Finanz-Betrüger nutzen die Krise
Aufsicht stellt vermehrt kriminelle Angebote an Anleger fest
„Die Betrüger passen sich rasch an.“Eduard Müller, Vorstand der Finanzmarktaufsicht, registriert seit Beginn der corona-bedingten Einschränkungen eine klare Verlagerung des Finanzbetrugs ins Internet. Da werden Konsumenten rasche Kredite angeboten – falls sie vorher einen gewissen Betrag überweisen. Oder: Es gibt gefälschte eMails von Finanzvorständen an zuständige Mitarbeiter mit der Aufforderung, einen Millionenbetrag rasch zu überweisen.
„Das alles ist in den vergangenen zwei Wochen passiert“, sagt Müller und betont, dass Kredite nie gegen Vorauszahlung einer Geldsumme vergeben würden.
Aber auch schon im Vorjahr blühte der AnlegerBetrug im Netz. „Vor allem mit Kryptowährungen“, wie FMA-Vorstand Helmut Ettl erklärt. Die Aufsicht habe mit 100 Warnungen vor kriminellen Angeboten einen neuen Rekord festgestellt. Zudem habe es 131 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft gegeben.
„Schock für Finanz“
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Pandemie auch ein Schock für die Finanzwirtschaft wird“, sagt Ettl. Allerdings stünden die Banken besser als vor der Finanzkrise 2008 da. Die Aufsicht hatte verlangt, dass die Kreditinstitute Krisenpolster aufbauten. 39 Milliarden an
Kapitalpuffern hätte die heimische Finanzwirtschaft jetzt. Diese Puffer könnten in der aktuellen Krise genutzt werden. Die Banken seien jetzt also nicht das Problem, sondern Teil der Problemlösung.
Allerdings müssten sich die Institute in den nächsten Jahren auf höhere Kreditausfälle einstellen. Es sei nicht auszuschließen, dass die Rezession eine Pleitewelle zur Folge haben werde. Derzeit jedoch seien noch keine höheren Kredite ausgefallen. Aber auch hier starten die Banken von einem guten Niveau: Die aktuelle Quote fauler Kredite beträgt nur zwei Prozent. 2008 lag sie bei 14 Prozent.