Projekt Neustart auf wackeligen Beinen
Die Premier League sucht Lösungen
England. Seit einer Woche macht Christian Fuchs in seiner Wohnung in Leicester Heimtraining. Sein Klub hat ihn (aus den USA) und alle anderen Legionäre – so wie ein Großteil der anderen Vereine – zurück nach England geholt und sie in die häusliche Quarantäne geschickt. In einer Woche wollen die Klubs mit dem Training beginnen.
Am Montag gab es die Videokonferenz aller 20 Klubs, um über die neuesten Entwicklungen zu beraten, über medizinische Rahmenbedingungen, Spiele in neutralen Stadien, die Wünsche der TVRechte-Inhaber und über die Verlängerung der Spielerverträge über den 30. Juni hinaus.
Neustart im Juni
Die Konferenz war von Freitag auf Montag verlegt worden, weil Premierminister Boris Johnson am Sonntag seine Pläne für Lockerungen bekannt gegeben hat. Profisport solle unter Auflagen ab Juni möglich sein. Am Dienstag und Mittwoch will die Liga Trainer und Kapitäne der Klubs sowie die Spielergewerkschaft befragen. Nächsten Montag wollen die Vereine über den Neustart abstimmen, 14 von 20 Klubs müssen dafür zustimmen.
Brighton-Boss Paul Barber hatte am Wochenende gewarnt: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht den falschen Schritt machen. Denn wenn wir es tun, könnte es Leben ruinieren.“Am Sonntag wurde der dritte Spieler von Brighton positiv getestet.
Aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen stehen Brighton, Aston Villa und Watford auf der Bremse. Diese Verein sind in Abstiegsgefahr und hätten wohl nichts dagegen, den Klassenerhalt im Fall eines Abbruchs der Liga zu schaffen. Laut eines Berichts des Mirror wollen sich die sechs schwächsten Teams der Liga („The Six Premier League Rebels“) dem „Project Restart“nur anschließen, wenn der Abstieg in dieser Saison ausgesetzt werde. Aber das wiederum will der englische Verband FA partout nicht zulassen.
Knackpunkt Abstieg
Der Abstieg aber kostet enorm viel Geld. In England müssten die Klubs laut The Athletic zwar 853 Millionen Euro an die übertragenden nationalen TV-Sender zurückzahlen, sollte die Saison nicht wieder aufgenommen werden. 40 Millionen Rückzahlungen pro Klub sind aber noch immer weit billiger als ein Abstieg. Denn die Absteiger der letzten Jahre kassierten etwas mehr als 100 Millionen Euro, eine Liga tiefer gibt es im Jahr aber nicht einmal zehn Millionen Euro.
Es wird daher Stimmung gemacht gegen den Neustart, weil der Heimvorteil wegfalle. Heimvorteil bei Geisterspielen? Watford-Boss Duxbury nannte es die „Vertrautheit des Heimstadions“. Paul Barber ist ehrlicher, er machte auf der Klub-Homepage deutlich, was für ihn Vorrang hat: „Mein Verein.“
Der wird es aber dieses Jahr nicht leicht haben, denn zumindest bis Ende September wird es keine Zuschauer in den Stadien geben, wahrscheinlich aber erst frühestens im Jänner 2021.