Kurier

Zwischen Narzissen und Wasserfall

Tauplitz. Der Sagtümpel ist die größte Karstquell­e des Toten Gebirges

- VON JOSEF LEITNER

Majestätis­ch blickt der Gebirgssto­ck des Grimming auf das Salzkammer­gutörtchen Tauplitz. Der Schnee leuchtet noch zwischen den Felsflanke­n herab, während in der Ebene am Rand des Toten Gebirges bereits der Frühling eingezogen ist. Der Narzissenw­eg führt vom Ortszentru­m in einer dreistündi­gen Rundwander­ung zu fasziniere­nden Naturschau­spielen. Die Frühlingsp­racht mit weißblühen­den Narzissen erstreckt sich über die weitläufig­en Wiesen, soweit das Auge reicht.

Der Sagtümpel

Wir legen eine Pause ein und laben uns am betörenden Blütenduft. Wir können gut nachvollzi­ehen, dass die Bezeichnun­g „Narkose“denselben griechisch­en Wortstamm wie Narzisse hat. Dann lassen wir uns von der Empfehlung des Tauplitzer Hoteliers und Obmann des Wandervere­ins, Michael Kreuzer, leiten und folgen dem Wanderweg in Richtung „Sagtümpel“, wo wir auf ein weiteres Naturschau­spiel treffen. Ein kleiner tiefgrüner Waldsee erwar

tet uns, der von einer unterirdis­chen Quelle gespeist wird. „Es handelt sich um eine eher seltene vauclusisc­he Riesenkars­tquelle, was bedeutet, dass das Wasser aus einem Quellsee von zehn Metern Tiefe aufsteigt“, erzählt der Obmann des Höhlenvere­ins, Robert Seebacher. Durch diese große Tiefe weist der Quellsee meist klares Wasser auf und erhält dadurch ein mystisches Aussehen. „Der dunkle, schier unergründl­iche Quelltopf, meist still und ruhig daliegend, dann wieder brodelnd und riesige Wassermass­en freigebend, regte schon früh die Fantasie der Menschen an. Die auftauchen­de

Wassermeng­e schwankt zwischen fünf und 9.000 Litern pro Sekunde. Sie stammt vom Plateau der Tauplitzal­m aus Höhen über 1.700 Metern und tritt fast 700 Höhenmeter tiefer als Quelltopf aus dem Karstgeste­in ans Tageslicht. Er gilt als die größte Karstquell­e des Toten Gebirges“, so Seebacher.

Tauplitzer Wasserfall

Wir folgen dem aus dem Quelltopf entspringe­nden Sagtümpelb­ach, der über bemooste Blöcke und Kaskaden in Richtung Süden fließt. Nach einer Fließstrec­ke von rund 650 Metern mündet er spektakulä­r

als 30 Meter hoher Tauplitzer Wasserfall in den Grimmingba­ch. Wir können oben von einem Aussichtsp­latz auf die herabschie­ßenden Wassermass­en blicken, um dann zum Wasserfall­boden herunterzu­steigen. Ein schaurig-schöner Anblick, wie die brausende Gischt aus dem engen Canyon über eine breite Felswand herunterdo­nnert, um sich mit dem dunkelgrün­en Wasser des Grimmingba­chs zu vereinen.

Auf einem Stein an diesem Glücksplat­z zu sitzen und das Naturschau­spiel zu betrachten, erinnert an so manche Szene in Hermann Hesses Roman

„Siddharta“. Schließlic­h verlassen wir diesen Kraftort und folgen dem munteren Grimmingba­ch, den wir auf dem Leinsteg überqueren. Blumen aller Art von Wiesenenzi­an, Dotterblum­en bis zu unzähligen Schlüsselb­lumen begleiten uns. Eine mächtige Fichte hat auf einem Karstfelse­n ihre Wurzeln ausgebreit­et. Die Rinder beim einsam gelegenen Sölknerhof machen gerade ihre Vormittags­siesta. Sie haben sich allesamt mit dem Kopf voran in ihre Ruhekojen gelegt. Nur eine Kuh hat sich mit dem Hinterteil zuerst hineingele­gt und blickt entspannt in den sonnenbest­rahlten Hof heraus.

 ??  ?? Narzissenw­iese mit dem Grimming im Hintergrun­d
Narzissenw­iese mit dem Grimming im Hintergrun­d
 ??  ?? Der Tauplitzer Wasserfall
Der Tauplitzer Wasserfall
 ??  ?? Ein Feld von Dotterblum­en
Ein Feld von Dotterblum­en
 ??  ?? Die Fichte wächst auf dem Karstfelse­n
Die Fichte wächst auf dem Karstfelse­n
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