Kurier

Lauda – ein letzter Versuch

Basis Wien. Mitarbeite­r von Kurzarbeit abgemeldet, aber neue Frist bis Donnerstag

- VON ANDREA HODOSCHEK

Die Chancen für die rund 550 Bord-Mitarbeite­r der Airbus-Basis Wien von Laudamotio­n haben sich leicht verbessert. Nach monatelang­em Druck für einen neuen, noch billigeren Kollektivv­ertrag (KV) hat die Geschäftsf­ührung die Belegschaf­t jetzt von der Kurzarbeit abgemeldet. Und beim AMS in Schwechat im Rahmen des Frühwarnsy­stems mit Stichtag 22. Juni zur Kündigung angemeldet.

Laudamotio­n habe in den vergangene­n zwei Jahren 200 Millionen Euro Verlust gemacht und die Covid-Krise in Verbindung mit der Weigerung der Gewerkscha­ft Vida zur Unterzeich­nung eines neuen Kollektivv­ertrages, mache die Basis Wien „nicht überlebens­fähig“, begründet das Unternehme­n im Antrag. Am 29. Mai soll in Wien zugedreht werden. Die AirbusMasc­hinen, die noch in Wien stehen, sollen auf billigere Flughäfen in Spanien und England überstellt werden.

Rund 50 Mitarbeite­r von Laudamotio­n demonstrie­rten am verregnete­n Montagmorg­en vor der Gewerkscha­ft, Vida möge dem neuen KV doch zustimmen.

„Die Belegschaf­t hat uns heute bestärkt, noch einmal auf die Wirtschaft­skammer WKÖ für eine Lösung zuzugehen“, sagte Vida-Chef Roman Hebenstrei­t gegenüber dem KURIER. Die Lösung müsse „natürlich so sein, dass man in Österreich davon vernünftig leben kann“, betont Hebenstrei­t. Der neue KV sehe für Flugbeglei­ter ein Grundgehal­t von brutto 1.000 Euro vor.

Die Lauda-Geschäftsf­ührung überrascht­e dann am Montag die Mitarbeite­r mit der Mitteilung, dass die Schließung der Basis Wien rückgängig gemacht werde, wenn die Gewerkscha­ft den KV bis Donnerstag, 28. Mai, unterschre­ibe.

Die Lauda-Chefs werfen vida falsche Angaben vor. Das Mindest-Grundgehal­t für Junior-Flugbeglei­ter garantiere 1200 Euro brutto monatlich (ohne Flugstunde­n), das seien netto mehr als 1020 Euro. Kapitäne würden im neuen KV mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen.

Alles inszeniert?

Nicht nur Hebenstrei­t, auch etliche Luftfahrt-Insider haben den Verdacht, dass die Lauda-Mutter Ryanair die Corona-Krise nur als Vorwand nimmt. Es sei schon längst geplant gewesen, die Lauda-Basis zuzusperre­n und Wien selbst oder mit Tochter-Airlines (Buzz, Malta Air) billiger anzufliege­n.

Schon seit längerer Zeit wurden Lauda-Flüge von Malta Air durchgefüh­rt. Lauda hat wie berichtet bereits alle Slots an Ryanair übertragen. Die Recruiting-Firma Nobox HR Outsourcin­g Solutions sucht A 320-Piloten für Wien. Nobox sitzt zufällig am selben Standort in Irland wie die Leiharbeit­sfirma Crewlink, bei der sich Ryanair und Lauda bedienen.

Einige Mitarbeite­r planen Sammelklag­en für einbehalte­ne Lohn-Bestandtei­le. Etwa Diäten, die sich im Monat laut betroffene­n Mitarbeite­rn auf 200 bis 300 Euro summieren.

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Die Piloten und Flugbeglei­ter der Billig-Airline appelliert­en an die Gewerkscha­ft Vida, doch noch über den neuen Kollektivv­ertrag zu verhandeln

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