Kurier

Wo Abstand halten trainiert wird

Im Hotel Sacher trennt Plexiglas an der Rezeption Mitarbeite­r und Gäste

- K. ZACH

Fünfsterne-Hotel. Verlassen war das Wiener Traditions­hotel Sacher in den vergangene­n zwei Monaten nicht. Da wurde Staub gewischt, da wurden die Wasserleit­ungen gespült und Blumen gegossen. Doch was gefehlt hat, waren die Gäste.

Als die Hotels Anfang April österreich­weit schließen mussten, war das Corona-Virus schon ein alter Bekannter von Sacher-Chef Matthias Winkler. Bereits im Februar sorgten sich die großen Hotels weltweit bei einer Sitzung im Rom; rascher als gedacht wurde es auch in Österreich ein Thema. Mitte März musste das Sacher in Salzburg schließen, es folgte das Haus in

Wien. „Und dann standen wir ohne Menschen da, ohne Mitarbeite­r und Gäste“, erinnert sich Winkler. Allein in Wien musste der Sacher-Chef 350 Angestellt­e in Kurzarbeit schicken.

Umso größer ist die Vorfreude, wenn sich die Türen des Sacher wieder für Hotelgäste öffnen dürfen. Dafür ist schon fast alles bereit: Vor der Rezeption wurde eine Plexiglass­cheibe angebracht, die Mitarbeite­r mit Maske oder Gesichtssc­hild ausgestatt­et. Über die Vorgaben der Regierung hinaus hat man sich internatio­nal noch ein paar Maßnahmen abgeschaut, erzählt Winkler. „Wir trainieren etwa

Abstand halten mit einem Ring um den Körper.“Da bekomme man ein Gefühl für den erforderli­chen Meter. Zudem drehten die Mitarbeite­r selbst Schulungsv­ideos. Für die Zimmer gibt es eigene Putzpläne. „Ein Putztuch geht nie in ein anderes Zimmer“, erklärt der Sacher-Chef. Und nach der Abreise eines Gastes wird ein Zimmer 24 Stunden nicht neu belegt.

Apropos Mitarbeite­r: In den vergangene­n zwei Monaten beschränkt­e sich der Kontakt untereinan­der auf Whatsapp-Gruppen und die hausintern­e Kommunikat­ionsplattf­orm. Zuletzt hätten viele schon ein beklemmend­es Gefühl gehabt, sagt Winkler. Nun werden sie mit einem Sportsacke­rl samt Stressball und Infos zu den Hygiene-Vorgaben willkommen geheißen.

Denn leicht wird es in den kommenden Monaten nicht. Das Sacher lebt zu 90 Prozent von internatio­nalen Gästen. Für Juli und August rechnet Winkler mit einer Auslastung von 10 bis 20 Prozent, obwohl es bereits Reservieru­ngen gibt. Ideen, das Beste aus der Situation zu machen, hat der SacherChef einige. So startet er eine Initiative, Schanigärt­en 365 Tage im Jahr stehen zu lassen. Das schaffe sichere (Arbeits)plätze für Mitarbeite­r und Gäste.

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