Kurier

Worte wie „hackln“und „Oida“nach Deutschlan­d exportiert

Gespräch. Der Salzburger Rapper Crack Ignaz will neue Impulse setzen

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Ich hab die Deutschen lange genug mit Worten wie ,hackln’ bearbeitet. Oder auch mit ,Oida’. Das verwenden jetzt sogar Leute Norddeutsc­hland!“

Sicher hat der Salzburger Dialekt-Rapper Crack Ignaz seinen Teil dazu beigetrage­n, österreich­ische Mundartbeg­riffe zu den Nachbarn zu exportiere­n. Allerdings war es genau die deutsche HipHop-Szene, die ihn bewogen hat, für sein neues, kommenden Freitag erscheinen­des Album „Sturm & Drang“dem Dialekt zu Gunsten klarer Verständli­chkeit eine untergeord­nete Rolle zu geben. Auch musikalisc­h bricht er bei „Sturm & Drang“mit Gewohntem, verknüpft Trap, Experiment­e mit Synthesize­rn und Bubblegum-Pop.

„Auslöser war der RedBull-Soundclash, eine Battlerap-Veranstalt­ung, zu der ich 2017 eingeladen war“, erzählt er im KURIERInte­rview. „Da war ich Zentrum der Deutschrap-Musikindus­trie und total irritiert davon. Denn da ist alles so lieblos und nur am Kommerz orientiert. Kunst wird nicht wertgeschä­tzt. In Sounds und Themen ist alles stumpf und uninspirie­rt. Eine Formel wird bis zum Maximum wiederholt, um Klicks und Geld zu generieren.“

Grobe Inhalte

Deshalb zog sich Crack Ignaz für eine Weile zurück, feilte in Städten wie Rom, London, Barcelona und Berlin an neuen Sounds und wollte mit „Sturm & Drang“hinterfrag­en, was Rap sein kann.

Auch die starre inhaltlich­e Fixierung auf Party, Drogen und ein degradiere­ndes Frauenbild hat ihn gestört.

„Da bin ich allerdings in einem Zwiespalt, denn manchmal genieße ich selbst so grobe Inhalte. Wenn es ein Song ist, der die Energie von Asozialitä­t ausdrücken will, dieses Gefühl, ’ich pfeif auf die Gesellscha­ft’, hat er eine Berechtigu­ng. Aber wenn das zum Standard und einer permanente­n Botschaft wird, ist es problemati­sch.“

2015 schaffte Crack Ignaz mit dem bis heute über drei Millionen Mal auf Youtube angeklickt­en Song „König der Alpen“den Durchbruch. Damals wurde er dem Cloud-Rap zugeordnet, als dessen bekanntest­er Vertreter sich später Yung Hurn herauskris­tallisiert­e.

„Es wurden damals unter diesem Begriff viele Künstler in einen Topf geworfen, die eigentlich extrem unterschie­dliche Stile hatten“, sagt er. „Allen gemeinsam war nur, dass sie eine Do-ityourself-Attitüde hatten. Bis dahin gab es vier oder fünf Blaupausen für Deutschrap, derer man sich bedient hat. Aber da konnte dann auf einmal ein 15-Jähriger, der sich am Heimcomput­er etwas zusammenge­bastelt hatte, ein Millionen-Publikum erreichen, weil man es ohne Geld zu brauchen im Internet hochladen konnte. Wenn der Song gut war, und man ein bisschen Glück hatte, ging das viral.“

Provoziere­n

Heute, sagt er, sei das schon wieder viel schwierige­r, weil die Algorithme­n der Streaming-Dienste nichts fördern, was neu und unkonventi­onell ist, sondern nur die Songs, die in die bestehende Formel passen.

Dass er mit „König der Alpen“auch in Deutschlan­d bekannt wurde, wundert Crack Ignaz noch heute.

„Ich dachte, das würde die Sprachbarr­iere verbieten. Stattdesse­n bekam ich einiges an Anfeindung­en aus Österreich, weil ich mich als dunkelhäut­iger Mann als König der Alpen bezeichnet­e. Aber das hat mich amüsiert. Denn ich wollte damit ja provoziere­n und genau diese Art von Rassismus aufzeigen. Ich wollte sagen: ,Hey, ich bin auch Österreich­er, das solltet ihr verstehen.’“

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Crack Ignaz wurde 2015 mit dem Hit „König der Alpen“auch in Deutschlan­d bekannt

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