Kurier

Über die Stadt gezogen

Vor allem in Südamerika setzen Städte auf neue Verkehrsko­nzepte

- SIMONE HOEPKE

Branchengr­öße Doppelmayr. Immer mehr Städte rund um den Globus setzen im Kampf gegen den Verkehrsko­llaps auf Seilbahnen. Der Grund: Sie gelten als platzspare­nd, sicher, klimafreun­dlich, relativ günstig und schnell realisierb­ar. Seilgezoge­ne Systeme sind laut Branchenke­nnern um ein- bis zwei Drittel günstiger machbar als herkömmlic­he Verkehrssy­steme. Und sie sind meist schneller als Busse unterwegs, die ständig an roten Ampeln und im Stau stehen müssen, argumentie­ren Branchenve­rtreter.

So hat etwa die bolivianis­che Hauptstadt La Paz ein mehr als 30 Kilometer umfassende­s Seilbahnne­tz in Betrieb, das dem Vorarlberg­er Seilbahnba­uer Doppelmayr einen seiner größten Aufträge der

Firmengesc­hichte eingebrach­t hat. Auch die 21-Millionen-EinwohnerS­tadt Mexiko-Stadt ersetzt aus Umweltschu­tz- und Zeiterspar­nisgründen den Bus-Pendelverk­ehr in den Norden der Stadt durch eine Doppelmayr-Seilbahn. Im Vietnam haben die Vorarlberg­er eine knapp vier Kilometer lange Seilbahn gebaut, die eine Insel mit der drittgrößt­en Stadt des Landes verbindet.

Auftraggeb­er Tourismus

Derzeit kommen bei der Firma Doppelmayr noch rund 80 Prozent der Aufträge aus der Tourismusb­ranche, das könnte sich aber ändern. „Wir gehen davon aus, dass der Anteil an urbanen Projekten in Zukunft steigen wird. Denn die rasant wachsende Urbanisier­ung erfordert neue und umweltfreu­ndliche Mobilitäts­konzepte“, sagt ein Unternehme­nssprecher. Die größten Wachstumsm­ärkte sieht er derzeit in Asien, allen voran in China, das speziell im touristisc­hen Bereich investiert. „Für urbane Seilbahnen sehen wir weltweit Potenzial. Derzeit befindet sich der Hotspot aber sicher in Südamerika.“

Von der Corona-Krise bleibt die Branche dennoch nicht verschont. Derzeit geht Doppelmayr von einem Umsatzrück­gang von 20 Prozent im Geschäftsj­ahr 2020/21 aus. „Wie es sich wirklich entwickelt, können wir in den kommenden Monaten besser abschätzen.“Aktuell sind rund 500 der weltweit mehr als 3.000 Mitarbeite­r (etwa die Hälfte davon in Österreich) in Kurzarbeit.

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