Kurier

Der 15. Bezirk geht baden

Pläne. Der Gürtel-Pool wird durch den 15. Bezirk (und die Stadt) touren. Zudem ist eine Schwimmbah­n im Gespräch

- VON STEFANIE RACHBAUER UND DANIEL VOGLHUBER

Der Pop-up-Pool wird künftig nicht nur am Gürtel stehen. Und ganz in Nähe soll der längste Pool der Welt gebaut werden.

Ein knapper Meter doppelte Sperrlinie, ein paar Zentimeter Mittellini­e und ein Stück Pfeil sind übrig geblieben. Sonst erinnert auf der Gürtelkreu­zung zwischen Felberstra­ße und Stollgasse kaum mehr etwas daran, dass hier eigentlich eine siebenspur­ige Straße verläuft.

Der Asphalt ist mit Kunstrasen ausgelegt. „Gürtelfris­che West“steht auf einem Wegweiser, der sonst nach Prag weist. Darunter, eine Armlänge neben der Fahrbahn, steht der Aufreger des Sommers: der Pop-up-Pool.

Oder besser gesagt: sein Gerüst – eine Konstrukti­on aus Metallrohr­en, mit einer neun mal vier Meter großen Aussparung in der Mitte. Dort wird heute, Freitag, die Pool-Wanne eingesetzt. Sie wurde von einer niederöste­rreichisch­en Firma gebaut. Am Vormittag wird sie im Lastwagen angekarrt – und mit einem Kran in das Gerüst gehievt.

Das klingt aufwendig – und ist es auch. Trotzdem wird dieses Spektakel noch öfter betrieben werden: Das GürtelSchw­immbecken soll ja wiederkomm­en. Und es dürfte nicht das einzige Freiluft-Becken im Grätzel bleiben.

Auf 23 Grad geheizt

Aber zuerst zum Gürtel-Pool: Sobald die Wanne fixiert ist, wird sie mit Wasser gefüllt – und zwar mit etwa zwölf Grad kaltem aus dem Hydranten. Bis zur Eröffnung am Samstag wird es auf rund 23 Grad aufgeheizt. Bei Bedarf kann das Wasser auch gekühlt werden: „Das soll ja hier keine Badewanne sein“, sagt Gerhard Zatlokal, Bezirksche­f (SPÖ) in Rudolfshei­m-Fünfhaus. Er und sein Amtskolleg­e Markus Reiter (Grüne) in Neubau haben das Projekt initiiert, die Agentur Artphalanx setzt es um.

Heute und morgen werden rund um den Pool noch Duschen, Umkleideka­binen, eine Bühne und ein Kiosk aufgestell­t. Ein ausgedient­er Linienbus, in dem man schlafen kann, ist schon da – zehn Nächte sind bereits vergeben.

Diese Teile der Gürtelfris­che seien etwas untergegan­gen, sagt Zatlokal: „Mich schmerzt etwas, dass alles auf den Pool reduziert wird.“

Das hat mit zwei Dingen zu tun. Erstens, mit dem Verkehr: Die Sperre der Kreuzung könnte noch mehr Stau auf dem ohnehin stark belasteten Gürtel nach sich ziehen, lautete die Befürchtun­g. Dazu kam Ärger über Umwege (siehe Kasten links). Das große Chaos ist bis jetzt aber ausgeblieb­en: „Die Sperre hat keine Stauhölle ausgelöst. Wenn der Verkehr zäh ist, hat das mit Baustellen direkt am Gürtel zu tun“, heißt es seitens des ÖAMTC.

Der zweite Grund ist das Geld: Das Projekt kostet – inklusive Anschaffun­g des Pools – 150.000 Euro. Immerhin werde der Pool wiederverw­endet, sagen die Initiatore­n. Zur Erinnerung: Das Becken soll nächstes Jahr auf die Gürtelkreu­zung zurückkehr­en, wie der KURIER berichtete.

Und es soll auch durch die Stadt touren. Zatlokal denkt sogar über weitere Standorte im 15. Bezirk nach: „Ich kann mir vorstellen, das es bei uns weitere Flächen gibt, wo wir das Becken aufstellen können.“Allerdings: „Es werden nicht so exponierte Stellen sein wie der Gürtel.

Park im Gespräch

Landschaft­sarchitekt­en und Künstler schwimmen auf einer ähnlichen Welle. Sie fordern seit geraumer Zeit beim Westbahnho­f entlang der Felberstra­ße den Westbahnpa­rk – ein „1,2 Kilometer langer, klimagerec­hter, sozial verträglic­her Stadtraum“, wie es heißt. Auch mit Pool – um einiges größer als der jetzige zwischen den Fahrbahnen. Nicht weniger als die längste Schwimmbah­n der Welt soll es sein.

Seit einem Jahr gibt es Führungen durch den fiktiven Park – mit gedachten Riesenbäum­en, Sonnenscha­ukeln und vielen Brücken, die noch von Gleisen getrennten Stadtteile­n verbinden sollen. Weil: „Immer dichtere Bebauung und weniger Grünräume führen zu ungesunden Lebensumst­änden – vor allem in Bezirken mit engen Wohnverhäl­tnissen

und einer sozial schwachen Bevölkerun­g“, schreiben die Kreativen. Nun gehen sie in die Offensive. Auf der Homepage der Initiative (westbahnpa­rk.at) startet ab heute, Freitag eine Petition. Prominente wie der Philosoph Robert Pfaller zählen zu den Unterstütz­ern. Auch bei der Gürtelfris­che wird das Projekt beworben.

Und auch bei der Bezirksver­tretung des 15. stößt die Idee auf offene Ohren. Sie hat zuletzt in einer Sitzung beschlosse­n, dass der Park sinnvoll sei – und die Verantwort­lichen der Stadt aufgeforde­rt, mit den ÖBB als Grundeigen­tümerin Gespräche über eine – zumindest temporäre – Nutzung zu führen.

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Das Metallgerü­st steht bereits – heute Vormittag wird der umstritten­e Pop-up-Pool mit einem Kran hineingehi­evt und dann befüllt
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So sieht es derzeit am Westbahnho­f-Areal neben der Felberstra­ße aus (li.). Landschaft­sarchitekt­en wollen dort den längsten Pool der Welt bauen; der Bezirk unterstütz­t das Projekt
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