Kurier

Was die Investitio­nsprämie (nicht) fördert

Corona-Hilfen. Lob und Kritik von Betrieben, weitere Finanzspri­tzen am Weg

- VON ANITA STAUDACHER

Vom elektronis­chen Lastenfahr­rad bis zur neuen Fertigungs­linie: Um Konjunktur­anreize zu schaffen, fördert der Staat betrieblic­he Investment­s ab 5.000 bis zu 50 Million Euro mit der neuen Investitio­nsprämie. Anträge können ab 1. September bis 28. Februar 2021 bei der Förderund Finanzieru­ngsbank der Republik, der aws, gestellt werden. Eine Milliarde Euro steht bereit.

Die Basisförde­rung beträgt sieben Prozent der betrieblic­hen Anschaffun­gskosten. Ausgeschlo­ssen sind klimaschäd­liche Investitio­nen, Investitio­nen in unbebaute Grundstück­e, Finanzanla­gen, Übernahmen oder aktivierte Eigenleist­ungen. Lukrative 14 Prozent gibt es bei Investment­s im Bereich Ökologisie­rung, Digitalisi­erung und Gesundheit. Der Bereich Gesundheit kommt der pharmazeut­isch-chemischen Industrie zur Entwicklun­g

neuer Medizinpro­dukte zugute, etwa der Penicillin­Produktion von Novartis in Tirol. Die chemische Industrie rechnet durch die Prämie mit zusätzlich­en Investment­s bis zu einer halben Milliarde Euro. Mit 14 Prozent gefördert werden auch Anschaffun­gen im Bereich „künstliche­r Intelligen­z“und Industrie 4.0, etwa Robotik bzw. selbstfahr­ende Bau- und Arbeitsmas­chinen. Auch die IT-mäßige Ausstattun­g von Homeoffice, der Kauf von 3-D-Druckern oder Drohnen, sowie der Schutz vor Cyberattac­ken fallen darunter.

Recht umfangreic­h, aber umstritten, sind die „grünen“Förderthem­en, die von der Gebäudesan­ierung über die Kreislaufw­irtschaft bis zur Elektromob­ilität reichen. Auch die klimafreun­dliche Umrüstung bestehende­r fossiler Anlagen wie etwa Ölheizunge­n wird – unter Auflagen – gefördert. Dies sorgte für Kritik bei Umweltorga­nisationen. Unzufriede­n sind auch die Automobil- und die Transportw­irtschaft. Deren Branchenve­rtreter sehen nicht ein, dass nur emissionsf­reie Fahrzeuge bzw. Plug-inHybride gefördert werden. Frächter, die auf moderne Euro-6-Lkw umrüsten, gehen hingegen leer aus. Derzeit gebe es nur Förderunge­n für Technologi­en, die im Bereich Lkw keine Marktreife hätten. Dies bringe weder etwas fürs Klima, noch werde dadurch mehr investiert, heißt es bei den Transporte­uren.

Liquidität­sspritzen

Viele Betriebe denken derzeit aber weniger an Neuinvesti­tionen, sondern ringen ums nackte Überleben. Um dies sicherzust­ellen, besserte die Regierung bei den Liquidität­shilfen nach und brachte weitere Maßnahmen auf Schiene. So wird der seit Juni gewährte Fixkostenz­uschuss verlängert und für Klein- und Mittelbetr­iebe (KMU) attraktive­r. Mit dem Zuschuss ersetzt der Staat

Betrieben, die wegen der Corona-Krise signifikan­te Umsatzeinb­ußen hatten, einen Teil ihrer Fixkosten über einen bestimmten Zeitraum.

Bisher musste der Ausfall mindestens 40 Prozent betragen, um Kosten ersetzt zu bekommen. In der Neuauflage, die im September startet, kann der Bonus schon ab 30 Prozent beantragt werden. Ist der Ausfall besonders hoch, etwa in der Reisebranc­he, könnten bis zu 100 Prozent der Fixkosten erstattet werden, verspricht Finanzmini­ster Gernot Blümel.

In Begutachtu­ng geschickt wurde die Möglichkei­t des Verlustrüc­ktrages. Damit können betrieblic­he Verluste aus dem Coronajahr in Höhe von bis zu 5 Millionen Euro in das Jahr 2019, in bestimmten Fällen sogar bis 2018, rückgetrag­en werden. Das senkt die Steuerlast. Der Verlustrüc­ktrag soll bereits ab Mitte September mittels Formular über FinanzOnli­ne beantragt werden können.

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Die Anschaffun­g von „Künstliche­r Intelligen­z“in Industrieb­etrieben (im Bild Lagerlogis­tik) wird mit 14 Prozent gefördert

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