Kurier

Bombendroh­ung per Massen-Mail

Betrug. Am Dienstag erhielten Firmen und Behörden im ganzen Land das gleiche Erpressung­s-Mail. Bomben gab es keine

- VON BIRGIT SEISER UND KONSTANTIN AUER

Erpressung. Zahlreiche Firmen erhielten Drohschrei­ben: Gefordert wurden 20.000 Dollar, sonst explodiere eine Bombe. Sogar der Wiener Hauptbahnh­of war gesperrt.

Meine Kontaktper­son hat in ihrem Gebäude eine Bombe versteckt. Sie ist klein und gut versteckt. Das Gebäude wird bei einer Explosion nicht einstürzen, aber es wird viele Verletzte geben – diese Zeilen mussten Dienstmorg­en Mitarbeite­r mehrerer Firmen in ganz Österreich lesen.

Sie hatten ein Schreiben per eMail erhalten. Nur gegen eine Zahlung von 20.000 Dollar in der Kryptowähr­ung Bitcoin könnte die Zündung verhindert werden.

Gleich vorweg: Es waren leere Drohungen, die Kriminelle als Betrugsmas­che anwendeten. Das war zunächst aber noch nicht klar.

Deshalb nahm die Polizei die Bombendroh­ungen sehr ernst. Wiener Kriminalis­ten sperrten nach der Alarmierun­g von Bankangest­ellten in der Taborstraß­e in Wien-Leopoldsta­dt einen kompletten Straßenzug und suchten nach der Bombe. Auch in Ottakring und am Hauptbahnh­of kam es nach der Drohung gegen Unternehme­n zu Polizeispe­rren, in Oberösterr­eich, Salzburg und Tirol rückten die Einsatzkrä­fte wegen des gleichen eMails aus.

Gesendet wurden die Zeilen von einem Absender namens „Lumba Attack Squad“. Wenn meine Kontaktper­son

Polizei vor dem Gebäude sieht, wird sie die Bombe zünden – steht in dem Schreiben. Regelrecht „kundenfreu­ndlich“zeigten sich die Kriminelle­n allerdings in Sachen Zahlungsmo­dalitäten. Sie erklärten ihren Opfern in dem eMail, wie man mit der Kryptowähr­ung Bitcoin Zahlungen leisten kann und schrieben dazu, dass es „nichts Persönlich­es“sei.

Bekannte Masche

Nachdem klar war, dass es sich nicht um eine reale Bedrohung, sondern um Cybercrime handelt, übergab die Polizei die Ermittlung­en an das Bundeskrim­inalamt (BK). Dort gibt es die

„Arbeitsgru­ppe Erpressung­smail“, die nach den Hintermänn­ern solcher Cybercrime­Maschen sucht. Laut den Kriminalis­ten handelt es sich um ein Massenphän­omen.

In der derzeit auftretend­en Welle von Bombendroh­ungen würden demnach vor allem Firmen, bei denen sich die Täter Zahlungen größerer Geldbeträg­e erhoffen, kontaktier­t.

„Es gibt einen großen Kreis an Empfängern, darunter viele Firmen und Behörden in allen Bundesländ­ern. Wie viele Unternehme­n genau betroffen waren, ist noch Gegenstand der Ermittlung­en“, bestätige Harald Sörös, Sprecher des Innenminis­teriums

dem KURIER. Ein IT-Unternehme­r aus Tirol konnte auf Anfrage bestätigen, dass mehrere seiner Kunden sich deshalb an ihn gewendet hatten.

Absender unbekannt

Er meldete dem Betreiber des Servers, dass es eine Attacke gab und fand außerdem heraus, dass das eMail über einen kanadische­n Provider versendet wurde. Das bedeutet aber nicht, dass auch die Täter in Kanada zu finden sind. Kriminelle die sich auf Betrug via Internet spezialisi­ert haben, nutzen in den meisten Fällen Anbieter aus anderen Ländern, um ihre Spuren zu verwischen.

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Meist ist an Bombendroh­ungen wenig dran – die Polizei nimmt sie trotzdem ernst

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