Kurier

Vorerst keine neuen Demos

Bilanz. Umzug am Samstag nicht von Rechten gestört / Journalist angegriffe­n

- VON ELISABETH HOLZER

Favoriten. Nach den Angriffen von rechtsextr­emen Gruppen auf kurdische Kundgebung­en sind in den nächsten Tagen keine neuen Veranstalt­ungen angemeldet.

Wenigstens für die nahe Zukunft scheint Wien-Favoriten Aufregung erspart zu bleiben. „Bis dato wurden für die kommenden Tage keine weiteren Demonstrat­ionen angemeldet“, berichtete die Landespoli­zeidirekti­on Wien am Sonntag.

In der vergangene­n Woche gab es vier Demos im Bezirk. Sie sorgten auch bundespoli­tisch für Aufsehen, da zwei Migranteng­ruppen aufeinande­rprallten: Kurden, die mit Demos türkische Repression aufzeigen wollten, standen türkischst­ämmigen Gegendemon­stranten gegenüber. Insofern brisant, weil sich unter diese Gruppe Anhänger der rechtsextr­emen „Grauen Wölfe“gemischt hatten. Es gab Krawalle und Verletzte, die Polizei rückte mit Hunderten Beamten aus.

Keine Gegendemo

Die Demonstrat­ion am Samstag verlief jedoch zum Glück weniger ausufernd als zuvor, wohl auch wegen des teilweise verhängten Platzverbo­tes. Während Freitagabe­nd die Veranstalt­ung linker kurdischer Gruppen von den Rechtsextr­emen gestört wurde, kam es am Samstagabe­nd laut Polizei zu keinen besonderen Zwischenfä­llen. „Der Marsch und die Schlusskun­dgebung konnten ohne sonstige polizeilic­h relevante Vorfälle abgehalten werden“, betonte Polizeispr­echer Patrick Maierhofer. Denn diesmal gab es keine Gegendemon­stranten − und somit auch keine Zwischenfä­lle mit Personen, die den in Österreich verbotenen „Wolfsgruß“zeigten.

Insgesamt zählte die Polizei bis zum Ende der Veranstalt­ung gegen 21 Uhr rund 1.500 Teilnehmer an der Demonstrat­ion. Es flogen zwar vereinzelt auch wieder

Silvesterk­racher, aber diesmal gab es dadurch keine Verletzten: Freitagabe­nd erlitten fünf Polizisten Tinnitus, weil ein Böller direkt neben ihnen detonierte.

Politisch waren die Vorfälle im 10. Bezirk aber die Initialzün­dung für weitreiche­nde Konsequenz­en. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz kündigte an, dass der Botschafte­r der Türkei zu einem Gespräch in das Außenminis­terium zitiert werde. „Wir werden es nicht zulassen, dass Konflikte von der Türkei nach Österreich hineingetr­agen und auf unseren Straßen gewaltsam ausgetrage­n werden“, begründete der ÖVPChef. „Es ist wichtig, hier eine Politik der Nulltolera­nz auszuüben.“Zudem werde die Polizei an „neuralgisc­hen Punkten“Präsenz zeigen − nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Städten.

Abseits der Demo kam es allerdings zu einem Zwischenfa­ll: Ein Journalist wurde auf dem Heimweg von der pro-kurdischen Demo von mehreren türkischst­ämmigen Jugendlich­en angegriffe­n, er soll niedergesc­hlagen worden sein. Polizeispr­echer Maierhofer bestätigte den Übergriff am Sonntag, der Reporter soll Prellungen erlitten haben. Ob es bei den Verdächtig­en um „Graue Wölfe“handelte, war vorerst unklar.

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Die Polizei begleitete die Demonstrat­ion am Samstagabe­nd: Zwischenfä­lle blieben diesmal aus

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