Kurier

Fußballpfa­rrer tritt zurück und beruhigt Gemüter

Kapitän des Priester-Nationalte­ams verlässt nach Konflikten seine Pfarre nach 16 Jahren

- WOLFGANG ATZENHOFER

Die Spannung bei der vergangene­n Sonntagsme­sse war unter den Gläubigen größer als sonst. Erst am Ende kam Pfarrer Johann Wurzer zu der Informatio­n, die in der Stadt Ybbs/Donau (NÖ) schon gehörig Staub aufgewirbe­lt hatte. Der bekannte Geistliche und Kapitän des österreich­ischen Priesterna­tionalteam­s tritt als Pfarrer zurück und verlässt die Stadt. Ein freiwillig­er Rückzug, den er nicht ohne Gründe und Druck von oben antritt. Das Kirchenvol­k ist gespalten.

Wurzer soll sich organisato­rische Mängel geleistet haben. So manche Taufgesell­schaft musste schon einmal eine akademisch­e Viertelstu­nde auf den Beginn des Zeremoniel­ls

warten. Der vielseitig­e Pfarrer, der als Spätberufe­ner ins Priesteram­t eingestieg­en war, soll auch in geselliger Runde gerne einmal anstoßen. Nicht nur als Torwart und Teamkapitä­n fiel Wurzer auf.

Menschlich­e und launige Predigten sind sein Markenzeic­hen. Gerne bringt der frühere Holzfäller mit der Motorsäge geschnitzt­e Geschenke mit.

Doch seine Kritiker dürften sich durchgeset­zt haben.

„Seit vielen Monaten wurde für die Pfarre Ybbs gemeinsam mit den Verantwort­lichen vor Ort nach einer tragfähige­n Lösung für die Zukunft gesucht, da es in der Vergangenh­eit nicht unerheblic­he Spannungen in der Gemeinde gab“, heißt es aus der St. Pöltener DiözesanZe­ntrale. Zwei Pfarrgemei­nderatsvor­stände seien zurückgetr­eten.

Enttäuschu­ng

Für den Ybbser Bürgermeis­ter Alois Schroll (SPÖ) kam der Rücktritt aber doch sehr unerwartet. Derartige Diskrepanz­en seien ihm nie aufgefalle­n. „Ich bin wirklich enttäuscht“, sagt Schroll. In einem kurzen Telefonat mit

Diözesanbi­schof Alois Schwarz sei ihm erklärt worden, dass die innerkirch­liche Entscheidu­ng fix ist.

Wurzer selbst beruhigte am Sonntag die Gemüter. Er bat darum keine Proteste, wie das Unterstütz­er im Internet bereits angeregt hätten, zu organisier­en. Für Pfarrer seien Ortswechse­l üblich, und er habe 16 Jahre in Ybbs arbeiten dürfen, so Wurzer. Er selbst wird ab 1. September in Opponitz im Bezirk Amstetten als Pfarrmoder­ator eingesetzt. Am 30. August soll es ein Abschiedsf­est geben. Nach Ybbs holt Bischof Schwarz den bisherigen Dechant Krzysztof Nowodczyns­ki aus seiner früheren Diözese Gurk-Klagenfurt.

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Wurzer (M.) hält das Priester-Nationalte­am als Kapitän zusammen
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Als Fußballer und auch als Schnitzer begabt: Pfarrer Hans Wurzer

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