AUA macht Verlust. War die Staatshilfe richtig?
Covid-19. Wer gesund ist, soll fliegen dürfen, meint der AUA-Vorstand. Landeverbote seien keine Lösung
Der Halbjahresumsatz der AUA sank um 67 % im 1. Halbjahr 2020 im Vergleich zu 2019. Die Staatshilfe in Höhe von 450 Mio. € sieht die Mehrheit der kurier.at-User kritisch.
Zwei Zahlen veranschaulichen, wie es der AUA geht: Zwischen April und Juni hat die Airline heuer 53.000 Passagiere gezählt, so viel wie sonst an einem einzigen gut gebuchten Tag. Die Folge waren Verluste von einer Million Euro – pro Tag.
Als die erste AUA-Maschine am 15. Juni wieder abgehoben hat, waren die Erwartungen des Managements hoch – bis der nächste Dämpfer kam: Landeverbote für 31 Länder im Juli. Aus Sicht von AUA-Vorstandschef Alexis von Hoensbroech kann es so nicht weitergehen. Seine Maschinen würden gerade durch ein Verordnungsdickicht von 61 Ländern und ihren Reisebeschränkungen fliegen. Der AUA-Chef fordert daher ein Ende der pauschalen Flugverbote und stattdessen flächendeckende, verpflichtende Coronatests, die möglichst international abgestimmt sein sollten. „Wer gesund und nicht ansteckend ist, soll reisen dürfen“, so seine Vorstellung. Bleibt die Frage, wer all diese Covid19-Tests letztlich bezahlen soll. Alexis von Hoensbroech: „Wir als Industrie wünschen uns natürlich, dass diese kostenlos sind.“Schließlich würden teure Tests die Reisetätigkeit wohl tendenziell bremsen. „Ein moderater Preis ist also das Mindeste, das wir uns wünschen können.“
Warten auf Geld
Währenddessen warten viele AUA-Passagiere noch immer auf die Rückerstattung ihrer Ticketpreise. „Mehr als drei Viertel der Anträge sind abgearbeitet, bis Ende August sollte alles zurückbezahlt sein“, versichert der AUA-Chef, der wiederum auf das Geld vom Staat wartet, das in den nächsten Wochen fließen soll. Es geht um 450 Millionen Euro Staatshilfe, davon 300 Millionen in Form eines staatlich garantierten Kredits und 150 Millionen als Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Laut AUA-Finanzchef Wolfgang Jani steht derzeit noch das grüne Licht des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) aus. Dagegen sind die 150 Millionen Euro des Mutterkonzerns Lufthansa laut Jani bereits im Juni geflossen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr geht jedenfalls davon aus, dass der WSF den Staatshilfen von Österreich, der Schweiz und Belgien für AUA, Swiss und Brussels zustimmen wird.
Dass die Maschinen demnächst wieder überbucht sein werden, ist nicht zu erwarten. „Wir gehen in Richtung 20 Prozent bei der Kapazität“, sagt von Hoensbroech. Das sei langfristig nicht genug, um ein Unternehmen dieser Größe über Wasser zu halten. Besonders ärgerlich aus seiner Sicht sind die Einschränkungen im Luftverkehr zwischen Europa und den USA. Derzeit dürfen ja weder Europäer in den USA einreisen noch US-Amerikaner in Europa. „Kurzfristig ist das nachvollziehbar, langfristig aber nicht vertretbar“, findet der AUA-Vorstand. Aber zahlt es sich überhaupt aus, mit halb leeren Fliegern unterwegs zu sein? Kommt ganz auf die Strecke an, sagen die Experten. Bei Interkontinentalverbindungen reichen mitunter 40 Prozent Auslastung. Grund dafür ist die Luftfracht, die die Kassen füllt.