Kurier

Geniale Schuhschac­htel mit langen Rotoren

„Ingenuity“soll zeigen, dass Drohnenflü­ge am Mars möglich sind. Für die Forschung würde dies neue Möglichkei­ten eröffnen

- D. KOTRBA

Premierena­uftritt. Der Flug mit der NASA-Drohne „Ingenuity“wird der erste sein, den ein menschgema­chtes Fluggerät auf einem anderen Planeten durchführt. Das Projekt wird als Technologi­eDemonstra­tion eingestuft und soll zunächst lediglich zeigen, dass ein kontrollie­rter Drohnenflu­g am Mars grundsätzl­ich möglich ist. Wissenscha­ftliche Daten werden dabei nicht gesammelt.

Abgesetzt, abgehoben

Zum Mars transporti­ert wird Ingenuity als Anhängsel des Rovers „Perseveran­ce“. Er soll im Februar 2021 auf dem Mars landen. Wird ein geeigneter Ort für das Experiment gefunden, setzt Perseveran­ce die Drohne ab und entfernt sich auf seinen sechs Rädern von ihr. Ingenuity wird dann abheben, für 20 bis 30 Sekunden in der Luft schweben und wieder landen.

Ingenuity sieht aus wie eine glitzernde Schuhschac­htel mit vier dünnen Beinchen, die an zwei gegenläufi­g drehenden Rotoren aufgehängt ist. Die 1,8 Kilogramm schwere Drohne besitzt zwei Kameras, Beschleuni­gungssenso­ren, Computer, Funktechni­k sowie ein Fotovoltai­kmodul an der Spitze (über den Rotoren). Die Mars-Luft ist sehr dünn, weshalb die Rotoren mit 1,2 Meter Durchmesse­r relativ groß dimensioni­ert sind. Außerdem bewegen sie sich mit 2.400 Umdrehunge­n pro Minute, deutlich schneller als Drohnen-Propeller auf der Erde.

Eine große Herausford­erung für die Mars-Drohne ist die bittere nächtliche Kälte am Mars. Um die Bordelektr­onik vor minus 90 Grad zu schützen, wird ein Teil des Stroms, den das Solarmodul erzeugt, für das Heizen verwendet. Der Rest fließt in einen Akku. Im besten Fall wird Ingenuity nicht nur einmal fliegen, sondern öfters, mit mehrtägige­n Ladepausen dazwischen.

Großer Vorteil Schweben

Warum ist Ingenuity eigentlich ein Helikopter, kein Gleitflieg­er oder ein Ballon? „Jede Form hat ihre Vor- und Nachteile“, erklärt Christian Brommer von der Uni Klagenfurt. „Was einen Helikopter auszeichne­t, ist, dass man damit über einem Ort schweben kann.“Das mache es einfacher, interessan­te Regionen auszukunds­chaften und sich dann vorsichtig anzunähern. Ein mögliches Ziel seien etwa Klippen und andere Gesteinsfo­rmationen, die durch mehrschich­tigen Aufbau mehr über die Vergangenh­eit des Planeten verraten.

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118 Jahre nach dem ersten motorisier­ten Flug auf der Erde (Gebrüder Wright) soll die Flug-Premiere am Mars folgen

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