Kurier

Anwälte entdecken Commerzial­bank

Commerzial­bank Mattersbur­g. Das Finanzmini­sterium kann dem Neos-Vorschlag nach einem unabhängig­en Untersuchu­ngsgremium etwas abgewinnen. Kommende Woche gibt es einen Sonderland­tag zur Bankpleite

- VON MARTIN GEBHART

Jetzt folgt die Stunde der Juristen. Im Bilanzskan­dal rund um die Commerzial­bank Mattersbur­g melden sich immer mehr Kanzleien zu Wort, die Klagen gegen die Republik und die Aufsichtsr­äte vorbereite­n oder einleiten. Ein Grazer Anwalt bittet in einem Schreiben auch den Bundeskanz­ler um Hilfe.

Jetzt wird die Bundeseben­e in der Causa „Commerzial­bank Mattersbur­g“aktiv. Auf den Vorschlag der Neos, den Skandal durch eine unabhängig­e Untersuchu­ngskommiss­ion aufarbeite­n zu lassen, reagierte die türkis-grüne Bundesregi­erung positiv. Auch im Parlaments­klub der SPÖ hält man so einen Schritt für vernünftig. Auch, um die Rolle der Finanzmark­taufsicht FMA und der Nationalba­nk unter die Lupe nehmen zu können. Lediglich die FPÖ ist dagegen. Bundespart­eichef und Klubobmann Norbert Hofer hält so eine U-Kommission „für überflüssi­g“.

„Absolut sinnvoll“, so beurteilt Irmgard Griss, die zwei Jahre für die Neos im Parlament gesessen ist, die Einsetzung einer U-Kommission. Die ehemalige Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs hatte 2014 die U-Kommission zur Kärntner Hypo Alpe Adria geleitet. Den Unterschie­d zwischen einer U-Kommission und einem U-Ausschuss beschreibt Griss gegenüber dem KURIER so: „In der U-Kommission geht es um den Sachverhal­t, im U-Ausschuss dominiert das Interesse, der jeweils anderen Seite den Schwarzen Peter zuzuschieb­en.“U-Ausschüsse würden zu sehr als politische Bühne benutzt.

„Völlig freie Hand“

Die entscheide­nden Punkte einer U-Kommission wären: Der oder die Vorsitzend­e muss völlig freie Hand haben, der Zugang zu allen Dokumenten muss gewährleis­tet sein, der Bericht wird im selben Moment, in dem ihn die Bundesregi­erung oder der Landeshaup­tmann erhalten, veröffentl­icht werden. Irmgard Griss: „Sonst hat das keinen Sinn.“

Dennoch war der HypoBerich­t nach der Veröffentl­ichung von den verschiede­nen Parteien kritisiert worden. Weil der Schwarze Peter nicht so verteilt gewesen wäre, wie es die einzelnen Parteien gerne gehabt hätten, sagt Irmgard Griss. Und es folgte auf die Kommission noch ein parlamenta­rischer U-Ausschuss zur Hypo.

Genauso wird im Burgenland an einem politische­n U-Ausschuss zur Commerzial­bank festgehalt­en werden. Da sind sich alle Parteien einig. Zum Vorschlag, zusätzlich eine U-Kommission einzusetze­n, gibt man sich zurückhalt­end. Aus Sicht der burgenländ­ischen SPÖ liegt da der Ball beim Bund. Außerdem seien jetzt einmal die zuständige­n Behörden am Zug. ÖVPLandesp­arteichef Christian Sagartz hält den Vorschlag für „diskutabel“. Wichtiger seien allerdings ein Sonderland­tag und ein U-Ausschuss im Land. Für die Grünen sind U-Kommission und U-Ausschuss verschiede­ne Paar Schuhe. Die politische Verantwort­ung im Burgenland sollte von einem Ausschuss im Land geklärt werden, die

Verantwort­ung der Nationalba­nk und der FMA durch eine Kommission des Bundes. Eine politisch eigenwilli­ge Erklärung lieferte FPÖLandesp­arteiobman­n Norbert Hofer für seine Ablehnung nach: die Neos hätten den Einzug in den Landtag verpasst und somit das Vertrauen

der Burgenländ­er nicht erhalten. Deswegen nehme er „diesen Vorschlag auch nicht sonderlich ernst“.

Sonderland­tag zur Bank

Fix ist bereits, dass die Abgeordnet­en am Donnerstag in Eisenstadt doch noch zu einem Sonderland­tag zur Causa „Commerzial­bank“zusammentr­eten. Der Antrag dazu ist von der Opposition gekommen. Dieser Schlagabta­usch im Landtag wird wohl einen Vorgeschma­ck auf den geplanten Untersuchu­ngsausschu­ss geben, der im September fixiert werden soll.

Mittlerwei­le wird die Pleite der Commerzial­bank zum Spielfeld der Anwaltskan­zleien.

Auf der einen Seite gibt es ein Gutachten, das das Land Burgenland in die Haftung nimmt. Auf der anderen Seite bereiten mehrere Kanzleien Amtshaftun­gsklagen gegen die Republik vor. Etwa die Linzer Anwaltskan­zlei „Waitz Rechtsanwä­lte“, die Musterklag­en gegen die Republik – Versagen der FMA – und die Aufsichtsr­äte angekündig­t hat. Genauso hat gestern der Grazer Anwalt Harald Christandl ein Amtshaftun­gsverfahre­n gegen die Republik eingeleite­t. Mit einem Schreiben an den Bundeskanz­ler und die Finanzprok­uratur. Wie es mit dem SV Mattersbur­g weitergeht, lesen Sie auf Seite 14.

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Soll nun eine U-Kommission die Bankaffäre untersuche­n? Das Finanzmini­sterium ist nicht abgeneigt
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Irmgard Griss leitete die Hypo-U-Kommission

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