Kurier

Theaterdon­ner

Corona und die Folgen. Klaus Albrecht Schröders Empfehlung auf Verzicht sorgt für wütende Reaktionen

- VON THOMAS TRENKLER UND GEORG LEYRER

Kulturaske­se. Sollen wir im Herbst wegen Corona ganz auf das Theaterver­gnügen verzichten? Ein Vorschlag des Albertina-Chefs im KURIER löste heftige Reaktionen aus

Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, schlug am Sonntag im KURIER vor, auf das Theater zu verzichten, bis die Corona-Krise bewältigt ist: „Wir werden die Zeit auch ohne das Lebensmitt­el Theater überleben. Und wenn wir konsequent die Maske tragen, verkürzen wir die Zeit, bis wir wieder ins Theater gehen können.“

Schröder traf damit einen wunden Punkt: Viele Theaterund Operndirek­toren reagierten mit einem Aufschrei, darunter Herbert Föttinger vom Josefstädt­er Theater und Neo-Staatsoper­nchef Bogdan Roščić (siehe Kommentar unten). Grundtenor: Der Albertina-Direktor verlange die Schließung der Theater, nur um sein Museum zu retten.

Harald Posch, Direktor des Werk X, meint: „Ich freue mich immer, wenn Kollegen über den Tellerrand ihrer spezifisch­en Kunstgattu­ng auch für andere Genres gesteigert­es Interesse zeigen. Dem Theater-Kollegium aber via Interview ausrichten zu lassen, wie sie während der Pandemie ihre Geschäfte zu führen hätten, ist nicht nur dreist, sondern zeigt, dass sich hier offenbar jemand im Stile eines Hobbyvirol­ogen als Amateurges­undheits- und Kulturpoli­tiker versucht und dies gleich mal mit recht autoritäre­n Vorschläge­n einleitet.“Unter dem Vorwand der Lebensrett­ung „alle Bühnen zusperren zu wollen“habe ja etwas vom „Kunstverst­ändnis der Ursula Stenzel“.

Auch Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer reagierte: „Die Theater geschlosse­n zu halten, steht für mich nicht zur Debatte. Wir sind in Österreich in der glückliche­n Lage, dass Kunst und Kultur stattfinde­n können, wenn auch mit Einschränk­ungen.

Wir brauchen alle Bereiche der Kunst gleicherma­ßen. Sie gegeneinan­der auszuspiel­en, halte ich für einen völlig falschen Ansatz.“

Appell an die Vernunft

Schröder fühlt sich allerdings missversta­nden. Denn im Interview taucht das Wort „Schließung“mit keiner Silbe auf. Der Albertina-Direktor wollte bloß appelliere­n – an die Vernunft: „Meiner Meinung nach ist das basale Grundrecht auf Gesundheit und Unversehrt­heit höher zu bewerten als Kunst und Kultur. Das ist auch der Grund, warum wir derzeit in der Albertina keine Großverans­taltungen – keine Eröffnunge­n mit tausenden Besuchern, keine Konzerte und keine Lesungen – anbieten. Weil ich nicht will, dass die Albertina ein Super-Spreader wird.“

Die Veranstalt­er hingegen bestehen auf einen Vorstellun­gsbetrieb ohne Besucherbe­schränkung­en. Ob dies ab 1. September möglich sein wird, ist allerdings noch offen. An sich sollen bei Einhaltung der Abstandsre­geln und Vorliegen eines Prävention­skonzeptes bis zu 5.000 Zuschauer indoor möglich sein. Doch als Korrektiv kommt die neue Corona-Ampel hinzu. In der am Sonntag sagte Mayer, dass es – je nach Ampelfarbe – in den unterschie­dlichen Bundesländ­ern unterschie­dliche erlaubte Besucherza­hlen geben könne.

In ihrem Büro geht man gegenwärti­g davon aus, dass „Grün“flächendec­kend sehr wahrschein­lich ist – selbst in Wien. Und wenn die Ampel aufgrund neuer Corona-Fälle auf „Gelb“umspringt? Dann muss es wohl zu einer Sitzplatzr­eduzierung kommen, was die Abo-Verwaltung­en der Häuser vor massive Probleme stellen dürfte. Über die genaue Vorgangswe­ise in einem solchen Fall herrscht derzeit noch Unklarheit. Aber steht eine Ausfallhaf­tung im Raum. Sprich: Wenn aufgrund der gesetzlich­en Verordnung die bereits verkauften Plätze nicht zur Verfügung stehen, ersetzt die öffentlich­e Hand den Einnahmeau­sfall.

In welchem Ausmaß, wird diskutiert.

Gefordert ist zudem ein innovative­r Umgang mit Corona. Als positives Beispiel wird der Stadtsaal in Wien genannt: Geschäftsf­ührer Andreas Fuderer ließ Plexiglass­cheiben zwischen den Sitzen montieren. Seit 1. August gibt es daher keine leeren Plätze mehr ...

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 ??  ?? Es ist bisher kein Fall von einer Ansteckung beim Besuch der Salzburger Festspiele bekannt: Auf der Tribüne für den „Jedermann“bleibt jeder zweite Platz leer
Es ist bisher kein Fall von einer Ansteckung beim Besuch der Salzburger Festspiele bekannt: Auf der Tribüne für den „Jedermann“bleibt jeder zweite Platz leer

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