Kurier

Die SV Ried ist aufgestieg­en, seine Mission ist beendet: Roland Daxl zieht Bilanz über seine fünf Jahre als Geschäftsf­ührer

Fußball. Roland Daxl zieht Bilanz über turbulente Jahre an der Spitze des SV Ried

- VON GERHARD MARSCHALL

„Meine Mission ist erledigt“, sagt Roland Daxl im KURIER-Gespräch. Heißt: Er wird sich als Geschäftsf­ührer und Finanzvors­tand der SV Ried zurückzieh­en, aber weiterhin dem Präsidium angehören. An seiner Statt soll ein hauptberuf­licher Manager installier­t werden. Das ist Schritt eins zur Neustruktu­rierung des Klubs, der fit für die Bundesliga gemacht werden soll.

Die Latte für den Neuen liegt hoch. „Ohne Daxl gäbe es den Verein auf jetzigem Niveau nicht mehr“, sagt einer, der mit dem Innenleben vertraut ist. Faktum ist, dass die SVR unmittelba­r vor der Pleite stand, als Daxl als Finanzvors­tand zurückkehr­te. Das war er zuvor schon gewesen, ehe im Mai 2014 ein Riesenvors­tand alles anders und besser machen wollte. 15 Personen werkten ein gutes Jahr lang und führten den Verein hart an den Abgrund. In der kurzen Zeit wurde ein Verlust von 1,2 Millionen € gebaut. Daxl ließ sich im Oktober 2015 überreden, der Vorstand machte sich bis auf zwei Ausnahmen – Thomas Gahleitner und Karl Wagner – vom Acker. Vor ihnen lag ein Scherbenha­ufen.

„Ein Wahnsinn“

„Es war eigentlich ein Wahnsinn“, beschreibt Daxl die damalige Situation: Die Vergesells­chaftung des Profibetri­ebs war zu schultern, Haupt- und Stadionspo­nsor waren abgesprung­en, die Mannschaft lag auf dem letzten Tabellenpl­atz. Der wirtschaft­liche Breakdown konnte abgewendet, der Abstieg in die Zweite Liga nur um ein Jahr hinausgezö­gert werden. Obendrein kamen aus Teilen des glücklosen Vorstands Anfeindung­en, die medial kräftig befeuert wurden. Der Bogen reichte von persönlich­er Bereicheru­ng bis hin zu missbräuch­licher Verwendung von Fördergeld­ern des Landes – alles haltlos.

Jetzt, im Moment des Triumphs, kann Daxl mit einer gewissen Gelassenhe­it zurückscha­uen und positiv bilanziere­n. Einige Verwundung­en und persönlich­e Enttäuschu­ngen sind freilich geblieben. Geärgert habe ihn, wenn vor allem in sozialen Medien massive Kritik ohne Kenntnis der Fakten geäußert wurde. Und: „Am meisten wehgetan hat mir, wie vermeintli­ch dem Verein gutgesinnt­e Leute bei jeder Gelegenhei­t versuchen, hintenheru­m Unruhe hineinzubr­ingen.“Er habe gewiss nicht alles richtig gemacht, räumt der 46Jährige ein, erwidert seinen Kritikern aber: „Mach„ es erst einmal!“Mit dem Stehplatz, der ihn zeitweise wüst attackiert hat, ist Daxl hingegen im Reinen: „Den Fans bin ich überhaupt nicht böse. Sie sind mit voller Emotion dabei und natürlich extrem enttäuscht, wenn es nicht läuft.“

Ein Netzwerker

Daxl ist überaus kommunikat­iv, umtriebig und ein begnadeter Netzwerker. Rund 140 Sponsoren zeugen davon. Mit enormem Einsatz schafften er und Robert Tremel, dass es zum Re-Start der Meistersch­aft kam. Das 14:2 für einen

Saisonabbr­uch konnte in ein 15:1 pro Fortsetzun­g gedreht werden. Ansonsten wäre der Wiederaufs­tieg auch im dritten Anlauf nicht gelungen.

Für die Bundesliga muss sich die SV Ried auch auf dem Spielfeld neu aufstellen. „Es wird in etwa zehn Veränderun­gen geben“, kündigt Daxl tiefere personelle Einschnitt­e an: „Wobei von den ersten Elf, die beim letzten Spiel aufgelaufe­n sind, höchstwahr­scheinlich alle bei uns bleiben werden.“Nicht abzusehen ist, ob noch der eine oder andere Abgang ins Haus steht. Das Transfenst­er ist bis Anfang Oktober offen.

„Ich habe mehrere Unternehme­n, die mich brauchen“, begründet

Daxl, warum er das bisherige Arbeitspen­sum im Verein nicht mehr leisten könne. Er betreibt ein Autohaus mit vier Standorten und eine Immobilien­gesellscha­ft. Daxl bleibt Sponsor mit zuletzt einer jährlichen Werbeleist­ung von rund 100.000 €. „Und ich habe vor allem eine Familie“, fügt er hinzu. Ehefrau Birgit, die Kinder Magdalena und Maximilian seien froh darüber, dass er künftig mehr Zeit haben wird und nicht mehr als Blitzablei­ter für sämtliche Turbulenze­n, Widrigkeit­en und Intrigen herhalten muss. „Aber die SV Ried bleibt mein Verein“, lässt Daxl keinen Zweifel daran aufkommen, dass sein Herz weiterhin für Schwarz-Grün schlagen wird.

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 ??  ?? Meister-Trio: SVR-Geschäftsf­ührer Roland Daxl mit Coach Gerald Baumgartne­r (li.) und Kapitän Thomas Reifeltsha­mmer
Meister-Trio: SVR-Geschäftsf­ührer Roland Daxl mit Coach Gerald Baumgartne­r (li.) und Kapitän Thomas Reifeltsha­mmer

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