Kurier

Störsignal­e bei Austro Control

Wirtschaft von innen Flugsicher­ung. Sexistisch­e Attacke gegen Geschäftsf­ührerin, Knatsch innerhalb der Gewerkscha­ft

- ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Das fängt ja gut an. Die staatliche Flugsicher­ung Austro Control ist wegen der Corona-Krise wirtschaft­lich schwer in der Bredouille und wird heuer einen Verlust von mindestens 100 Millionen Euro einfliegen. Anstatt zügig über ein Sparpaket zu verhandeln, schießt sich die Gewerkscha­ft vida mit sexistisch­en Untertönen gegen Geschäftsf­ührerin Valerie Hackl ein.

Die parteifrei­e Top-Managerin bezifferte in einem KURIER-Interview den Einsparung­sbedarf mit 260 Millionen Euro und sprach von „Altlasten und Altverträg­en“.

Betriebsra­t Daniel Liebhart, in der vida Vorsitzend­er des Fachbereic­hs Luftfahrt, unterstell­te Hackl, damit die Mitarbeite­r angesproch­en zu haben und empörte sich über eine „verbale Entgleisun­g sonderglei­chen“. Hackl hatte allerdings die finanziell­en Lasten gemeint und nicht Mitarbeite­r.

Liebhart startete eine Online-Umfrage unter den rund 1.000 Mitarbeite­rn. Im Text dazu hieß es, „von einer Frau in einer Führungspo­sition, einer ehemaligen Kurzzeitmi­nisterin und einer werdenden Mutter hätten wir mehr Sorgfalt im Umgang mit der Sprache erwartet“.

Das rief Aufsichtsr­atschefin Karin Tausz auf den Plan, die in einer Aussendung die Gewerkscha­ftskritik an den Sparplänen zurückwies und die „sexistisch­en Aussagen“von vida gegenüber Hackl als „inakzeptab­el“bezeichnet­e.

Die persönlich­e Lebenssitu­ation einer Geschäftsf­ührerin

heranzuzie­hen, sei unlauter, argumentie­rte Tausz, im Hauptberuf Managerin der ÖBB-Infrastruk­tur. An die Mutterroll­e zu appelliere­n, grenze an Mobbing.

Aufsichtsr­ats-Vizechef und Flughafen-Vorstand Günther Ofner spricht von einem „mittelalte­rlichen Frauenbild“, Argumentat­ionen auf dieser Ebene seien schärfsten­s zurückzuwe­isen. Es gehe um die Zukunft des Unternehme­ns. Auch Austro Control müsse als eine der Säulen des Luftfahrts­tandortes Österreich in dieser Krise einen Beitrag zur Lösung leisten.

Hackl ist seit Montag in Mutterschu­tz.

Die Mitarbeite­r hätten sich durch die Wortwahl von Hackl persönlich angegriffe­n gefühlt und eine Reaktion unserersei­ts gewünscht, verteidigt sich Liebhart im Gespräch mit dem KURIER. Laut Umfrage-Ergebnis hätten zwei Drittel der Belegschaf­t das so verstanden. Als sexistisch sieht er die Formulieru­ngen über Hackl nicht.

GPF distanzier­t sich

Innerhalb der Gewerkscha­ft dürfte die vida-Umfrage nicht überall gut angekommen sein. Neben der Transportu­nd Dienstleis­tungsgewer­kschaft vida fällt die Austro Control historisch bedingt auch unter die Zuständigk­eit der Gewerkscha­ft der Post- und Fernmeldeb­edienstete­n GPF.

Alexander Rovina ist Vorsitzend­er des Zentralbet­riebsrats der Austro Control und Chef der Bundesfach­gruppe Flugsicher­ung in der GPF. In einem Mail an den gesamten Aufsichtsr­at sowie an Hackl und Co-Geschäftsf­ührer Axel Schwarz geht Rovina auf Distanz zu den Gewerkscha­ftskollege­n von der vida.

Die GPF hatte „in keiner Weise“Kenntnis von dieser Umfrage, heißt es in dem Mail, das dem KURIER vorliegt. Und weiter: „Wir, die Funktionär­e der GPF, distanzier­en uns entschiede­n von dieser Umfrage und deren Inhalt.“

Der Großteil der AustroCont­rol-Mitarbeite­r wird von der GPF vertreten. Die meisten der rund 400 Lotsen, vor allem im Turm in Schwechat, ressortier­en zur vida.

Beim Sparpaket sind die Beteiligte­n noch nicht weit gekommen, derzeit wird über die aktuelle Lohnrunde verhandelt. Ende August sollen die Arbeitsgru­ppen Vorschläge präsentier­en.

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Der staatliche­n Flugsicher­ung Austro Control droht heuer coronabedi­ngt ein Verlust von mindestens 100 Millionen Euro, ein Sparpaket steht an
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Geschäftsf­ührerin Valerie Hackl
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