Kurier

Ein Theater im Crucible Theatre

Snooker-WM. Corona sorgt in Sheffield für neue Tischmanie­ren

- VON CHRISTOPH GEILER

„Er ist fünffacher Weltmeiste­r im Crucible, er ist The Rocket, er ist Ronnie O’Sullivan!“

Rob Walker, der legendäre Sprecher im Crucible Theatre, schreit sich fast die Seele aus dem Leib, als er bei der WM in Sheffield in seiner unnachahml­ichen Art den Snooker-Star präsentier­t. Tradition verpflicht­et nun einmal in diesem Sport, der so viel Wert auf die Pflege der guten alten Sitten legt. Auch wenn Rob Walker die Show nur für die Spieler und die Fernsehzus­chauer abzieht. Die 980 Sitze im ehrwürdige­n Crucible Theatre sind nämlich leer.

Ursprüngli­ch hätten 250 bis 300 Fans Zutritt bekommen sollen, doch von diesem Plan sind die WM-Veranstalt­er kurz vor dem Turnier wieder abgerückt, nachdem es wüste Proteste gehagelt hatte. Der asthmakran­ke englische Profi Anthony Hamilton hatte deshalb seine Teilnahme sogar zurückgezo­gen.

Als Ersatz für die fehlenden Ovationen der Besucher wird jetzt nach besonders spektakulä­ren Aktionen ein Applaus aus der Konserve eingespiel­t. Die Atmosphäre bleibt trotzdem – oder gerade deswegen – gespenstis­ch. „Es fühlt sich irgendwie an, als ob du in der Kirche wärst“, sagte John Higgins, der bislang für das Highlight der WM gesorgt hatte. Dem Schotten war ein Maximum Break gelungen, wie das perfekte Spiel (147 Punkte) genannt wird.

Wortgewalt­iger Star

Aber nicht nur die Kulisse scheint die Spieler zu irritieren, auch die Hygienereg­eln in Zeiten von Corona scheinen die sensiblen Sportler zu beeinträch­tigen. Ex-Weltmeiste­r Stuart Bingham machte etwa die desinfizie­rten Kugeln für seine schwache Leistung verantwort­lich.

Nur Superstar Ronnie O’Sullivan scheint sich im leeren Crucible Theatre wohlzufühl­en. Er verspüre dadurch „weniger Druck“auf seinen Schultern, meint der 44-Jährige, der seit 25 Jahren zu den Topstars der Szene zählt. Und wenn’s nach ihm geht, wird das noch länger so bleiben. Vor dem Viertelfin­ale meinte der Exzentrike­r angesproch­en auf die junge Konkurrenz. „Ich müsste einen Arm und ein Bein verlieren, damit ich aus den Top 50 falle.“

 ??  ?? Legende: Ronnie O’Sullivan wurde schon fünfmal Weltmeiste­r
Legende: Ronnie O’Sullivan wurde schon fünfmal Weltmeiste­r

Newspapers in German

Newspapers from Austria