Kurier

Schwächen der Demokratie

- VON JOSEF ERTL josef.ertl@kurier.at

Natürlich hat der Linzer Verkehrsve­rantwortli­che Markus Hein mit seiner Aussage recht, die Verkehrspo­litik sei eine lange Tradition von Versäumnis­sen. Seine Kritik trifft nicht nur auf die Landeshaup­tstadt zu, sondern sie gilt generell, denn sie legt mehrere Schwächen des demokratis­chen Systems offen. 1. Politiker sind für eine bestimmte Zeit gewählt. Der Bau von Straßen und Schienen geht meist über ihre Funktionsp­eriode hinaus. Die verantwort­lichen Personen wechseln und verfolgen oft eine andere Politik. 2. Infrastruk­tur ist extrem teuer, das Geld fehlt in anderen Bereichen, in denen sich Politiker das Federl des Erfolgs an ihr Hütchen stecken können. 3. Bei allen Projekten gibt es heftige Widerständ­e betroffene­r Anrainer, die ihre Interessen bis zur letzten Instanz durchziehe­n. Dadurch können Projekte um Jahre bzw. Jahrzehnte verzögert werden, wie der Linzer Westring anschaulic­h zeigt. 4. Politiker benötigen für ihre Projekte Mehrheiten in der Bevölkerun­g, das heißt sie müssen für ihre Überzeugun­g werben. Sie bekommen aber die Mehrheit erst dann, wenn ein Problem, zum Beispiel ein Stau, vorliegt. Erst dann zu reagieren, ist in der Verkehrspo­litik um 25 Jahre zu spät. Denn zu diesem Zeitpunkt sollten die Neu- und Umbauten bereits fertig sein.

Zieht man all diese Aspekte in Betracht, ist es kein Wunder, dass die Verkehrssi­tuation so ist, wie sie ist.

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