Es wird doch Liebesszenen geben
Kulturöffnung. Kein Abstand auf der Bühne, teils Masken im Publikum, mehr Besucher bei Freiluftveranstaltungen im August
Eine Liebesszene, das wird nicht gehen, hieß es vor einem Monat in einer verunglückten Pressekonferenz, die in die heimische Kulturgeschichte eingegangen ist.
Eine Liebesszene, das wird nun doch gehen, wusste man am Montag nach einer Pressekonferenz, bei der neues Personal – der Gesundheitsminister und die neue Kulturstaatssekretärin statt dem Kulturminister und der ehemaligen Kulturstaatssekretärin – (auch) die kommunikativen Scherben der vorigen zusammen- und wenn möglich unter den Teppich kehren sollte. Bei der aber vor allem den Kulturschaffenden und dem Publikum die Eckpunkte des Kultursommers im Zeichen von Corona erläutert wurden.
Die Zusammenfassung: Er wird anders sein, aber er wird nicht nicht sein.
Ab Freitag sind gesetzte Kulturveranstaltungen drinnen und draußen möglich – das war bereits bekannt. Neu nun: Obwohl die Abstandsregeln – ein Meter – im Prinzip gelten, kann dieser Abstand bei Kulturveranstaltungen im Publikum unterschritten werden. Dann aber muss Maske getragen werden, sagte Andrea Mayer, Nachfolgerin von Ulrike Lunacek als Kulturstaatssekretärin. „Halbwegs gut besuchte Veranstaltungen mit Maske“seien besser als Veranstaltungen mit weniger Publikum, sagte sie.
Das Publikum solle dann schachbrettartig – mit freien Sitzen dazwischen – gesetzt werden. Man kann den Kulturbesuch auch mit anderen teilen: Bei Personen, die im gemeinsamen Haushalt leben, aber auch bei bis zu vier Erwachsenen entfällt die Abstandsregel.
Die erlaubten Besucherzahlen – ab 29. Mai 100 – wurden für Juli (500) und August nach oben korrigiert: Dann sind outdoor unter speziellen Auflagen maximal 1.250 Besucher möglich – das ist nicht zuletzt wichtig für den „Jedermann“, siehe rechts. Ebenso: Damit sind wirklich nur die Besucher gemeint, nicht die gesamten Anwesenden. Im Freien gibt es auch keine Maskenpflicht.
Küss mich, Kate
Und, wichtig für die Branche: Auf der Bühne gibt es keine Masken- und Abstandsregeln. Liebesszenen, siehe oben, gibt es also doch. Die Verantwortung liegt hier beim Veranstalter – diese sollen künstlerisch frei agieren können, aber für die höchstmögliche Sicherheit sorgen. Darunter könnten Abstandhalten beim Proben oder getrennte Teams fallen. Die Überlegungen dahinter sollen bei Veranstaltungen ab 500 Besuchern in einem „Covid-Präventionskonzept“festgeschrieben werden, dessen Einhaltung „stichprobenartig“von regional zuständigen Stellen überprüft werden soll, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
Auch wichtig: Es seien Pausen und auch Pausenbuffets möglich, sagte Mayer. Das ist für die Veranstalterkalkulationen von ökonomischer Bedeutung, jedoch für viele auch emotionaler Bestandteil des Kulturbesuchs.
Die Branche erlebte aber auch ihren „Freunde besuchen war eh nicht verboten“Moment: Proben seien für
Profis schon bisher möglich gewesen, sagte Mayer. Das werden nicht alle so verstanden haben, etwa bei dem Satz vor einem Monat, dass ab 1. Juni Proben im professionellen Bereich im Theater und in der Oper „angedacht werden“können.
Nun jedenfalls wird dies ergänzt: Auch Musikvereine, Chöre etc. im Amateurbereich dürfen nach der neuen Verordnung wieder gemeinsam proben. Dies „gehört auch zu Österreich, das ist Teil unserer Kultur“.
Es sei „noch nicht der Kulturbetrieb, den wir kennen und lieben“, sagte Mayer. Es sei aber der „beste Kompromiss“zwischen gesundheitlichen Anforderungen und Kultur, der möglich sei. Wie dieser Kompromiss dann im Herbst – wenn etwa die Bundestheater ihre Saison starten wollen – aussieht? Das soll im Juni feststehen.
Nicht nur Kultur
Diese Rahmenbedingungen gelten übrigens, weil nicht möglich, nicht nur für die Kulturveranstaltungen, sagte Anschober: Man sei dabei, Kongresse, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Begräbnisse in die für Freitag avisierte Verordnung zu inkludieren. Auch die Öffnungszeiten wolle man sich anschauen – bisher war, das wissen jetzt wirklich alle, um 23 Uhr Schluss.
Und, das ceterum censeo in Coronazeiten ergänzt der Gesundheitsminister: Die Öffnung im Kulturbereich stehe unter dem Vorbehalt, dass „die Zahlen niedrig bleiben“.
Man sei dank „sehr harter“Maßnahmen in der Eindämmung „sehr erfolgreich“gewesen, sagte Anschober.