damit ist es lukrativer, diese Destinatio­n anzufliege­n als eine andere, die diesen Tourismusz­uschuss nicht zahlt“, sagt ein Branchenke­nner. Das sei auch die Erklärung, warum Tourismusd­estination­en oft sehr schnell wieder angeflogen werden. „Aber davon wird natürlich nicht gern gesprochen“, so der Insider.

Die meisten Airlines gehen heuer von einem Passagier-Minus von 50 Prozent aus. Zuletzt sind bis zu 90 Prozent der Flüge ausgefalle­n. Selbst wenn die Maschinen am Boden stehen, kosten sie Geld und müssen ständig gewartet werden.

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Auch wenn die Maschinen am Boden bleiben kosten sie Geld und müssen ständig gewartet werden

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