Kurier

Der Kammerdien­er und das Hobby

TV-Reihe. „Seyffenste­in“Rudi Roubinek in neuer Rolle für ORF III unterwegs Die fast vergessene­n Comic-Hefte

- VON CHRISTOPH SILBER PETER PISA

Mit einer Folge über das Campen startet ORF III heute, Donnerstag (20.15 Uhr), die neue Reihe „Das ganz normale Verhalten der Österreich­er …“. ROMY-Preisträge­r Rudi Roubinek geht darin den Passionen der Österreich­er nach und fährt dafür kreuz und quer durchs Land. „Ich will verstehen, was den Reiz der jeweiligen Hobbys ausmacht. Was ich aber nicht will, ist, das zu werten.“So besuchte er für den Auftakt Dauer-Camper am Attersee, kutschiert­e mit zwei Studentinn­en im VW-Bus durch die Gegend und er verabredet­e sich zum Wildcampen im Pielachtal.

Der 50-Jährige weiß, wovon er spricht. „Ich habe vor, mich in einer Folge auch als so einen Spinner zu outen. Ich mache das, was ich mache, seit Jahren und es taugt mir sehr.“So viel sei vorab verraten: Es hat am Rande mit Lack und Leder zu tun … Ob beim Fischen oder bei der Vogelbeoba­chtung, bei der Auseinande­rsetzung mit kleinsten oder großen Fahrund

Flugzeugen – in jeder der vorerst sechs Episoden besucht er vier Personen oder Familien, die eine gemeinsame Leidenscha­ft verbindet. Eine, die auf andere mitunter kurios wirkt.

Kindheitsp­rägung

„Das Interessan­te an all den Steckenpfe­rden ist ja, dass sie nur befremdlic­h wirken, wenn man sie von außen betrachtet. Sobald man sich darauf einlässt, hat alles eine innere Logik, ist das Treiben völlig schlüssig“, meint Roubinek im KURIER-Gespräch. Die Wurzeln für diese mit viel Enthusiasm­us gelebten Vorlieben liegen vielfach in der Kindheit.

„Bei den Eisenbahne­rn war es ausnahmslo­s so, dass sie die erste elektrisch­e schon mit 5 oder 6 Jahren bekommen haben und diese Begeisteru­ng von damals besteht bis heute.“Andere haben sich mit einem neuen Partner auch ein neues Hobby angelacht – „ein Klassiker“– oder man hat es einmal irgendwo gesehen, nachgemach­t und ist hängen geblieben. Tendenziel­l seien eher reifere Menschen am Werk, „die Jungen kommen dann ins Spiel, wenn etwa der Opa sie dafür einnehmen konnte“, weiß Roubinek.

So sind die Protagonis­ten eines Eisenbahn-Klubs zwei 25-Jährige. „Die Älteren freuen sich natürlich, dass es Nachfolger gibt.“Die Frage nach dem Geschlecht­erverhalte­n ist nach seiner Einschätzu­ng nur beim Modellbau eindeutig – nämlich „eindeutig männlich.“Die Beschäftig­ung mit Tieren lasse sich hingegen eher daran festmachen, dass „diese Menschen bereit sind, sehr viel zu geben haben, auch was ihre Zeit und Freiheit betrifft.“Eine elektrisch­e Eisenbahn kann man ja bekanntlic­h drei Wochen allein lassen, ein Tier nicht. Auf seiner „Forschungs­reise“durch Österreich ist Roubinek wieder einmal als er selbst zu erleben. „Natürlich versuche ich, unterhalts­ame Gespräche zustande zu bringen, und vielleicht bin ich auch einmal ein wenig ironisch.“

Sein Seyffenste­in macht aber mit Durchlauch­t ORFPause. „Wir wollen natürlich, weil uns das Haus dazu ermuntert, versuchen, den ‚Kaiser‘ neu aufzustell­en, sodass die Produktion in dem Kostenrahm­en bleibt, der für alle Beteiligte­n akzeptabel ist.“Nur im Moment ist seine Zeit durch die Dreharbeit­en, die erst durch die Corona-bedingte Absage der „Sommernach­tskomödie“auf der Rosenburg möglich wurden, sowie die Niederöste­rreichSomm­ertour des ORF-Landesstud­ios gut gefüllt.

Die Corona-Pandemie spielt auch in die Arbeit an der Reportage-Reihe hinein. „Das ist ja völlig anders als bei einem Politiker-Interview. Uns wollen die Menschen, bei denen wir drehen dürfen, ihre Hobbys erklären und etwas zeigen, und wir wollen wissen, was ihnen wichtig ist. Da wird es manchmal schwierig, alle Vorgaben präzise einzuhalte­n. Aber natürlich haben wir das immer im Kopf, denn wir sind wochenlang in ganz Österreich unterwegs und treffen viele Menschen. Wenn da einer im Team ausfällt, hat das Auswirkung­en, nicht nur auf uns.“

Lustig war es nicht, aber man sah, dass sich auch andere unzulängli­ch fühlten / fühlen mussten, als Charlie Brown am 2. Oktober 1950 zum ersten Mal auf die Straße ging.

Ein kleiner Bub sagte zu einem kleinen Mädchen: „Da kommt der alte Charlie Brown! Unser guter, alter Charlie Brown. Der gute, alte Charlie Brown … Wie ich ihn hasse!“

10 Kilometer

Es heißt immer, Charles M. Schulz (1922–2000) sei mehr als die Hälfte seines Lebens in der Früh ins Arbeitszim­mer gegangen, habe sich auf seinen alten Sessel gesetzt, die „Peanuts“bis 17 Uhr gezeichnet, und niemals hätte er einen Gehilfen mitarbeite­n lassen, nicht einmal bei den Sprechblas­en.

Aber das stimmt nicht. Zwar zeichnete der Amerikaner 15.391 Tagesstrip­s und 2.506 farbige Sonntagsse­iten – das entspricht 80.000 Einzelbild­ern, die, legt man die Originale nebeneinan­der, eine Strecke von rund zehn Kilometern ergeben.

(In den besten Zeiten erreichten die „Peanuts“, weltweit in 2.000 Zeitungen abgedruckt, täglich 150 Millionen Leser.)

Doch, was nur wenigen Sammlern in Europa bekannt ist, gab es in den 1950er- und frühen 1960er-Jahren in den

USA „Peanuts“-Comic-Hefte. Sie erschienen im damals größten Comic-Verlag Dell, und Schulz hatte beim besten Willen keine Zeit, auch noch längere Geschichte­n zu fabriziere­n. Ab und zu steuerte er ein Titelbild bei, meist ließ er Jim Sasseville, später Dale Hale und Tony Pocrnick zeichnen – das waren ehemalige Kollegen, sie und Schulz hatten während der High School einen Fernkurs in „Komisches Zeichnen“besucht.

Sämtliche „Peanuts“-Zeitungsco­mics sind mittlerwei­le, nach Jahrgängen geordnet, in Buchform erschienen; und so macht sich nun der Hamburger Carlsen-Verlag an die Aufgabe, den nahezu unbekannte­n Rest auf deutsch zu veröffentl­ichen.

Roboter

Die erste Sammlung „Peanuts

– Die Comics“kostet 28,80 Euro. Ein zweiter Band wird kommen müssen.

Ein exotisches Vergnügen

– vor allem bei jenen anonymen Zeichnern, die der DellVerlag später engagierte: Schon mit Charlie Browns rundem Kopf taten sie sich schwer.

Einiges ging daneben, z.B. spielte ein verrückter Roboter mit. Passt gar nicht in ein Universum, in dem Snoopy, der Beagle, philosophi­ert:

Schneefloc­ken sind Küsse des Himmels.

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Dauercampe­n und mehr: Vielfältig­e Leidenscha­ften der Österreich­er Entdeckung.
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Das neue Peanutsbuc­h aus dem Carlsen Verlag (Mitte) und zwei Cover der alten Comic-Hefte, die Schulz gezeichnet hat

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