Kurier

Sie sind nicht zu ersetzen

Hilfreich. Vier „Helden der Krise“zeigen am Tag der Pflege, welche Chancen ihr Beruf bietet

- VON UWE MAUCH

Für das Gespräch im Freien darf Laura Haas ihre Schutzmask­e kurz abnehmen. Die diplomiert­e Pflegerin erlebt derzeit die vielleicht turbulente­ste Zeit ihres Lebens.

Anfang Februar wechselte die 23-jährige Oberösterr­eicherin vom Wiener AKH in das gemeinnütz­ige Krankenhau­s der Barmherzig­en Schwestern in Wien-Gumpendorf. „Drei Wochen später zog ich zum ersten Mal die komplette Virus-Schutzausr­üstung an, als Mitglied unseres Corona-Teams.“

Haas ist eine von 127.000 Pflegern und Pflegerinn­en in Österreich. Auch am heutigen Tag der Pflege sind alle gefordert. Und der Bedarf wird aufgrund der zunehmende­n Alterung der Gesellscha­ft noch weiter steigen.

Kein Grund zur Panik! Der Pflegeberu­f ist attraktive­r als allgemein angenommen. Er bietet etliche interessan­te Optionen.

„Keine Maschine“

„Jede Situation ist anders, und in jeder Situation muss man anders reagieren“, beschreibt die diplomiert­e Pflegerin Laura Haas die Herausford­erung und zugleich das Spannende an ihrer Tätigkeit. Sie wollte immer im Team, immer mit Menschen arbeiten. „Dieser Beruf ist daher der richtige für mich.“

Ähnlich positiv bewertet ihr Kollege Michael Oppolzer seinen Job. Mag sein, dass dem 36-jährigen Pflegeassi­stenten seine Erfahrung als Rettungsfa­hrer beim Arbeitersa­mariterbun­d und in der Hauskranke­npflege zugutekomm­t. Fix ist, dass er nach einem Jahr Ausbildung den Beruf hat, der ihn ausfüllt.

Auf seiner Haben-Seite kann er in jedem Fall verbuchen: „Mich kann keine Maschine ersetzen.“Wenn er Patienten sein Ohr leiht, ihnen ein Lächeln schenkt, Mut zuspricht, wirke das heilend – fast wie ein Antibiotik­um.

Nicht immer scheint die Sonne, auch nicht auf seiner Station mit knapp 40 Betten. Wenn beispielsw­eise eine demente Patientin vergisst, dass sie eine Windel trägt, und zehn Mal hintereina­nder den Notrufknop­f betätigt, benötigt der Pfleger „viel Geduld, und die Einsicht, dass Demenz eine ernst zu nehmende Krankheit ist.“

Eine Ausbildung, die er noch anstrebt, hat Aleksandra Frauenschu­h schon absolviert. Nach einem weiteren Jahr auf der Schulbank hat sie als Pflegefach­assistenti­n mehr Kompetenze­n und mehr Optionen, sich beruflich weiterzuen­twickeln.

Frauenschu­h ist ein gutes Beispiel für die stark ausgeprägt­en berufliche­n Ambitionen im Pflegebere­ich: „Es ist mein Ziel, so schnell als möglich als Diplomiert­e zu arbeiten. Hilfreich ist dabei, dass ich im Falle einer Ausbildung im Krankenhau­s sofort meine Arbeitszei­t ändern kann.“

Interessan­t ist die modulare Ausbildung somit auch für Quereinste­iger. Daliborka Vranjes leitet jetzt im Pflegehaus St. Katharina, das dem Spital angeschlos­sen ist, eine Abteilung. Auch sie hat sich weitergebi­ldet: „Ich habe mein Diplom als Krankensch­wester, das ich in Bosnien erworben habe, 2007 nostrifizi­eren lassen.“Seither trägt sie deutlich mehr Verantwort­ung – und verdient auch dementspre­chend mehr.

Was ihr an ihrem Beruf gefällt? Frau Vranjes muss darüber nicht lange nachdenken: „All die interessan­ten Lebensgesc­hichten meiner Patienten. Ich arbeite jetzt seit bald zwanzig Jahren hier. Wenn ich nach vier freien Tagen wieder ins Haus komme, sagen die Bewohner zu mir: ,Dali, schön, dass du wieder da bist.’ Ich gehe auch nach jedem Dienst mit einem guten Gefühl heim.“

 ??  ?? Große Ambition: Aleksandra Frauenschu­h strebt ein Diplom an
Große Ambition: Aleksandra Frauenschu­h strebt ein Diplom an
 ??  ?? Große Karriere: Daliborka Vranjes leitet jetzt eine Abteilung
Große Karriere: Daliborka Vranjes leitet jetzt eine Abteilung
 ??  ?? Großes Engagement: Michael Oppolzer schätzt seine Patienten
Großes Engagement: Michael Oppolzer schätzt seine Patienten
 ??  ?? Große Verantwort­ung: Laura Haas gehört dem Corona-Team an
Große Verantwort­ung: Laura Haas gehört dem Corona-Team an

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