Über die Stadt gezogen
Vor allem in Südamerika setzen Städte auf neue Verkehrskonzepte
Branchengröße Doppelmayr. Immer mehr Städte rund um den Globus setzen im Kampf gegen den Verkehrskollaps auf Seilbahnen. Der Grund: Sie gelten als platzsparend, sicher, klimafreundlich, relativ günstig und schnell realisierbar. Seilgezogene Systeme sind laut Branchenkennern um ein- bis zwei Drittel günstiger machbar als herkömmliche Verkehrssysteme. Und sie sind meist schneller als Busse unterwegs, die ständig an roten Ampeln und im Stau stehen müssen, argumentieren Branchenvertreter.
So hat etwa die bolivianische Hauptstadt La Paz ein mehr als 30 Kilometer umfassendes Seilbahnnetz in Betrieb, das dem Vorarlberger Seilbahnbauer Doppelmayr einen seiner größten Aufträge der
Firmengeschichte eingebracht hat. Auch die 21-Millionen-EinwohnerStadt Mexiko-Stadt ersetzt aus Umweltschutz- und Zeitersparnisgründen den Bus-Pendelverkehr in den Norden der Stadt durch eine Doppelmayr-Seilbahn. Im Vietnam haben die Vorarlberger eine knapp vier Kilometer lange Seilbahn gebaut, die eine Insel mit der drittgrößten Stadt des Landes verbindet.
Auftraggeber Tourismus
Derzeit kommen bei der Firma Doppelmayr noch rund 80 Prozent der Aufträge aus der Tourismusbranche, das könnte sich aber ändern. „Wir gehen davon aus, dass der Anteil an urbanen Projekten in Zukunft steigen wird. Denn die rasant wachsende Urbanisierung erfordert neue und umweltfreundliche Mobilitätskonzepte“, sagt ein Unternehmenssprecher. Die größten Wachstumsmärkte sieht er derzeit in Asien, allen voran in China, das speziell im touristischen Bereich investiert. „Für urbane Seilbahnen sehen wir weltweit Potenzial. Derzeit befindet sich der Hotspot aber sicher in Südamerika.“
Von der Corona-Krise bleibt die Branche dennoch nicht verschont. Derzeit geht Doppelmayr von einem Umsatzrückgang von 20 Prozent im Geschäftsjahr 2020/21 aus. „Wie es sich wirklich entwickelt, können wir in den kommenden Monaten besser abschätzen.“Aktuell sind rund 500 der weltweit mehr als 3.000 Mitarbeiter (etwa die Hälfte davon in Österreich) in Kurzarbeit.