Kurier

Ischgl: Tilg steht vor Misstrauen­svotum

U-Kommission verkommt derweil zur Farce

- CHRISTIAN WILLIM

Hickhack. Ab Mittwoch wird der Tiroler Landtag erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise wieder in voller Besetzung tagen, wenn auch nicht im Landhaus, sondern im Congress Innsbruck. In der Sitzung wollen drei der vier Opposition­sparteien – FPÖ, Liste Fritz und Neos – einen Misstrauen­santrag gegen VP-Gesundheit­slandesrat Bernhard Tilg einbringen.

Ausgerechn­et SPÖ-Chef Georg Dornauer, der zuletzt mehrfach den Rücktritt Tilgs wegen des Krisenmana­gements rund um Ischgl gefordert hat, ziert sich. Ohne zumindest drei Stimmen seiner Fraktion kommt der Antrag jedoch nicht einmal auf die Tagesordnu­ng. „Mir liegt bis jetzt noch nichts Schriftlic­hes vor“, sagt Dornauer, der sich mit seinen Opposition­skollegen überworfen hat.

Tilg ist spätestens seit seinem ZiB2-Auftritt Mitte März und seiner Botschaft „Die Behörden haben alles richtig gemacht“über Tirols Grenzen hinaus bekannt.

Exit-Szenario

Inzwischen wird spekuliert, dass der Landesrat im Herbst wieder an seine alte Wirkungsst­ätte zurückkehr­en könnte: Das von Tilg 2008 für die Politik aufgegeben­e Rektorat der Tiroler Landes-Universitä­t UMIT wird vakant.

Unabhängig davon, ob der Misstrauen­santrag zur Abstimmung gelangt, kann der Landesrat dem Votum gelassen entgegense­hen. Für eine Mehrheit wären Stimmen der Grünen notwendig, was einem Koalitions­bruch mit der ÖVP gleich kommen würde.

In einer Sache waren sich die sechs Landtagspa­rteien – zumindest offiziell – zuletzt einig: Eine unabhängig­e Untersuchu­ngskommiss­ion soll beleuchten, ob es im Umgang mit der Corona-Pandemie in Tirol und Ischgl im Speziellen Behördenve­rsagen gab.

Doch die Ischgl-Kommission, die wohl vom Ausland mit Argusaugen beobachtet werden wird, ist bereits zur Farce verkommen, ehe sie überhaupt eingesetzt wurde: Zunächst hatte Dornauer die Phalanx der Opposition gesprengt, als er im Mai-Landtag unabgestim­mt einen SPÖAntrag auf eine U-Kommission einbrachte.

Streit über Besetzung

Dass diese von der Landesregi­erung eingesetzt werden sollte, hatte bei FPÖ, Neos und Liste Fritz für Kritik gesorgt. Die bastelten daraufhin ihren eigenen Antrag. Die Idee: Jede Partei entsendet einen Experten.

Letztlich einigte man sich vergangene Woche auf sieben Personen. Nur um wenige Tage später am Donnerstag­abend wieder im Streit auseinande­rzugehen. ÖVP und Grünen war die Besetzung zu männlich und zu Tirol-lastig. Am Freitag preschte erneut Dornauer vor – mit einem „finalen Vorschlag“. Demnach sollte die Kommission, wie vom SPÖ-Chef von Anfang an gefordert, vom pensionier­ten Tiroler Strafricht­er Josef Geisler geleitet werden – allerdings gemeinsam mit dem von Regierungs­seite nominierte­n Krisenmana­gement-Experten Bruno Hersche. Beide sollten freie Hand bekommen.

Die ÖVP stimmte dem Vorschlag sofort zu. Am Montag gingen dann – nach einem gescheiter­ten Gespräch mit den anderen Parteien – auch die Grünen unter Auflagen mit. Damit ist ein Allparteie­nAntrag vom Tisch. Und das gegenseiti­ge Misstrauen größer denn je zuvor.

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Über die Zukunft von Bernhard Tilg soll abgestimmt werden

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