Die darstellende Kunst ist „fest in Männerhand“
Staatsoper: 10 Komponisten, 10 Regisseure
Man’s World. Kürzlich erschien in der Presse ein Gastkommentar, der das Interesse Ihres Tratschpartners hervorrief. Denn die Dramatikerin
Ute Liepold stellte fest, dass in Kärnten „das patriarchale Dogma“weiterherrsche. Zumindest in der Theaterszene. Das Klagenfurter Stadttheater werde seit der Eröffnung vor 112 Jahren von Männern geleitet, und Aron Stiehl, der neue Intendant, bringe in der kommenden Saison zehn Stücke von zehn Männern, mit der Regie wurde lediglich in einem Fall eine Frau betraut. Zudem seien viele andere Institutionen und auch die Festivals „fest in Männerhand“.
Doch man muss gar nicht den Blick ins wilde Kärnten richten: Die Situation in der Weltstadt Wien ist keinen Deut besser. Kay Voges leitet nun das Volkstheater, Herbert Föttinger die Josefstadt, Thomas Birkmeir das Theater der Jugend. Bei den Vereinigten Bühnen herrscht das Triumvirat aus Franz Patay, Christian Struppeck und Roland Geyer, auf den Stefan Herheim folgt. Christophe Slagmuylder konzipiert die Festwochen. Und selbst die „Mittelbühnen“sind mit Harald Posch und Ali M. Abdullah (Werk X), Gernot Plass (TAG), Tomas Schweigen (Schauspielhaus) sowie Thomas Gratzer (Rabenhof) „fest in Männerhand“. Bei den Bundesinstitutionen verhält es sich nicht anders: Robert Meyer leitet die Volksoper, Martin Kušej, der so gut wie nie Stücke von Frauen inszeniert, die Burg. Und Bogdan Roščić bringt als neuer Staatsoperndirektor zehn Opern heraus. Von zehn Komponisten. In der Regie von zehn Männern.
Da ist Klagenfurt ja richtig fortschrittlich.