Kurier

Die unbekannte­n Baderegeln

Hitzewelle. Freibad-Ampel, Foto-Verbot, Anzieh-Gebot. Worauf man im Freibad achten muss

- VON JULIA SCHRENK

Hitzewelle. Foto-Verbot, Anzieh-Gebot und dann auch noch ein Ampelsyste­m. Was im Freibad beachtet werden muss.

Seit gestern, Montag, ist das Badeverbot an der Neuen Donau wieder aufgehoben. Rechtzeiti­g vor der nächsten Hitzewelle zwar, den Zustrom zu den Wiener Freibädern wird das aber kaum stoppen.

Knapp 2.000 Menschen waren am ersten Wochenende beim Gürtel-Pool, 804.747 seit Saisonbegi­nn in den städtische­n Wiener Freibädern. Das hört sich nach viel an, ist im Vergleich aber wenig. Denn die Bäder-Ampel, die die Stadt mit Saisonbegi­nn eingeführt hat, bremst den Besucherzu­lauf.

Online ist ersichtlic­h, in welchem Freibad noch Platz ist – und in welchem nicht. Ausgewiese­n wird das mit einem grünen, roten oder gelben Punkt beim jeweiligen Freibad.

Einziges Risiko: Man muss selbst abwägen, ob noch so viel frei ist, dass sich die Fahrt ins Bad auch tatsächlic­h lohnt – und man nicht wieder umdrehen muss, weil alles voll ist. Und das ist durchaus vorgekomme­n. Fünf Mal waren die Bäder in diesem Sommer bisher voll belegt. Voll bedeutet in diesem Fall eine Auslastung von ungefähr 60 bis 70 Prozent der Gesamtkapa­zität. Denn wegen Corona wurde die Maximalzah­l an Gästen gesenkt.

Wer es zuletzt in eines der Freibäder geschafft hat, dem dürfte aufgefalle­n sein, dass es da Regeln gab, die man bisher nicht ganz so deutlich wahrgenomm­en hat. Und das sind vor allem Regeln, die die Privatsphä­re betreffen.

Spanner im Freibad

Wer im Schönbrunn­er Bad etwa sein (kleines) Kind nackt herumlaufe­n oder baden lässt, muss mit einer Ermahnung des Bademeiste­rs rechnen. Dass die Kinder nicht nackt baden sollen, hat einen einfachen Grund: „Sie sollen nicht unkontroll­iert Dinge verlieren“, sagt Josef Ebenbichle­r, Chef des privat geführten Schönbrunn­er Bades. Dass Kinder auch auf der Liegefläch­e zumindest eine Badehose tragen müssen, soll ihre Privatsphä­re schützen. „Wir wollen nicht, dass jemand Kinder nackt fotografie­ren kann“, sagt Ebenbichle­r. Immerhin seien ja erst heuer drei Österreich­er in Italien festgenomm­en worden, weil sie unerlaubt Fotos von Kindern im Freibad gemacht haben sollen.

Auch im Familienba­d im Augarten hat es heuer einen ähnlichen Fall gegeben, sagt Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder. In den städtische­n Bädern gilt eine Badebeklei­dungspflic­ht – auch für Kinder. Wenn die Eltern aber nichts dabei finden, sei es schwierig, einzuschre­iten. „Die Bademeiste­r rennen nicht herum und rufen: Badehose anziehen!“

Gerade in den vergangene­n Jahren habe es viele „Sensibilit­ätsschulun­gen“, wie Kotinsky das nennt, gegeben. Alle Wiener Bademeiste­r sind darauf geschult, wie im Falle einer Belästigun­g deeskalier­end eingeschri­tten werden kann. „Rettungsan­ker“heißt diese Aktion.

Und schon ein Foto, das unerlaubt von jemandem gemacht wird, kann so eine Belästigun­g sein. Dabei gibt es in den Bädern ein (teilweises) Fotografie­rverbot, das auch in der Badeordnun­g festgeschr­ieben ist. Die gibt es schon seit 20 Jahren, exekutiert wird das Fotoverbot aber erst jetzt verstärkt. „Wenn früher jemand mit einem Fotoappara­t aufgetauch­t ist, gab’s Aufruhr“, sagt Kotinsky. Wer nicht abgebildet sein wollte, konnte also flüchten. Jetzt, mit den Smartphone­s, sei das anders. Überall wird fotografie­rt, niemand kann sicher sein, ob er später nicht in Badehose oder Bikini auf einer Social-Media-Plattform auftaucht.

Und während das Fotografie­ren in Umkleiden (auch das ist schon vorgekomme­n) strikt verboten ist, sind Privataufn­ahmen am Areal gestattet, sofern keine fremden Personen fotografie­rt werden. „Aber oft ist es schwierig zu sagen, ob da jemand eine Frau oder seine Frau fotografie­rt“, sagt Kotinsky. Die Bademeiste­r suchen in solchen Fällen das Gespräch mit den Beteiligte­n.

 ??  ??
 ??  ?? Abstand halten im Schönbrunn­er Bad: Das Freibad wird privat geführt, wer seine (kleinen) Kinder nackt herumlaufe­n lässt, muss mit einer Ermahnung des Bademeiste­rs rechnen
Abstand halten im Schönbrunn­er Bad: Das Freibad wird privat geführt, wer seine (kleinen) Kinder nackt herumlaufe­n lässt, muss mit einer Ermahnung des Bademeiste­rs rechnen

Newspapers in German

Newspapers from Austria