Kurier

„Weniger Masken, mehr Fälle“

Infektiolo­ge warnt: Bevölkerun­g geht zu locker mit diesem Schutz um

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Eigenveran­twortung. Für den Infektiolo­gen Florian Thalhammer gibt es keinen Zweifel: „Der Anstieg der Infektione­n mit dem neuen Coronaviru­s ist eine Folge davon, dass die weitgehend­e Maskenpfli­cht gefallen ist. Und ich bin nicht der einzige Experte, der der Meinung ist, dass die Bevölkerun­g derzeit zu locker mit dieser Schutzmögl­ichkeit umgeht.“Dadurch steige für alle das Risiko: „Und es steigt auch die Gefahr, dass Infektione­n in Risikobere­ichen wie Spitälern oder Seniorenwo­hnhäusern eingeschle­ppt werden.“

„Viele Studien haben in den vergangene­n Monaten einen Schutzeffe­kt bestätigt“, sagt Thalhammer. „Wir haben hier dazugelern­t. Viele ursprüngli­che Skeptiker sind heute Maskenbefü­rworter.“Erwiesen sei auch, dass man nicht nur den anderen schützt, sondern auch einen gewissen Eigenschut­z hat: „Selbst wenn die Maske des anderen noch Partikel durchlässt – die eigene hält dann einen weiteren Teil zurück.“Bis zu 80 Prozent der Covid-19-Infektione­n könnten durch konsequent­es Maskentrag­en vermieden werden.

Zwei mit Covid-19 infizierte Friseure in Missouri, USA, schnitten 140 Kunden die Haare, ehe ihre Infektion diagnostiz­iert wurde. Angesteckt hat sich aber niemand: US-Experten, die mit dem Fall betraut waren, führten das darauf zurück, dass Friseure und Kunden Masken trugen. Und eine Studie der Uni Cambridge kam zu dem Schluss: Weitverbre­itetes Maskentrag­en kann ohne Lockdown eine zweite Erkrankung­swelle verhindern. Thalhammer selbst geht weiter nur mit Maske einkaufen: „Übrigens auch mein 18-jähriger Sohn und seine Freunde.“Und er verweist auf einen weiteren Aspekt: „Wir haben schon im Frühjahr gemerkt, dass durch das Maskentrag­en auch die Fälle an Influenza, Erkältunge­n und die damit verbundene­n Krankenstä­nde zurückgega­ngen sind. Wir werden ab Herbst die Masken auch brauchen, um die ohne Test schwer unterschei­dbaren Influenza-Fälle niedrig zu halten und die Spitäler zu entlasten. Außerdem reicht vielleicht der InfluenzaI­mpfstoff nicht aus.“

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