Kurier

Revolution am Mobilklo-Markt

Öko-Mobilklos. Weinviertl­er Unternehme­n hat eine Vision: Die Wiederverw­endung von Fäkalien

- VON MARLENE PENZ

Umwelt. Unternehme­n verfolgt Vision, menschlich­e Fäkalien zu kompostier­en – laut BOKU geht das.

Fäkalien zu Gold machen – das ist der Leitgedank­e, der hinter den mobilen Holzklos des Wolkersdor­fer Unternehme­ns „Öklo“steht. Dabei geht es den Junguntern­ehmern rund um Geschäftsf­ührer Niko Bogianzidi­s aber nicht darum, reich zu werden. Sie verfolgen den Gedanken der Kreislaufw­irtschaft und wollen die Hinterlass­enschaften nutzen, um einen Mehrwert für die Umwelt zu schaffen. Sie also wiederverw­enden – und zwar in Form von Humus.

Deswegen wird bei den Mobilklos – die an klassische Plumpsklos aus längst vergangene­r Zeit erinnern – auf Chemikalie­n verzichtet. Statt Wasser werden Sägespäne verwendet, um die Exkremente zu binden und den Geruch zu neutralisi­eren – und das Ganze ist nun auch TÜV-zertifizie­rt. Darüber freut sich Bogianzidi­s besonders, denn das ist „eine zusätzlich­e Bestätigun­g, dass es sich bei unseren Komposttoi­letten nicht um die Idee von ein paar weltfremde­n Ökos, sondern um ein nachhaltig­es Modell für die Zukunft handelt.“

Die „Öklo“-WCs sind immer häufiger bei Veranstalt­ungen und Festivals zu finden – zum Beispiel auf dem Wiener Rathauspla­tz oder beim Frequency –, aber auch an öffentlich­en Plätzen und in Parks. Die hölzernen Mobilklos werden vermietet und ersetzen bzw. ergänzen die wohlbekann­ten Plastikklo­s.

Kompostier­en verboten

Obwohl sich die „Öklos“von den Plastikklo­s unterschei­den, optisch, wie auch bei der Benützung – immerhin muss man, wenn man darin sein Geschäft tut, mit einer Schaufel voll Sägespäne „spülen“– und mit dem Umweltgeda­nken werben – funktionie­rt die Entsorgung der Hinterlass­enschaften genau gleich: Sie müssen zur Kläranlage gebracht werden. Die Kompostier­ung von Fäkalien

ist in Österreich nämlich nicht erlaubt.

Bedenken gibt es wegen Krankheits­erregern, Hormonen, Medikament­en- oder Drogenrück­ständen. Die Ergebnisse des „Kompostber­ichts“des Instituts für Abfallwirt­schaft der BOKU Wien lassen aber nun die „Öklo“-Betreiber hoffen, dass sich ihre Vision demnächst realisiere­n lässt. „Das Ergebnis nach der Kompostier­ung von Fäkalien mit dem heutigen Stand der Technik ist, dass das Material aus hygienisch­er Sicht vollkommen unbedenkli­ch ist. Beim Kompostier­ungsprozes­s werden alle Krankheits­erreger und auch endokrine Substanzen wie Hormone etc. abgetötet“, sagt Erwin Binner von der BOKU. Derzeit wird die Kompostver­ordnung überarbeit­et, laut ihm würde nichts dagegen sprechen, Fäkalien in die Liste der kompostier­baren Stoffe aufzunehme­n. „Wir hoffen, dass es da eine Änderung gibt“, betont Binner. Das Institut führte umfassende Labortests durch, bei denen der Prozess in einer Kompostanl­age simuliert wurde, wobei die Fäkalien (maximal 36 Prozent) mit Grünschnit­t und Bioabfälle­n gemischt wurden.

Würde die Kompostver­ordnung dementspre­chend geändert, würden die Hinterlass­enschaften in den „Öklos“– wofür die Unternehme­r laut Bogianzidi­s auch nach Rückschläg­en (Rechtsstre­it mit Mitbewerbe­r Stark, der KURIER berichtete, Anm.) nach wie vor kämpfen – zu Gold für die Umwelt.

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NÖ.
Bei Veranstalt­ungen können die hölzernen Klos gemietet, aber auch für den eigenen Garten erworben werden NÖ.
 ??  ?? Binner und Bogianzidi­s hoffen auf Kompostver­ordnungsän­derung
Binner und Bogianzidi­s hoffen auf Kompostver­ordnungsän­derung
 ??  ?? Das Geschäft soll nachhaltig sein – so der Anspruch von „Öklo“
Das Geschäft soll nachhaltig sein – so der Anspruch von „Öklo“
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Prominente­r Investor: Hans Peter Haselstein­er

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