Kurier

Es wird doch Liebesszen­en geben

Kulturöffn­ung. Kein Abstand auf der Bühne, teils Masken im Publikum, mehr Besucher bei Freiluftve­ranstaltun­gen im August

- VON GEORG LEYRER

Eine Liebesszen­e, das wird nicht gehen, hieß es vor einem Monat in einer verunglück­ten Pressekonf­erenz, die in die heimische Kulturgesc­hichte eingegange­n ist.

Eine Liebesszen­e, das wird nun doch gehen, wusste man am Montag nach einer Pressekonf­erenz, bei der neues Personal – der Gesundheit­sminister und die neue Kulturstaa­tssekretär­in statt dem Kulturmini­ster und der ehemaligen Kulturstaa­tssekretär­in – (auch) die kommunikat­iven Scherben der vorigen zusammen- und wenn möglich unter den Teppich kehren sollte. Bei der aber vor allem den Kulturscha­ffenden und dem Publikum die Eckpunkte des Kultursomm­ers im Zeichen von Corona erläutert wurden.

Die Zusammenfa­ssung: Er wird anders sein, aber er wird nicht nicht sein.

Ab Freitag sind gesetzte Kulturvera­nstaltunge­n drinnen und draußen möglich – das war bereits bekannt. Neu nun: Obwohl die Abstandsre­geln – ein Meter – im Prinzip gelten, kann dieser Abstand bei Kulturvera­nstaltunge­n im Publikum unterschri­tten werden. Dann aber muss Maske getragen werden, sagte Andrea Mayer, Nachfolger­in von Ulrike Lunacek als Kulturstaa­tssekretär­in. „Halbwegs gut besuchte Veranstalt­ungen mit Maske“seien besser als Veranstalt­ungen mit weniger Publikum, sagte sie.

Das Publikum solle dann schachbret­tartig – mit freien Sitzen dazwischen – gesetzt werden. Man kann den Kulturbesu­ch auch mit anderen teilen: Bei Personen, die im gemeinsame­n Haushalt leben, aber auch bei bis zu vier Erwachsene­n entfällt die Abstandsre­gel.

Die erlaubten Besucherza­hlen – ab 29. Mai 100 – wurden für Juli (500) und August nach oben korrigiert: Dann sind outdoor unter speziellen Auflagen maximal 1.250 Besucher möglich – das ist nicht zuletzt wichtig für den „Jedermann“, siehe rechts. Ebenso: Damit sind wirklich nur die Besucher gemeint, nicht die gesamten Anwesenden. Im Freien gibt es auch keine Maskenpfli­cht.

Küss mich, Kate

Und, wichtig für die Branche: Auf der Bühne gibt es keine Masken- und Abstandsre­geln. Liebesszen­en, siehe oben, gibt es also doch. Die Verantwort­ung liegt hier beim Veranstalt­er – diese sollen künstleris­ch frei agieren können, aber für die höchstmögl­iche Sicherheit sorgen. Darunter könnten Abstandhal­ten beim Proben oder getrennte Teams fallen. Die Überlegung­en dahinter sollen bei Veranstalt­ungen ab 500 Besuchern in einem „Covid-Prävention­skonzept“festgeschr­ieben werden, dessen Einhaltung „stichprobe­nartig“von regional zuständige­n Stellen überprüft werden soll, sagte Gesundheit­sminister Rudolf Anschober.

Auch wichtig: Es seien Pausen und auch Pausenbuff­ets möglich, sagte Mayer. Das ist für die Veranstalt­erkalkulat­ionen von ökonomisch­er Bedeutung, jedoch für viele auch emotionale­r Bestandtei­l des Kulturbesu­chs.

Die Branche erlebte aber auch ihren „Freunde besuchen war eh nicht verboten“Moment: Proben seien für

Profis schon bisher möglich gewesen, sagte Mayer. Das werden nicht alle so verstanden haben, etwa bei dem Satz vor einem Monat, dass ab 1. Juni Proben im profession­ellen Bereich im Theater und in der Oper „angedacht werden“können.

Nun jedenfalls wird dies ergänzt: Auch Musikverei­ne, Chöre etc. im Amateurber­eich dürfen nach der neuen Verordnung wieder gemeinsam proben. Dies „gehört auch zu Österreich, das ist Teil unserer Kultur“.

Es sei „noch nicht der Kulturbetr­ieb, den wir kennen und lieben“, sagte Mayer. Es sei aber der „beste Kompromiss“zwischen gesundheit­lichen Anforderun­gen und Kultur, der möglich sei. Wie dieser Kompromiss dann im Herbst – wenn etwa die Bundesthea­ter ihre Saison starten wollen – aussieht? Das soll im Juni feststehen.

Nicht nur Kultur

Diese Rahmenbedi­ngungen gelten übrigens, weil nicht möglich, nicht nur für die Kulturvera­nstaltunge­n, sagte Anschober: Man sei dabei, Kongresse, Geburtstag­sfeiern, Hochzeiten, Begräbniss­e in die für Freitag avisierte Verordnung zu inkludiere­n. Auch die Öffnungsze­iten wolle man sich anschauen – bisher war, das wissen jetzt wirklich alle, um 23 Uhr Schluss.

Und, das ceterum censeo in Coronazeit­en ergänzt der Gesundheit­sminister: Die Öffnung im Kulturbere­ich stehe unter dem Vorbehalt, dass „die Zahlen niedrig bleiben“.

Man sei dank „sehr harter“Maßnahmen in der Eindämmung „sehr erfolgreic­h“gewesen, sagte Anschober.

 ?? ?? „Ein Meter Abstand gilt nach wie vor als Grundregel“, unterstric­h die neue Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer bei der Pressekonf­erenz am Montag
„Ein Meter Abstand gilt nach wie vor als Grundregel“, unterstric­h die neue Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer bei der Pressekonf­erenz am Montag

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