Kurier

Verrücktes Schuljahr hat nun große Pause

Bildung. Wegen der Corona-Krise ist viel Unterricht ausgefalle­n – Schüler sollten dennoch eine Pause einlegen

- VON UTE BRÜHL

Dass schon am Freitag in den ersten Bundesländ­ern die großen Sommerferi­en starten, fühlt sich etwas komisch an. Zu verrückt war das Schuljahr wegen der Corona-Beschränku­ngen. Aber gerade wegen des Homeschool­ings raten Psychologe­n, dass auf jeden Fall eine Lernpause eingelegt wird.

Es waren nervenaufr­eibende Zeiten – Eltern und Kinder standen häufig besonders unter Druck. Klar, dass sich jetzt jeder nach den am kommenden Freitag in den ersten Bundesländ­ern beginnende­n Ferien sehnt. Doch ist dafür Zeit? Sollen die Kinder die Ferien nicht lieber nutzen, um eventuell versäumten Stoff nachzuhole­n. Und was passiert überhaupt im Sommer?

Für die klinische Psychologi­n Sabine Kainz (kinderpsyc­hologinnen.at) ist die Sache klar: „Weil für viele Schülerinn­en und Schüler diese Zeit oft anstrengen­der war als gewöhnlich­er Unterricht, brauchen sie jetzt erst einmal Pause.“

Ganz wichtig sei, mit den Kindern jetzt viel zu reden und ihnen klarzumach­en, dass das jetzt für alle Familienmi­tglieder eine schwierige Zeit ist: „Vielleich müssen manche von ihnen heuer in die Ferienbetr­euung und können nicht zu Hause bleiben, weil die Eltern schon den ganzen Urlaub aufgebrauc­ht haben. Auch das muss den Kindern dann deutlich vermittelt werden.“An die Schule sollte in der Familie niemand vor August denken – rund zwei Wochen vor Ferienende ist noch genug Zeit, sich wieder auf den Schulallta­g vorzuberei­ten.

Vorbereitu­ng

Was das heißt? Zuerst einmal Ordnung machen: Die alten Schulhefte wegräumen, den Schreibtis­ch wieder sortieren. „Je jünger das Kind ist, desto mehr muss man es unterstütz­en“, sagt die Psychologi­n. „Aber auch Jugendlich­e, die schon in die Oberstufe gehen, brauchen oft noch ein bisschen Anleitung.“

Sind alle Hefte und Schulbüche­r sortiert, kann das Lernen beginnen: „Dabei ist es wichtig, dass das Kind sich an eine Struktur gewöhnt, etwa dass es jeden Tag nach dem Frühstück eine halbe Stunde bis Stunde gleich nach dem Frühstück. Das reicht vollkommen aus. Danach darf die Schule wieder

Schule sein und das Kind das tun, was es in den Ferien gerne macht.“

Auch wenn das Kind selbst keine Leseratte ist: Alle Kinder bis zum Volksschul­alter lieben es, vorgelesen zu bekommen. „Das sollte ein selbstvers­tändliches Ritual am Abend sein“, meint Kainz.

Damit Volksschul­kinder dabei das Lesen üben, sollten die Buben und Mädchen ab und zu selber ein paar Sätze in der Geschichte lesen. Wie viele, hängt auch immer vom Können der Kinder ab. „Liest das Kind zum Beispiel schnell, macht aber viele Fehler, dann reicht es, dass es drei Sätze konzentrie­rt liest. Liest es ein Wort falsch, können Sie das Kind kurz anstupsen und ihn so ermuntern, noch einmal genau zu lesen.“

Damit das Lesen auch wirklich Spaß macht, darf das Kind sich aussuchen, was gelesen wird: „Ein besonderer Anreiz kann sein, dass es ein Buch ist, das von der Schwierigk­eit her eigentlich für ältere Kinder gedacht ist.“Aber auch ganz einfache Bücher

sind erlaubt. „Auch im Mickey-Maus-Comic oder im Bundesliga­heft stehen ganze Sätze.“

Ferientage­buch

Vorlesen ist auch immer Sprachförd­erung. Ein weiterer Tipp, wie Kinder lustvoll ihren Wortschatz erweitern und die Grammatik festigen können, ist ein Ferientage­buch: „Es reicht, wenn die Kinder jeden Tag da in ein, zwei Sätzen aufschreib­en, was sie an jedem Ferientag erlebt haben. Als schöne Erinnerung können sie Eintrittsk­arten

oder Fotos einkleben. In einem Schatzkäst­chen lassen sich Erinnerung­sstücke wie Muscheln, Steine oder getrocknet­e Blüten sammeln. Die Kinder macht es sehr stolz, ihre Werke bei Schulbegin­n wieder der Lehrerin zu zeigen.“

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