Bombendrohung per Massen-Mail
Betrug. Am Dienstag erhielten Firmen und Behörden im ganzen Land das gleiche Erpressungs-Mail. Bomben gab es keine
Erpressung. Zahlreiche Firmen erhielten Drohschreiben: Gefordert wurden 20.000 Dollar, sonst explodiere eine Bombe. Sogar der Wiener Hauptbahnhof war gesperrt.
Meine Kontaktperson hat in ihrem Gebäude eine Bombe versteckt. Sie ist klein und gut versteckt. Das Gebäude wird bei einer Explosion nicht einstürzen, aber es wird viele Verletzte geben – diese Zeilen mussten Dienstmorgen Mitarbeiter mehrerer Firmen in ganz Österreich lesen.
Sie hatten ein Schreiben per eMail erhalten. Nur gegen eine Zahlung von 20.000 Dollar in der Kryptowährung Bitcoin könnte die Zündung verhindert werden.
Gleich vorweg: Es waren leere Drohungen, die Kriminelle als Betrugsmasche anwendeten. Das war zunächst aber noch nicht klar.
Deshalb nahm die Polizei die Bombendrohungen sehr ernst. Wiener Kriminalisten sperrten nach der Alarmierung von Bankangestellten in der Taborstraße in Wien-Leopoldstadt einen kompletten Straßenzug und suchten nach der Bombe. Auch in Ottakring und am Hauptbahnhof kam es nach der Drohung gegen Unternehmen zu Polizeisperren, in Oberösterreich, Salzburg und Tirol rückten die Einsatzkräfte wegen des gleichen eMails aus.
Gesendet wurden die Zeilen von einem Absender namens „Lumba Attack Squad“. Wenn meine Kontaktperson
Polizei vor dem Gebäude sieht, wird sie die Bombe zünden – steht in dem Schreiben. Regelrecht „kundenfreundlich“zeigten sich die Kriminellen allerdings in Sachen Zahlungsmodalitäten. Sie erklärten ihren Opfern in dem eMail, wie man mit der Kryptowährung Bitcoin Zahlungen leisten kann und schrieben dazu, dass es „nichts Persönliches“sei.
Bekannte Masche
Nachdem klar war, dass es sich nicht um eine reale Bedrohung, sondern um Cybercrime handelt, übergab die Polizei die Ermittlungen an das Bundeskriminalamt (BK). Dort gibt es die
„Arbeitsgruppe Erpressungsmail“, die nach den Hintermännern solcher CybercrimeMaschen sucht. Laut den Kriminalisten handelt es sich um ein Massenphänomen.
In der derzeit auftretenden Welle von Bombendrohungen würden demnach vor allem Firmen, bei denen sich die Täter Zahlungen größerer Geldbeträge erhoffen, kontaktiert.
„Es gibt einen großen Kreis an Empfängern, darunter viele Firmen und Behörden in allen Bundesländern. Wie viele Unternehmen genau betroffen waren, ist noch Gegenstand der Ermittlungen“, bestätige Harald Sörös, Sprecher des Innenministeriums
dem KURIER. Ein IT-Unternehmer aus Tirol konnte auf Anfrage bestätigen, dass mehrere seiner Kunden sich deshalb an ihn gewendet hatten.
Absender unbekannt
Er meldete dem Betreiber des Servers, dass es eine Attacke gab und fand außerdem heraus, dass das eMail über einen kanadischen Provider versendet wurde. Das bedeutet aber nicht, dass auch die Täter in Kanada zu finden sind. Kriminelle die sich auf Betrug via Internet spezialisiert haben, nutzen in den meisten Fällen Anbieter aus anderen Ländern, um ihre Spuren zu verwischen.