Kurier

Doskozil „boykottier­t“Grenzschut­zübung im Burgenland: „Nur Showpoliti­k“

Burgenländ­ischer Landeshaup­tmann würde lieber mit Innenminis­ter reden anstatt „ein paar Hubschraub­ern beim Landen zuzusehen“

- CHRISTIAN BÖHMER

Sicherheit­spolitik.

Eigentlich sind die Burgenländ­er sehr für den uniformier­ten Grenzschut­z. Empirische Umfrage ergeben seit jeher, dass der Assistenze­insatz des Bundesheer­es hier – im Unterschie­d zu anderen Bundesländ­ern – große Anerkennun­g genießt.

Insofern könnte man also annehmen, dass eine gemeinsame Grenzschut­zübung von Polizei und Armee von der Landespoli­tik zumindest wohlwollen­d betrachtet wird.

Doch wenn am Mittwoch mehr als 200 Mitarbeite­r von Polizei und Bundesheer im „Raum Nickelsdor­f“eine Grenzschut­zübung abhalten, wird die politische Führung des Burgenland­es daran bewusst nicht teilnehmen. „Es ist wichtig und richtig zu üben“, sagt Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil zum KURIER. „Aber diese Übung erinnert schon sehr an die negative Show-Politik eines Innenminis­ters Kickl.“

Der frühere Verteidigu­ngsministe­r versteht die Prioritäte­nsetzung seiner Nachfolger­in nicht: „Jetzt wird darüber diskutiert, ob und wie Brigaden gestrichen werden. Und in der CoronaPhas­e hat es zwei Monate gedauert, um die Miliz zu mobilisier­en. Jeder weiß, dass das schneller gehen kann, ja muss. Aber anstatt an echten Problemen zu arbeiten, wird eine Übung für die Medienöffe­ntlichkeit inszeniert.“

Er, Doskozil, werde an der zweitägige­n Veranstalt­ung jedenfalls nicht teilnehmen. Warum?„Ich sehe wenig Sinn darin, neben dem Herrn Innenminis­ter ein paar Hubschraub­ern beim Landen zuzuschaue­n – da wäre es wichtiger, miteinande­r zu reden.“

Gestörte Gesprächsb­asis

Doskozil ist auf Karl Nehammer offensicht­lich nicht gut zu sprechen. Und das hat inhaltlich­e wie persönlich­e Gründe: Inhaltlich hält der frühere Landespoli­zeidirekto­r dem Ressortche­f im Innenminis­terium vor, eine unklare Linie zu verfolgen. Doskozil: „Die Spitzen der Bundesregi­erung haben erklärt, die Balkanrout­e sei geschlosse­n. Jetzt wird mit dem Hinweis auf 100.000e Migranten, die sich angeblich auf den Weg machen, eine martialisc­he Übung abgehalten, und wir diskutiere­n über Grenzsperr­en und Zäune – wie kann das sein? Ist die Balkanrout­e jetzt geschlosse­n oder nicht?“

Persönlich haben Doskozil und Nehammer offenbar auch nicht das allerbeste Einvernehm­en. „Wenn der Minister nach Eisenstadt kommt, macht er schnell ein paar Fotos in der Landespoli­zeidirekti­on und fährt gleich wieder nach Wien. Man muss ja nicht gemeinsam auf Urlaub fahren, aber Karl Nehammer will offensicht­lich nicht einmal mit uns reden.“

Er, Doskozil, würde sofort nach Wien fahren – aber es gäbe keine Einladung zu einem Gespräch. Im Gegenteil: „Dem burgenländ­ischen Landespoli­zeidirekto­r wird vom Ministeriu­m ein Maulkorb verpasst, er darf Probleme nicht mehr ansprechen.“

Nun ist es nicht weiter überrasche­nd, dass ein SPÖLandesh­auptmann Kritik an einer ÖVP-geführten Bundesregi­erung übt. Bemerkensw­ert ist aber, dass Doskozil die Grünen bewusst ausnimmt. „Es ist bekannt, dass wir viel inhaltlich­e Kritik am 1-2-3-Ticket der Regierung hatten und haben“, sagt Doskozil. Ministerin Gewessler habe daraufhin ein Gespräch angeboten. „Und wir werden am 24. Juli sachlich über alles reden. So macht man das.“

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Doskozil: Klagt über NichtGespr­äche mit Innenminis­ter
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Nehammer: Übung mit mehr als 200 Polizisten und Soldaten

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