Kurier

„Ab Freitag können Sie kommen“

Kroatiens Tourismusm­inister Gari Cappelli verspricht die freie Fahrt zum Meer. Leere Kilometer? Er benötigt dafür noch ein Entgegenko­mmen der österreich­ischen Regierung

- AUS ZAGREB UWE MAUCH

Noch ist die Anreise mit dem Auto an die Adria eine Herausford­erung. Mit dem Hinweis „Transit“kann der KURIER-Redakteur zunächst die österreich­isch-slowenisch­e Grenze bei Spielfeld im Nu passieren. Nur auf der alten Bundesstra­ße gibt es zeitlich noch Einschränk­ungen, aber das muss Urlauber nicht tangieren.

Haarig wird es dann vor Macelj, dem Autobahnüb­ergang nach Kroatien: gut zwei Stunden Wartezeit an einem Werktag für alle, die nicht die aktuell offenen Schleichwe­ge kennen. Als Österreich­er muss man den Grund der Einreise nennen und mit Einladunge­n oder Buchungsbe­stätigunge­n dokumentie­ren. Dann notiert der Grenzpoliz­ist die Telefonnum­mer. Das dauert naturgemäß.

Umso herzlicher ist der Empfang in Zagreb. Tourismusm­inister Gari Cappelli scheint derart erfreut zu sein, dass er beinahe die Hand zum Gruß entgegenge­streckt hätte.

KURIER: Herr Minister, zwei lange Stunden Wartezeit gestern bei der Einreise nach Kroatien. Dabei hat der Sommer noch nicht einmal begonnen. Das ist eindeutig zu lang.

Gari Cappelli: Ja, das ist zu lang. Aber ich darf den Lesern Ihrer Zeitung heute ganz aktuell mitteilen: Ab kommenden Freitag können Sie ganz ohne Einschränk­ungen zu uns kommen. Sofern Sie in Kroatien einen Urlaub gebucht haben, passieren Sie die Grenze ohne Zeitverlus­t.

Wie wollen Sie das ermögliche­n?

Wir stellen soeben eine weltweit einzigarti­ge App fertig: Dort können die Urlauber noch zu Hause und in aller Ruhe ihre persönlich­en Daten und ihren genauen Urlaubsort eingeben. An der Grenze ist dann in fünf Sekunden mit dem Scan ihres Reisepasse­s alles erledigt, und sie können weiterfahr­en. Ein wesentlich­er Vorteil ist für uns: Im Falle einer Corona-Infektion können wir schnell und ohne großen Aufwand die Infektions­kette nachvollzi­ehen.

Was ist aber, wenn ich mich als Urlauber weigere, diese App mit meinen Daten zu speisen?

Dann müssen Sie eventuell etwas länger an der Grenze warten.

Noch eine Hürde haben wir: Die österreich­ischen Behörden verlangen von mir nach der Rückkehr den Nachweis, dass ich mich nicht in Kroatien infiziert habe. Das kostet knapp 200 Euro pro Nase oder weitere 14 Urlaubstag­e in Quarantäne.

Ja, das ist im Augenblick noch ein Problem. Deshalb werde ich morgen oder am Dienstag meine

Ressortkol­legin in Wien, Frau (Elisabeth) Köstinger, anrufen, um sie zu bitten, diese Auflagen auch für Kroatien-Urlauber zu lockern.

Welche Chancen räumen Sie Ihrer eigenen Initiative ein?

Ich bin da durchaus optimistis­ch. Wir haben mit unseren österreich­ischen Partnern traditione­ll ein sehr gutes Einvernehm­en. Dazu kommt, dass es bereits derart viele Anfragen von Gästen aus Österreich gibt. Einige kommen seit vielen Jahren im Sommer zu uns, andere haben ein Boot, ein Haus. Die müssen da auch eine ganze Reihe von Dingen in Ordnung bringen, die sind daher wirklich besorgt. Ich werde auch darauf hinweisen, dass wir in Kroatien das Virus sehr früh gut in den Griff bekommen haben und daher sehr niedrige Corona-Zahlen aufweisen. Schon seit einer Woche melden unsere Epidemiolo­gen weniger als zehn Neuinfizie­rte pro Tag.

Apropos: Es fällt auf, dass in Zagreb kaum jemand eine Maske trägt, nicht im Supermarkt, nicht im Restaurant, nicht im Café, auch nicht in der Straßenbah­n. Welche generellen Regeln gelten nach den extrem strengen Ausgangsbe­schränkung­en zu Beginn der Krise jetzt für die Menschen im Land?

Wir empfehlen sehr wohl, eine Maske zu tragen. Ich selbst trage eine beim Einkaufen. Aber das wird ehrlich gesagt nicht sehr streng kontrollie­rt. Wir appelliere­n dringend, den Sicherheit­sabstand von zwei bis drei Metern einzuhalte­n.

Auf was müssen sich Gäste in den kroatische­n Hotels einstellen?

Da gibt es genaue Hygienevor­schriften für unsere Hoteliers. Das Einchecken wird kontaktlos möglich sein, das Öffnen der meisten Hotelzimme­r ebenso, einige sogar mit dem Mobiltelef­on. Das ServiceInt­ervall am Zimmer kann von den Gästen selbst mitbestimm­t werden. Buffets wird es weiterhin geben, man kann also gustieren, allerdings wird das Essen dann ausschließ­lich von unseren gut geschulten Hotelanges­tellten serviert.

Und was gilt in Restaurant­s?

An sich so wie in Österreich: Vier Erwachsene dürfen an einem Tisch essen. Bei größeren Familien machen wir aber eine Ausnahme.

Wie groß sind die Verluste für den kroatische­n Tourismus bisher?

Bis jetzt halten sie sich zum Glück noch einigermaß­en in Grenzen, denn wir realisiere­n den überwiegen­den Teil des Umsatzes im Tourismus in den Sommermona­ten.

Was erwarten Sie für 2020?

Wenn wir ein Drittel des Umsatzes des Rekordjahr­es 2019 schaffen, dann sind wir gut, sehr gut sogar.

Was stimmt Sie optimistis­ch?

Wir haben bisher für Juli und August erst wenige Absagen erhalten. Und in der vergangene­n Woche haben zahlreiche Gäste ihr Storno für den Juni rückgängig gemacht.

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Barriere auf dem Weg zum Meer: alte Grenzstati­on bei Spielfeld
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Gari Cappelli empfängt uns mit offenen Armen und hofft nun auf eine positive Antwort aus Wien

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