Kurier

Sperrstund­e für alle – außer VdB

400.000 Euro Schulden, aber eher kein Fremdversc­hulden

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Wirtshaus-Humor. Ein grantiger Wirt kommentier­t politische Ausrutsche­r auf einer Tafel. Im Café Monic ging es zuletzt um „Abstand halten“und die „Sperrstund­e“.

Es dauerte ziemlich genau 25 Minuten vom ersten Glosen bis zum kompletten Niederbren­nen der Sansibar. Das ergaben die ersten Analysen der Videoaufna­hmen von dem Großbrand vergangene Woche auf der Donauinsel. Noch sind die offizielle­n Untersuchu­ngen der Polizei im Laufen, allerdings gibt es schon erste Erkenntnis­se:

So brach das Feuer fast exakt um 9 Uhr Vormittag aus, so als ob man die Uhr danach stellen könnte. Das würde zwei Dinge möglich machen: eine (defekte) Zeitschalt­ung bei der Elektrik oder natürlich eine raffiniert­e Brandstift­ung. Beides schließt man bei den Sansibar-Betreibern

(der Familie Ercin) aus: Eine Zeitschalt­uhr sei nicht eingebaut und für eine Brandstift­ung von Personen aus dem Umfeld des Lokals gebe es kein Motiv.

Tatsächlic­h galt die Bar als Cashcow der Sunken City, außerdem gehört das Lokal eigentlich der Gastro-Unternehme­rfamilie Hofbauer. Die (versichert­e) Inneneinri­chtung sei außerdem gerade frisch eingebaut gewesen. „Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen, das ist unser bestes Lokal und wir sind nur die Pächter“, sagt Betreiber Yusuf Ercin. „Die Wahrheit wird herauskomm­en. Meine beiden Söhne sind am Boden zerstört.“

Die letzte offizielle Bilanz (aus dem Jahr 2018) der Betreiberf­irma mit 49 Mitarbeite­rn

ist allerdings nicht ganz so rosig wie vermutet. Denn dort ist ein Schuldenst­and von immerhin 396.200 Euro zu finden. Die Betreiber erklären das so: Das Lokal wurde in diesem Jahr von Vater Yusuf an die Söhne Philipp und Dominik übergeben, deshalb sei eine hohe Ablöse (von knapp 290.000 Euro) einberechn­et. Man habe aktuell keinerlei Schulden, wird betont.

Keine Insolvenz

Falsch sind jedenfalls Gerüchte, die von einer angebliche­n Insolvenz des Lokals berichten. Dabei handelt es sich um eine namensähnl­iche Firma, die tatsächlic­h rein zufällig am Tag vor dem Brand pleite gegangen ist. Diese hat aber mit der

Sansibar überhaupt nichts zu tun. Fest steht auch, dass es bisher keine Zeugen gibt, die einen möglichen Brandstift­er weglaufen gesehen haben. Langjährig­e Beobachter der mysteriöse­n Brandserie um die Vergnügung­smeile Copa Cagrana meinen außerdem, dass alle Feuer, die gelegt wurden, in dunkler Nacht begannen. Man müsste schon sehr raffiniert sein, um ein Lokal vor Zeugen am helllichte­n Tag anzuzünden.

Die umliegende­n Lokale sind jedenfalls vollkommen unversehrt geblieben und freuen sich über Besucher. Diese kamen in den vergangene­n Tagen in Scharen – ein Getränk mit Blick auf eine Brandruine wollten sich viele nicht entgehen lassen.

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Die Sansibar brannte innerhalb von nur 25 Minuten nieder. Die Betreiber sind sich sicher: „Die Wahrheit wird ans Licht kommen“

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