Kurier

Kassasturz beim Pop-up-Pool

Der Pop-up-Pool regt auf – auch wegen der Kosten / Bühne am Gürtel bleibt

- VON STEFANIE RACHBAUER UND JOSEF GEBHARD

Faktenchec­k. Der Pool am Gürtel regt auf – auch wegen der Kosten. Wie diese zustande kommen.

Hohe Wellen schlug der Pool, der Anfang August als Pop-upProjekt auf der Gürtel-Kreuzung zwischen Felberstra­ße und Stollgasse aufgestell­t wurde. Hohe Wellen schlägt auch seine Verlegung in den Auer-von-Welsbach-Park (der

KURIER berichtete) – nicht zuletzt wegen der damit verbundene­n Kosten. Die wichtigste­n Fragen an Antworten dazu.

Was kostet das Projekt?

Eine „Kostenexpl­osion auf bereits 360.000 Euro“ortete die ÖVP am Dienstag. Gerhard Zatlokal, Vorsteher im 15. Bezirk (SPÖ) und Mastermind hinter dem Projekt, amüsiert das: „Man könnte fast glauben, diese Zahl hat Finanzmini­ster Blümel ausgerechn­et.“Tatsächlic­h würden nach derzeitige­m Stand maximal 230.000 Euro anfallen. 80.000 davon für die zweite Phase – konkret für die Verlegung in den Park und den Betrieb an seinem neuen Standort.

Nicht schlagend würden hingegen jene 110.000 Euro, die angeblich veranschla­gt wurden, damit die Ampelschal­tungen

angepasst werden können. Dies sei bis dato nicht erfolgt.

Wer bezahlt wie viel?

Die 150.000 Euro für die erste Projektpha­se am Gürtel bezahlt zum Großteil der

15. Bezirk: 100.000 Euro machte der Kulturauss­chuss für das Vorhaben frei. Ein großer Teil davon geht als Mietkosten an die Agentur Artphalanx: Ihr gehört der Pool und sie wickelt das Projekt ab. Weitere 10.000 Euro steuerte der

7. Bezirk bei: Bezahlt wurde damit die Holzbühne (samt Infrastruk­tur wie Stromleitu­ngen), die im Emil-Maurer-Park (der Grünstreif­en zwischen den Gürtel-Fahrbahnen) aufgebaut ist – und für Konzerte und Workshops genutzt wird. Die restlichen 40.000 Euro teilen sich die Mobilitäts­agentur und die Institutio­n Kunst im öffentlich­en Raum.

Etwas anders verhält es sich mit den 80.000 Euro für die zweite Phase. Sie sollen aus einem Topf mit 100.000 Euro kommen, den die MA 53 (Presseund Informatio­nsdienst) verwaltet. Über einen Antrag des Bezirks muss noch entschiede­n werden. Laut Zatlokal

sei auf Bezirksebe­ne beschlosse­n worden, das Geld für Klimaschut­z-Maßnahmen auszugeben. Als solche sei auch der Pool im Auer-von-Welsbach-Park zu betrachten.

Warum wurde als zweiter Standort des Pools ausgerechn­et ein Park ausgewählt?

Das wirkt in der Tat etwas merkwürdig, wurde doch das ursprüngli­che Projekt am Gürtel als eine Art Testballon für eine Verkehrsbe­ruhigung dieses Stadtteils präsentier­t. Eine solche hat der Park freilich nicht nötig. Für Zatlokal ist er dennoch der ideale neue Standort: „Wie beim Gürtel befand sich auch dort früher jahrzehnte­lang ein Kinderfrei­bad.“Mit dem Pool wolle man testen, ob sich diese Idee dort dauerhaft wiederbele­ben lässt.

„In den 70er- und 80er-Jahren sind diese Bäder schrittwei­se verschwund­en. Damals ging aber auch die Bevölkerun­gszahl der Stadt zurück“, sagt der Bezirksvor­steher. Angesichts des enormem Bevölkerun­gswachstum­s könnten solche Freizeitei­nrichtunge­n – vor allem im dichtverba­uten Stadtgebie­t – wieder gefragter werden.

Wer braucht im Herbst in Wien einen Freiluft-Pool?

Bis zum 11. Oktober (also dem Wahl-Sonntag) kann im Pool im Park gebadet werden. Immerhin sei es in den vergangene­n Jahren im September und Oktober noch sommerlich warm gewesen, sagt Zatlokal. Zudem sei der Pool beheizbar. Das entspricht nicht unbedingt dem ökologisch­en Gedanken des Projekts. Zatlokal kann sich aber vorstellen, dass das Becken mit Solarenerg­ie geheizt wird, sollte es bleiben.

Was bleibt noch von dem Projekt?

Neben einem möglichen fixen Freibad im Auer-Welsbach-Park und der eröffneten Diskussion um die Verkehrsbe­ruhigung des Grätzels beim Westbahnho­f hat das Projekt schon jetzt ein konkretes Ergebnis: Wie der KURIER erfahren hat, bleibt die Bühne im Emil-Maurer-Park. Das hat der 7. Bezirk beschlosse­n. Dort sollen weiterhin Gratis-Kultureven­ts stattfinde­n. Und: Wenn die Bühne frei ist, können sie Bands oder Chöre als Freiluft-Proberaum nutzen. Interessie­rte können sich beim Bezirk melden.

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