Kurier

Tanz – oder gar nicht

Fußball-Bundesliga. Sportminis­ter Kogler stellt Geisterspi­ele ab Juni in Aussicht. Die heimischen Klubs beklagen ein Minus von 25 Millionen Euro

- VON ALEXANDER HUBER, CHRISTOPH GEILER UND GÜNTHER PAVLOVICS

„Hammer und Tanz“ist neben „Neue Normalität“der Phrasensie­ger der CoronaKris­e. Österreich­s FußballBun­desliga traf der Hammer Mitte März mit dem Einstellen des Spielbetri­ebs. Nach der drastische­n Maßnahme folgte ein Tänzchen, eine schrittwei­se Rückkehr zu normaleren Verhaltens­weisen mittels Kleingrupp­entraining.

Seither ist das Minus in die Höhe geschossen: Die Vereine der beiden Bundeslige­n haben errechnet, dass ihnen im Vergleich zur Vor-CoronaZeit alleine in den vier Monaten

bis Ende Juni ein Schaden von insgesamt 25 Millionen Euro entstehen wird.

Am Montag war es wieder Werner Kogler, der zu einem Tänzchen eingeladen hat. Der Sportminis­ter kündigte an, dass die Liga „Ende Mai, Anfang Juni“die Saison mit Geisterspi­elen fortsetzen könnte. Das Mannschaft­straining wird ab 15. Mai erlaubt.

Dichtes Programm

Laut KURIER-Informatio­nen ist für den Pfingstsam­stag (30. Mai) das Cupfinale Salzburg – Austria Lustenau geplant. Ab 2. und 3. Juni (Dienstag und Mittwoch) soll die Bundesliga mit englischen Runden starten. Salzburg-Manager

Stephan Reiter bestätigte beim Kongress „Sport + Marke“die Fortschrit­te in den Gesprächen mit der Regierung: „Die Signale sind ganz klar da. Ich bin zuversicht­lich, dass wir in den nächsten Tagen einen großen Schritt machen.“

Außer es kommt noch ein Hammer von Gesundheit­sminister Rudolf Anschober. Kogler betonte, dass er mit großem Einsatz vermittelt habe. Noch am Montag waren „Schlussges­präche“angesetzt. Die entscheide­nde Frage: Das Gesundheit­sministeri­um wollte bislang nicht akzeptiere­n, dass nach einem positiven Test nur der betroffene Spieler unter Quarantäne gestellt werden soll – so wie es in Köln gemacht wurde. Man müsse hingegen die betroffene­n Teams komplett isolieren – wie es nach positiven Fällen beim Zweitligis­ten in Dresden bestimmt wurde.

Eine Lösung, die einheitlic­h für ganz Österreich gilt, sollte es bis Mittwoch geben.

Falsches Bild

Nicht nur Wattens-Sportchef Stefan Köck hat in den vergangene­n Wochen die kritischen Stimmen aus anderen Branchen und Sportberei­chen vernommen, die monieren, dass der Fußball gerade eine Sonderbeha­ndlung genieße. „Ich sehe da überhaupt keine Privilegie­n für den Profifußba­ll“, entgegnet Stefan Köck. „Wir nehmen sogar viel mehr in Kauf, als es in anderen Bereichen der Fall ist. Wir investiere­n in Tests und in Sicherheit­smaßnahmen, wir überlegen uns, mit dem gesamten Team in ein Hotel zu übersiedel­n. Das ist ja alles mit Kosten verbunden“, rechnet der Tiroler Manager vor.

Um dem entgegenzu­wirken und künftig die Ausgaben zu reduzieren, denkt man bei einigen Vereinen bereits laut über eine Entschärfu­ng der Lizenzvors­chriften nach. Bislang musste ein Bundesligi­st 25 Profispiel­er in seinem Kader haben.

Für Stefan Köck stellt sich die Frage nach der Sinnhaftig­keit solcher großen Kader. „Ich verstehe es, wenn Klubs, die im Europacup im Einsatz sind, 25 und mehr Profis benötigen. Aber kleinere Vereine wie Hartberg, Mattersbur­g oder auch wir würden locker auch mit 16 bis 18 Profis das Auslangen finden. Ich würde diese Idee gutheißen.“

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