Hoffnungsschimmer: Geht sich der Urlaub am Meer doch noch aus?
Trotz Reisebeschränkungen heben wieder mehr Flieger ab
Tourismus. Noch nie haben so viele Österreicher mit der Buchung des Sommerurlaubs gezögert. Traditionell gehen die meisten Auslandsreisen nach Italien, gefolgt von Kroatien und Spanien. Doch unter welchen Bedingungen man dort urlauben kann, ist noch ungeklärt. Spanien hat unter anderem Abstandsregeln am Strand angekündigt, überall wird es strenge Hygienevorschriften geben. Und auf Urlaubsinseln wie Mallorca klagt man über ein altes Henne-Ei-Problem.
Trotz allem Abheben
Landen keine Flieger auf der Insel, zahlt es sich nicht aus, die Hotels und Bars aufzusperren. Ohne Angebote gibt es wiederum keine Flugverbindungen. Ein Knoten, den Feriendestinationen gerne mit der Bezahlung von Incentives an Airlines und Reiseveranstalter lösen. Fluglinien bauen ihr Streckennetz jedenfalls trotz Corona-Krise wieder aus. Nicht nur, weil die Reiselust langsam wieder erwacht. Airline-Manager fürchten sonst, Marktanteile an die Konkurrenz zu verlieren.
Die Corona-Pandemie wird heuer zu einem Einbruch des internationalen Reiseverkehrs um 60 bis 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr führen, schätzt die Welttourismusorganisation UNWTO. Allein im ersten Quartal waren weltweit um 67 Millionen weniger Touristen unterwegs. Reisewarnungen und geschlossene Grenzen gehören zur neuen Realität. Dennoch bauen Airlines ihr Streckennetz wieder aus.
In Wien ließ etwa die ungarische Billigfluglinie Wizz Air Ende April mit der Wiederaufnahme von Flügen nach Athen, Tel Aviv, Teneriffa oder Thessaloniki aufhorchen. Und zwar ungeachtet der Pandemie und der Reisebeschränkungen.
Klingt absurd, macht aus Sicht der Airline-Manager aber durchaus Sinn. Schließlich tobt am Flughimmel ein Konkurrenzkampf. Jeder hat Angst, Marktanteile an den Wettbewerb zu verlieren. Für relativ neue Anbieter wie die Wizz Air sei das eine gute Chance, um neue Kundengruppen anzusprechen, die sonst mehr oder weniger aus Prinzip mit einer der alteingesessenen Airlines fliegen. Die Gefahr aus Sicht der etablierten Fluglinien: Dass Kunden merken, dass sie sich in den Maschinen der Konkurrenz auch wohlfühlen und zu „Wiederholungstätern“werden könnten. Also versuchen auch die Mitbewerber, so schnell wie möglich wieder ins Geschäft zu kommen.
Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln werden trotz Lockerung des Lockdowns viele Restaurants und Bars geschlossen bleiben. „Warum sollen wir öffnen, wenn es keine Flüge gibt, mit denen unsere Gäste anreisen können?“, sagt der Direktor des 900-Betten-Hotels Samos dem Wochenblatt Mallorca Zeitung. Ein klassisches Henne-Ei-Problem: Ohne Urlaubsangebot vor Ort kein Flug – ohne Flug keine Gäste und damit kein Angebot. In der Praxis fällt die Lösung des Problems in der Regel unter die Rubrik „Destinationsmanagement“.
Geld für Touristen
Oft bieten klassische Urlaubsdestinationen Airlines und Reiseveranstaltern Incentives, sprich einen bestimmten Betrag pro eingeflogenem Gast. „Damit ist es lukrativer, diese Destination anzufliegen als eine andere, die diesen Tourismuszuschuss nicht zahlt“, sagt ein Branchenkenner. Das sei auch die Erklärung, warum Tourismusdestinationen oft sehr schnell wieder angeflogen werden. „Aber davon wird natürlich nicht gern gesprochen“, so der Insider.
Die meisten Airlines gehen heuer von einem Passagier-Minus von 50 Prozent aus. Zuletzt sind bis zu 90 Prozent der Flüge ausgefallen. Selbst wenn die Maschinen am Boden stehen, kosten sie Geld und müssen ständig gewartet werden.